Köln – Es soll kein Protestsong sein, sondern ein Weckruf: In ihrem neuen Song „Frühling Winter“ thematisiert die Kölner Band OK Kid die Krise der Kulturbranche. „Es ist Frühling in der Stadt und die Welt steht still“, heißt es zu Beginn. Von Frühling bis Winter kaum Kultur, von Frühling bis Winter keine Konzerte. Das zum Song gehörende Video drehten die Musiker in der leeren Kölner Philharmonie. Das Lied trifft einen Nerv: In rund zehn Tagen sammelte es eine halbe Million Klicks bei Streaming-Anbietern und auf sozialen Netzwerken.
Karneval-Streams auf ksta.de
Konzertstreams unterschiedlicher Musikrichtungen präsentiert der „Kölner Stadt-Anzeiger“ auf ksta.de in Kooperation mit Dringeblieben/Rausgegangen über die Karnevalstage.
Am Karnevalsfreitag gibt es ab 20 Uhr eine kleine Version der Kult-Party Humba: das „Humba Fastelovend Festivälchen“ im Weißen Holunder. Auf der Bühne stehen, coronakonform aufgezeichnet, Schängs Schmölzje mit Gast Jürgen Becker, Chanson Trottoir, Stella Tonon, Melchi Vepoyoum, Def Benski und Amy Brauhaus.
Karnevalssamstag gibt es ab 20 Uhr ein Konzert und DJ-Set aus dem Club Bahnhof Ehrenfeld. Bereits bestätigt ist Jonas Schubert mit einem „OK Kid-DJ-Set“. Am Karnevalssonntag ab 17.11. Uhr findet der Sessions-Abschluss von „Loss mer singe zo Hus “ mit den elf noch geheimen Sieger-Liedern zum Mitsingen statt.
Mit dem kostenfreien Angebot verbunden ist die Bitte, an die Klubkomm und die Hilfsaktion des Festkomitees zu spenden.
Song behandelt Krise der Kulturbranche und gesellschaftliche Themen
„Für unsere Verhältnisse ist das viel“, sagt OK Kid-Sänger Jonas Schubert dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Die Pop-Band erreichte mit ihrem letzten Album „Sensation“ Platz 15 der Charts und war 2018 für die „1-Live-Krone“ nominiert. „Das freut uns natürlich. Noch viel wichtiger ist für uns aber, dass die Leute unsere Message verstehen und man die Kulturschaffenden nicht vergisst.“ Nicht vergessen hat die Band auch die rechte Gewalt in Hanau und die „Black Lives Matter“-Bewegung. Die fehlende gesellschaftliche Aufarbeitung dieser Themen macht die Band wütend. „Wir waren alle auf der Demo. Was ist heut' davon noch da?“, ist eine Zeile im Songtext.
Nicht nur deshalb nennt die Band den Song das wohl wichtigste Stück, das sie je gemacht haben. „Wir haben seit einem Jahr nicht mehr live gespielt. Die Emotion, die das auslöst, ist krasser, als alles zuvor“, erklärt Schubert.
Videodreh in der Philharmonie sorgte für „Gänsehaut“
Der Videodreh mit Orchesterstreichern und Tänzerinnen und Tänzern in der Philharmonie habe dementsprechend „Gänsehaut ausgelöst“. Die Stadt förderte den Dreh und stellte den Raum zur Verfügung. „Die Philharmonie ist für uns der Konzertort in Köln. Man wird ehrfürchtig, wenn man darein geht“, sagt Schubert.
Die freie Kulturszene hingegen, abseits der großen Opern- und Schauspielhäuser, erhält der Band nach zu wenig Förderung. Umso wichtiger war es den Musikern, den Mitwirkenden am Video von „Frühling Winter“ Arbeit zu normalen Konditionen möglich zu machen. „Das wäre ohne die Unterstützung der Stadt Köln nicht gegangen. Da sind wir sehr dankbar für“, sagt der OK Kid-Sänger.
Dabei sind OK Kid selbst noch in einer relativ komfortablen Situation. „Wir haben gerade neue Studioräume in Ehrenfeld bezogen und arbeiten dort an unserem nächsten Album“, erzählt Schubert. „Wir können arbeiten, wir können kreativ sein. Aber viele Bekannte von uns aus Köln sehen sich gerade in ihrer Existenz bedroht.“ Die Einnahmen des Songs spendet die Band deshalb an die Initiative „Alarmstufe Rot“, die Kulturschaffende in der Krise unterstützt.