Köln – Noch wird geschraubt und gehämmert, aber in weiten Teilen ist das Ankunftszentrum für ukrainische Geflüchtete am Zollstocker Südstadion fertig. Drei Wochen nach Baubeginn ist am Vorgebirgsglacisweg auf 7500 Quadratmeter eine kleine Zeltstadt entstanden, in der bis zu 600 Menschen unterkommen können. „Hier ist ein Ort, an dem die Menschen zur Ruhe kommen können“, sagte Josef Ludwig, Leiter des Wohnungsamts. Derzeit steht das Zelt aber noch leer, eine Eröffnung ist spätestens für Anfang Juni geplant.
Die Unterkünfte verfügen über 25 Quadratmeter große Kabinen, die mit mobilen Wänden abgetrennt sind. Den Geflüchteten stehen in den Kabinen Betten, Spind, Tisch und Stühle oder Bänke zur Verfügung. Sanitärräume müssen sie allerdings gemeinschaftlich nutzen. Die Unterkunft wird beheizt und könnte auch im Winter genutzt werden. Die Temperatur in den Räumen kann zudem durch eine Klimaanlage reguliert und das Licht gedimmt werden.
Neben den Schlafräumen gibt es einen zentralen Bau, in dem Essen ausgeben wird und in dem sich die Geflüchteten erfassen lassen können. Zudem ist dort auch ein Bereich mit Spielmöglichkeiten für Kinder untergebracht. Betrieben wird das Zelt vom Deutschen Roten Kreuz. Im Ankunftszentrum sollen die Geflüchteten, die zum Beispiel mit dem Zug am Hauptbahnhof ankommen, für maximal drei Tage untergebracht werden und anschließend auf andere Unterkünfte in Köln oder anderenorts verteilt werden.
Derzeit hat die Stadt 3600 Geflüchtete aus der Ukraine in städtischen Einrichtungen untergebracht. Die Zahl der Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine geflohen sind, schätzt Ludwig aber dreimal so hoch. Das Ausländeramt habe bislang 6500 Menschen erfasst, das Sozialamt Leistungen an 7000 Menschen vergeben. Die Flüchtlinge aus der Ukraine müssen sich nicht sofort bei der Stadt melden, da sie sich 90 Tage ohne Visum in Deutschland aufhalten dürfen. Viele von ihnen sind bereits bei Freunden, Verwandten oder anderweitig privat untergekommen.
Ankunftszentrum Messe wird abgebaut
Die Lage in Köln habe sich aber dennoch etwas entspannt, sagt Ludwig. Kamen zu Beginn des Krieges noch 400 bis 500 Geflüchtete pro Tag an, sind es derzeit etwa 150 Menschen. Der Zustrom könne aber wieder größer werden, falls Russland die Bombardements im Osten der Ukraine verstärke. Andererseits müsse man damit rechnen, dass nicht alle Geflüchteten, die eine private Unterkunft gefunden haben, langfristig dort blieben.
Hinzu kommt, dass das Ankunftszentrum in der Deutzer Messe der Stadt nur noch einige Wochen zur Verfügung stehen wird, erläuterte der Leiter der Feuerwehr, Christian Miller. Anfang Juni werde die Halle 3 wieder für den Messebetrieb benötigt, dann müsse das Ankunftszentrum abgebaut werden. In der Halle 3 hat die Stadt derzeit 1000 Plätze für Flüchtlinge zur Verfügung gestellt, momentan sind aber nur 150 davon belegt. Das Zentrum am Südstadion soll die Messe im Juni ablösen. Falls die Zahl von Geflüchteten aber zunehme, werde der Standort in Zollstock auch früher geöffnet.
Außer dem Ankunftszentrum versucht die Stadt weitere Plätze in Unterkünften zu akquirieren. So sollen Flüchtlinge in der ehemaligen Volvo-Zentrale in Rodenkirchen und im früheren Obdachlosenasyl an der Stolzestraße in der Innenstadt wohnen können, sagt Ludwig. Zudem habe die Kommune mittlerweile 1900 Hotelzimmer angemietet, 1350 davon sind derzeit belegt. Weitere Gespräche mit Wohnungsgesellschaften, darunter die GAG, liefen derzeit. Hier rechnet Ludwig mit Wohnraum für 100 Familien oder Einzelpersonen.
Probleme bei der Registrierung
Probleme gebe es derzeit immer noch mit der Registrierung der Geflüchteten. „Wir kommen einfach nicht hinterher.“ Ein Problem sei, dass es nur ein Gerät gebe, um die biometrischen Daten der Geflüchteten zu erfassen. Auch die Verteilung der Geflüchteten müsse der Bund besser gewährleisten. Laut Bundesinnenministeriums seien 370.000 Geflüchtete aus der Ukraine in Deutschland.
120.000 davon befänden sich in NRW, das sei weit mehr als der Königsteiner Schlüssel vorsieht, nachdem Flüchtlinge auf die Bundesländer verteilt werden. Demnach müsse NRW lediglich 21 Prozent der Geflüchteten aufnehmen, was derzeit 74.000 Menschen wären. „Das klappt derzeit hinten und vorne nicht.“