Während überall in Köln offenbar gefeiert wurde wie immer, war es rund um die Zülpicher Straße leerer als sonst.
Zülpicher Viertel und Aachener WeiherAn den Karnevals-Hotspots war deutlich weniger los – Spielt Tiktok eine Rolle?
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Überwiegend gähnende Leere herrschte Weiberfastnacht im Hiroshima Nagasaki Park und am Aachener Weiher.
Copyright: Florian Holler
Wo man im Zülpicher Viertel auch hinsah an Weiberfastnacht – es war deutlich weniger los als in den Vorjahren. Wurde die Zülpicher Straße in den vergangenen Jahren häufig schon vor 11.11 Uhr wegen drohender Überfüllung gesperrt, blieben die Zugänge diesmal den ganzen Tag geöffnet. Auch die Ausweichfläche an der Uni-Mensa war zu keinem Zeitpunkt ausgelastet. Noch trister das Bild am Aachener Weiher und im Hiroshima-Nagasaki-Park: Hier standen mehr Bauzäune als Jecke. Was sind die Gründe? Hat das Zülpicher Viertel unter den jungen Jecken an Attraktivität verloren?
Möglicherweise. Immerhin war es an den übrigen Karnevals-Hotspots etwa in der Altstadt oder in der Südstadt offensichtlich so voll wie immer. Hat die Terrordrohung des Islamischen Staates Anfang der Woche womöglich vor allem Feiernde abgeschreckt?
Köln: Fragwürdige Videos zu IS-Drohung auf Tiktok
Unklar. Auf Tiktok, das vor allem von Jüngeren genutzt wird, kursierten jedenfalls zahlreiche, teils fragwürdige Videos zu der IS-Drohung im Netz. „Eilmeldung: Der IS droht jetzt Deutschland mit Anschlägen auf Karneval. Hör gut zu und zeig das allen deinen Freunden, das ist kein Scherz“, sagt etwa ein junger Mann in die Kamera, untermalt ist das Video von dramatischer Musik. Auf einem anderen Video, das mehr als Hunderttausend Menschen gesehen haben, warnt eine junge Frau: „Es ist ein Anschlag an Karneval geplant. In Frankfurt, Hamburg, Köln, die ganzen Großstädte. Passt auf eure Familien auf.“ Dabei bezog sich die IS-Drohung explizit auf den Alter Markt, nicht auf das Zülpicher Viertel.
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In der Altstadt aber wurde ausgelassen und friedlich gefeiert. Dass es hier deutlich leerer als sonst war, lässt sich nicht behaupten. Die Polizei hatte ihr Einsatzkonzept nach der IS-Ankündigung noch einmal angepasst und die Präsenz auf dem Alter Markt erhöht, um die Sicherheit und das Sicherheitsgefühl der Menschen zu erhöhen, wie ein Sprecher mitteilte.
Die Vorfreude auf den Rosenmontagszug ist ungebrochen – wir lassen uns unseren Karneval nicht nehmen
Die Altstädter, die die Feier auf dem Alter Markt veranstalten, teilen auf Anfrage mit: „Fast 100 Prozent der Ticketkäufer sind unserem Vernehmen nach auch erschienen.“ Lediglich ein einzelner habe mit der Begründung der Terror-Drohung im Vorfeld versucht, seine Karten wieder abzugeben.
Auch in den Veedeln ließ sich keine große Zurückhaltung beobachten. Die Nippeser Bürgerwehr etwa schreibt auf Anfrage: „Im Gegenteil, bei unserer gestrigen Straßensitzung auf dem Wilhelmplatz, immerhin Kölns wahrscheinlich größte, für Besucherinnen und Besucher kostenfreie, Eröffnung des Straßenkarnevals haben mehrere tausend Menschen ausgelassen, aber friedlich gefeiert.“ Das beweisen auch Fotos des gut gefüllten Wilhelmplatzes.
Auch für die kommenden Veranstaltungen, die Partys am Karnevalssamstag- und Dienstag sowie für die Rosenmontagstribüne habe es keine Anfragen für Ticketrückgaben bei der Nippeser Bürgerwehr gegeben. Das gleiche berichten auf Nachfrage auch die Ehrengarde, die Altstädter und die Roten Funken. Pressesprecher Boris Müller sagt, dass es ganz im Gegenteil noch weitere Nachfragen nach Tickets gegeben habe. „Die Vorfreude auf den Rosenmontagszug ist ungebrochen – wir lassen uns unseren Karneval nicht nehmen!“
Auch das Festkomitee habe für seine Tribünen noch keine derartigen Anfragen aus Sicherheitsbedenken erhalten. Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn zieht auch zu Weiberfastnacht eine positive Bilanz: „Auch wir haben beobachtet, dass die Jecken, die sich in die Altstadt und in die Veedel aufgemacht hatten, ganz besonders viel Spaß hatten und friedlich und sicher feiern konnten.“