Die fast schon sommerlichen Temperaturen locken die Leute auch in Köln vor die Tür - trotz Kontaktverbot.
Doch dabei verhielt sich zumindest der Großteil der Menschen durchweg vorbildlich. Auch wenn es mancherorts ein paar Platzprobleme gab.
Ein Spaziergang durch das frühlingshafte Köln am Wochenende.
Köln – Gute Nachrichten sind selten in diesen Tagen, daher eine zu Beginn: Die Kölner scheinen sich nach zwei Wochen Kontaktverbot an die städtische Schutzverordnung zur Eindämmung des Coronavirus zu halten. Bis Sonntagmorgen waren der Stadt 622 Verstöße gegen das am 23. März verhängte Kontaktverbot bekannt. Stadtdirektor und Krisenstabschef Stephan Keller wertet das als Erfolg. Nur 0,05 Prozent der Kölner hielten sich nicht an die Verbote, sagt er und schlussfolgert: „Die weit überwiegende Mehrzahl steht hinter den Maßnahmen.“ OB Henriette Reker sieht das auch so und wendet sich an die Menschen: „Wir dürfen jetzt nicht nachlassen!“
Die Szenen, die sich am bisher wärmsten Wochenende des Jahres an den Rheinufern und am Aachener Weiher abspielten, bestätigten die Einschätzung der Stadtspitze zunächst. Sowohl am Samstag als auch am Sonntag waren die Grünanlagen zwar voll. Fast alle Menschen waren zu zweit oder mit der Familie unterwegs, gingen spazieren oder auf gemeinsame Radtour. All das ist weiter erlaubt. „Die Leute dürfen ja auch draußen sein und das Wetter genießen, aber eben auf Abstand miteinander“, sagt Reker. Nach 14 Tagen zeigen die Maßnahmen sogar Wirkung. „Wir haben festgestellt, dass wir jetzt den zweiten Tag in Folge einen relativ geringen Anstieg der Infektionszahlen haben“, sagt Keller am Sonntag. „Das darf uns aber nicht in trügerischer Sicherheit wiegen.“ Auch Reker glaubt noch nicht, dass das Gröbste überstanden ist. „Die Kölner treffen sich nun mal gerne im öffentlichen Raum, aber wir werden es noch ein paar Wochen durchhalten müssen, bevor wir zum normalen Leben zurückkehren“, sagt sie: „Zu zweit ist es doch auch schön.“
Trotzdem ist es mancherorts am Nachmittag so voll, dass Abstand kaum möglich war. Hier stoßen die Regeln offenbar an ihre Grenzen. In anderen Städten blieben daher am Wochenende beliebte Ausflugsorte gesperrt oder eingeschränkt zugänglich. Das hat Köln bisher versucht zu verhindern, doch Reker sagt auch: „Wir warten ab, was uns das Ordnungsamt am Montag im Krisenstab als Bilanz des Wochenendes mitteilt. Und je nach Ergebnis können wir gar nicht anders, als auch darüber nachzudenken.“ Die Entscheidung über mögliche Absperrungen von Naherholungsgebieten könnte also noch vor Ostern fallen, auch wenn sich die Stadtoberen im Moment sichtlich schwer damit tun, das öffentliche Leben weiter einzuschränken. Eine Verschärfung der Regeln, die dann nur eine komplette Ausgangssperre für die Stadt bedeuten könnte, sei zurzeit kein Thema – ebenso wie ein Verbot, sich mit einem Freund oder einer Freundin zu treffen.
Ohnedies sind überall in der Stadt die Auswirkungen sichtbar. Zuletzt kündigte noch die Rheinfähre nach Leverkusen an, ein Passagierlimit einzuführen – ein Szenario, das bei der KVB nur schwer denkbar wäre. Der 1. FC Köln steigt am Montag unter Ausschluss der Öffentlichkeit mit dem Training ein und appelliert an Fans, nicht zum Geißbockheim zu kommen. Foto- und Autogrammwünsche werden nicht bedient. Auch hier die Botschaft: Die Parks sind voll genug, geht woanders hin, oder bleibt zu Hause.
Das Ordnungsamt kontrollierte am Wochenende, ob die Kölner sich an die Kontaktregeln halten. 81 registrierte Verstöße gab es am Samstag im Stadtgebiet, sagt Keller. „Das schöne Wetter führt unweigerlich dazu, dass unsere Einsatzzahlen ansteigen.“ Am Sonntag fällt den Ordnungshütern zum Beispiel eine Dreiergruppe auf dem Hügel zwischen Aachener Weiher und Uniwiese auf. Handwerker aus dem Ausland, kurze Unruhe bei den Männern. Nachdem sie nachweisen können, dass sie in einem gemeinsamen Haushalt wohnen, ziehen die Ordnungshüter wieder ab.
Anders ist das bei Cedric Deppe, einem jungen Mann, der seine Iso-Matte auf dem Spielplatz für Liegestütze ausgerollt hat. Spielplätze sind tabu, sagen ihm die beiden Ordnungsamtsmitarbeiter. Für Deppe ist das neu, er versteht aber und zieht ab. „Ich finde das Kontaktverbot ja gut, deshalb trainiere ich auch alleine“, sagt er. So ganz logisch erscheint ihm nicht, warum er ein paar Meter entfernt weitermachen darf, aber auf dem Spielplatz nicht. Die Regeln sind für viele noch verwirrend. „Die Einsicht ist aber bei den meisten Menschen da“, sagt Frenzke. Deppe entschuldigt sich und rollt die Matte auf der Wiese wieder auf. Das ist erlaubt. Vor einer Sitzbank nebenan liegen zwei leere Flaschen Brandbeschleuniger. Offenbar hat jemand gegrillt. Das ist nicht erlaubt.
Seit Beginn der Schutzverordnung hat das Ordnungsamt 1230 Verstöße geahndet (Stand: Samstag), die meisten sind Ansammlungen von mehr als zwei Menschen. Die löst das Ordnungsamt meist selbst auf. Auch die Polizei meldet „keine eklatant größeren Einsätze“ .