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Symposium im RathausWas Köln von Hamburg für den Wohnungsbau lernen kann

Lesezeit 3 Minuten
Eigentlich sollen jährlich 6000 Wohnungen in Köln neu gebaut werden, um dem steigenden Bedarf an Wohnraum nachzukommen (Archivbild).

Eigentlich sollen jährlich 6000 Wohnungen in Köln neu gebaut werden, um dem steigenden Bedarf an Wohnraum nachzukommen (Archivbild).

Die Verwaltung hat Architekten und Politiker ins Rathaus geladen, um zu diskutieren, wie in Köln mehr Wohnungen entstehen können. Das sind die Ideen.

In einem Punkt herrscht Einigkeit: Köln braucht mehr Wohnungen, sehr viel mehr. Doch dieses Ziel rückt bislang nicht nennenswert näher. Oberbürgermeisterin Henriette Reker stellte am Dienstag im Historischen Rathaus in gewohnt nüchternem Ton fest: „Der Druck wird so massiv, dass wir uns zusammenschließen müssen.“ Dieser Einladung zu einem Wohnungsbausymposium waren Architekten, Politiker und Vertreter der Stadtverwaltung gefolgt.

Dabei ist das Thema alles andere als neu. Das Wohnungsbauforum trifft sich seit Jahren, die städtische Wohnungsbauleitstelle existiert als Koordinatorin und der Stadtrat will am Donnerstag den neuen Maßnahmenkatalog „Sofortprogramm Wohnen“ beschließen. Eigentlich sollen jährlich 6000 Wohnungen in Köln neu gebaut werden, um dem steigenden Bedarf an Wohnraum nachzukommen. Im Zeitraum von 2017 bis 2022 wurden aber jährlich nur rund 2500 Wohnungen fertiggestellt. Immerhin hat die Stadt 2023 fünf Prozent mehr Baugenehmigungen erteilt und Bauherren 50 Prozent mehr Wohnungen als im Vorjahr fertiggestellt. „Das ist schön, aber nicht genug“, fasste Reker knapp zusammen. Was muss also passieren, damit es wirklich mehr Wohnungen gibt?

Bundesministerin Klara Geywitz nennt Lösungsansätze für Köln

Eine mögliche Antwort bringt Klara Geywitz (SPD), Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, aus Berlin mit. Eine Kombination aus Mietpreisbremse, Städtebauförderung, reduzierten Umweltschutzvorgaben, Förderung des sozialen Wohnungsbaus und Digitalisierung ist ihrer Meinung nach die Lösung. Geywitz' Situationsanalyse: „Wir müssen die Produktivität steigern.“

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Zum Beispiel durch serielles Bauen. Was in Köln für Schulen schon Praxis ist, kann auch die Baukosten für Wohnraum reduzieren. Gemeint sind vorgefertigte Module, die vor Ort nur noch zusammengesetzt werden. Und Geywitz versichert: „Das sieht nicht mehr aus wie in den 70ern.“

20 Prozent der Bauanträge gehen in Köln digital an

Weitere Optionen zeigte der Blick nach Hamburg auf: Dortiger Baudezernent Hans-Peter Boltres stellte den Kölnern den „Hamburger Standard“ vor, der Baukosten um ein Drittel reduzieren soll. Die Stadtentwicklungssenatorin will ihn bis zum Ende des Jahres eingeführt haben. Die Idee besagt, was nicht unbedingt sein muss, wird nicht gebaut. In einer detaillierten Analyse des Bebauungsplanverfahrens sei herausgekommen, dass zum Beispiel die Vorgaben zur Barrierefreiheit und zum Klimaschutz Baukosten in die Höhe trieben.

Einig sind sich die Kölner zumindest in diesem weiteren Punkt: Die öffentlich-rechtlichen Regelungen müssen auf ein vertretbares Maß reduziert werden, so fordert es das jüngste Papier der Politiker, die Wohnungswirtschaft sowieso und auch Kölner Baudezernent Markus Greitemann sagte am Rand der Veranstaltungen: „Überregulierungen in Bebauungsplänen können wir uns nicht mehr leisten.“ Den jüngsten Maßnahmenkatalog der Politik nannte er hingegen „bei weitem nicht ausreichend“. An die Wohnungswirtschaft appellierte er, die digitale Bauakte stärker zu nutzen. Die Quote der Anträge, die digital eingingen, liege aktuell bei 20 Prozent. Aber am liebsten würde die Verwaltung ab dem kommenden Jahr gar keine analogen Bauakten mehr annehmen.