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Neues PersonalSo schwer tun sich die Verwaltungen im Kreis Euskirchen, Stellen zu besetzen

Lesezeit 5 Minuten
Das Bild zeigt einen verlassenen Schreibtisch in einer Verwaltung.

Leere Schreibtische in der Verwaltung: Zuweilen liegt es nicht daran, dass die Beschäftigten im Homeoffice oder in der Pause sind.

Im Kampf um neue Mitarbeiter haben es kleinere Städte und Gemeinden im Kreis Euskirchen schwerer als die großen.

Bleiben künftig mehr Schreibtische in den Rathäusern und in der Kreisverwaltung leer? Und das nicht nur, weil die Beschäftigten verstärkt mobil arbeiten? Müssen sich Bürgerinnen und Bürger auf längere Wartezeiten einrichten, wenn sie Leistungen aus den Rathäusern oder der Kreisverwaltung in Anspruch nehmen müssen oder wollen?

Auch in den Verwaltungen wird die Personaldecke dünner – zumindest in einigen Bereichen. Diese Entwicklung mache ihm Sorge, sagt Ingo Pfennings (CDU), Bürgermeister der Stadt Schleiden. Denn das könne letztlich die Politikverdrossenheit befeuern.

„Gerade die Rathäuser ländlicher Kommunen stehen noch immer für persönlich ansprechbare Verwaltungsstrukturen und direkt erlebbare Politik“, so Pfennings. In Zeiten des Vertrauensverlustes in das Funktionieren des Staates seien sie „in der Regel wichtige Leuchttürme, da sich die Bürger nicht wie eine reine Bearbeitungsnummer fühlen“.

Wir stehen zweifellos vor großen Herausforderungen und vor einem großen Wandel.
Markus Ramers, Landrat im Kreis Euskirchen

Doch wie lange ist das noch möglich? „Wir stehen zweifellos vor großen Herausforderungen und vor einem großen Wandel“, sagt Markus Ramers (SPD), Landrat und damit Chef der Kreisverwaltung. Der Öffentliche Dienst werde in zehn Jahren ganz anders aussehen als heute, prophezeit er. Aber er werde auch in Zukunft ein zuverlässiger Ansprechpartner für die Bürgerinnen und Bürger sein. „Dafür wollen wir auch in der Kreisverwaltung arbeiten“, verspricht der Landrat.

Dabei gehen die Zahlen der Beschäftigten in den Verwaltungen tendenziell nicht zurück. In der Kreisverwaltung sind derzeit rund 1200 Menschen beschäftigt, 2021 waren es noch gut 40 weniger. In der Stadt Euskirchen stieg die Zahl von Dezember 2023 bis März 2025 um 14 auf 852. Zwischendurch lag sie allerdings mit 866 höher. Das geht aus den Angaben der jeweiligen Verwaltungen hervor.

Schleiden: 114 Menschen teilen sich 82 Stellen in der Verwaltung

Gleichzeitig jedoch haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter immer mehr Aufgabenfelder zu beackern. Bei der Stadt Schleiden teilen sich 114 Menschen (darunter 9 Azubis) etwa 82 Stellen. Vor acht Jahren hatte die Stadt noch 71 Stellen, was den Aufgabenzuwachs seitdem deutlich macht.

In der Mechernicher Verwaltung stieg die Zahl der Beschäftigten von 2022 bis 2024 von 166 auf 184. Dahlems Bürgermeister Jan Lembach (CDU) vermeldet einen Anstieg der Mitarbeiterzahl um 50 Prozent in den vergangenen zehn Jahren – allein die Zahl der Erzieherinnen in den Kitas habe sich nahezu verdoppelt.

Blankenheim schafft immer mal wieder eine neue Stelle

Jennifer Meuren (parteilos) führt in Blankenheim eine Verwaltung mit 70 Stellen. „Immer wieder mal wird eine neue Stelle geschaffen“, sagt die Bürgermeisterin, etwa für Projekte im Straßenbau, Integration, Digitalisierung und Kitas.

Und zusätzliches Personal muss man erstmal finden. „Der ländliche Raum“, sieht es Jan Lembach positiv, „wird immer attraktiver für die Menschen aus den Ballungsräumen.“ Guter Verdienst sei auch hier möglich, kurze Arbeitswege ohne Verkehrschaos und das „eher familiäre und persönliche Arbeitsumfeld ist vielen Menschen wichtiger als das Arbeiten in großen Unternehmen und möglicherweise ein etwas höheres Einkommen“, stellt der Dahlemer Verwaltungschef fest.

Desto größer die Behörde, desto finanziell attraktivere Stellen oder Führungspositionen gibt es.
Jennifer Meuren, Bürgermeisterin von Blankenheim

Das alles stellt auch die Pressestelle der Kreisverwaltung heraus. Aus Sicht der kleineren Kommunen zählt der Kreis jedoch zu den Großen. „Desto größer die Behörde, desto finanziell attraktivere Stellen oder Führungspositionen gibt es“, weiß Jennifer Meuren.

Die Stadt Euskirchen und erst recht der Kreis können Pfennings zufolge mehr bieten bei Gehalt und Zusatzleistungen   als kleine Kommunen. Letztere hätten weniger finanziellen Ressourcen – im Vergleich auch zu den Umlageverbänden, so der Schleidener Bürgermeister in Richtung Kreisverwaltung.

Kleinere Städte und Gemeinden hätten auch weniger Führungspositionen zu vergeben, erläutert Ralf Claßen, Personalchef im Mechernicher Rathaus. Ihnen fehle der „Stellenkegel und damit die Flexibilität, jungen Kollegen einen schnellen Aufstieg zu ermöglichen“. Seit dem Siegeszug der Heimarbeit habe auch der Standortvorteil im Vergleich mit Köln, Bonn oder für die Eifeler auch mit Euskirchen erheblich an Charme eingebüßt. „Auf der anderen Seite ist das Tätigkeitsfeld aber komplexer und damit interessanter“, sagt Claßen über die Arbeit.

Euskirchen: Größeres Einzugsgebiet für potenzielle Mitarbeitende

Im Euskirchener Rathaus ist man sich des Vorteils als mit Abstand größte Kommune im Kreis durchaus bewusst. „Die Stadt Euskirchen“, so ihr Sprecher Tim Nolden, „hat den Vorteil, eine mittelgroße Kommunalverwaltung in einer sowohl ländlich als auch urbangeprägten Umgebung zu sein.“ Das biete ein größeres Einzugsgebiet für potenzielle Mitarbeitende sowie gute Möglichkeiten zur Spezialisierung.

Im Wettbewerb um Personal stellten insbesondere Bundesbehörden eine Konkurrenz für Städte wie Euskirchen dar, weil die Kommunen die dortigen Rahmenbedingungen nicht bieten könnten.

Das gilt verschärft auch für die freie Wirtschaft. Innerhalb des Tarifs sei es für kommunale Arbeitgeber schwierig, wettbewerbsfähige Entgelte zu zahlen, so Nolden.

Das gelte nicht für alle Bereiche, so Claßen: „Aber fachspezifische Stellen für Ingenieure, Techniker und in der EDV sind sehr schwierig zu besetzen“, sagt der Mechernicher Personalchef.

Genau diese Berufe nennt auch der Weilerswister Beigeordnete Alexander Eskes. IT-Fachleute, Ingenieure und Techniker seien schwierig zu finden. Es gelinge aber immer noch, alle Bereiche der Weilerswister Verwaltung zu besetzten, stellt er klar. Abstriche für die Bürger seinen noch nicht erkennbar, so Eskes: „Die fortschreitende Technisierung führt jedoch dazu, dass qualifiziertes Personal gebraucht – einerseits, um die Technik zu betreuen und andererseits, weil Routinearbeiten wegfallen.“