Ein Gespräch zwischen der AfD-Spitzenfrau und der ARD-Journalistin ist am Samstagabend ziemlich aus dem Ruder gelaufen.
„Haben Sie es jetzt verstanden?“Alice Weidel giftet gegen „Tagesthemen“-Journalistin Wellmer – diese bleibt ruhig
Die AfD hat am Samstag ihren Wahlkampfauftakt gefeiert. Auch US-Milliardär Elon Musk war zugeschaltet. Nach seinem X-Talk mit AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel scheint diese einen direkten Draht zu ihm zu haben. Der Trump-Berater warb bei der Veranstaltung in Halle (Saale) erneut für die rechtspopulistische Partei, sprach von einer „deutschen Kultur“ und übermittelte das Wohlwollen Donald Trumps. Das animierte Weidel dazu, in ihrer Rede „Make Germany great again“ zu sagen.
In den ARD-„Tagesthemen“ stand Weidel dann am späteren Abend Jessy Wellmer Frage und Antwort. Das war zumindest Wellmers Ziel, aber zu einem wirklichen Gespräch kam es nicht. Wellmer wollte Weidel befragen, wie denn die von Weidel in ihrer Rede versprochene Senkung der Unternehmens-, Einkommens-, Strom- oder die Energiesteuer finanziert werden solle.
„Was kostet das denn alles Ihrer Rechnung nach genau, also im Sinne einer Zahl?“, fragte die ARD-Moderatorin. Konkret werden wollte die AfD-Kanzlerkandidatin nicht. Das müsse natürlich gegengerechnet werden, sagte sie. Ausgaben wolle man einkürzen, „und zwar drastisch“. „Weil wir wollen, dass der Staat sich auf seine Kernaufgaben konzentrieren kann.“ Es sollten einige Freibeträge erhöht werden. Die Subventionierung des EEG (Erneuerbare-Energien-Gesetz) sollte abgeschafft werden sowie bei Asylbewerbern von Geld- auf Sachleistungen umgestellt werden.
„Tagesthemen“: Alice Weidel wird aggressiv
Wellmer wollte es genauer wissen und verwies Weidel darauf, dass das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung die AfD-Pläne bereits gegengerechnet habe. „Es entstehen Haushaltslöcher durch ihre Berechnungen in Höhe von 181 Milliarden Euro. Das kriegen sie doch nicht hin, ohne riesige Schulden zu machen?“ Alice Weidel vermied eine sachliche Antwort und sagte: „Nein. Das Ganze ist ja hochgradig unseriös.“ Die Schuld an der Haushaltsmisere gab sie den vergangenen Regierungen. Der Staat konzentriere sich einfach nicht auf seine Kernaufgaben.
Weidel lamentierte gegen die Regierung, Wellmer bestand jedoch weiterhin auf konkreten Zahlen zur Finanzierung. „Sie machen sich ja seriös, indem Sie eine Zahl nennen“, so Wellmer ruhig. Weidels Ton wurde daraufhin schriller, sie blieb aber eine Antwort schuldig und sagte: „Ich kann Ihnen das sagen. Sie müssen mit den Ausgaben runter. Wir geben viel zu viel aus“. Vor allem dürfte nicht mehr an „ausländische Staatsbürger“ gezahlt werden. Ihr Tonfall gegenüber der Journalistin wurde aggressiver und rechthaberisch.
Alice Weidel giftet gegen Jessy Wellmer
Auch die CDU und die SPD müssten diese Frage bekommen, beschwerte sie sich. „Machen wir, machen wir“, versicherte Wellmer. Alle Parteien würden dazu befragt. „Ich merke aber, dass Sie nicht bereit sind, hier eine Zahl zu nennen, die Sie seriös machen würde“, entgegnete Wellmer. Als sie zur nächsten Frage überging, verlor Weidel die Nerven. „Sie framen mich gerade. Hier im öffentlich-rechtlichen... Nein, Sie haben mich gerade geframed!“ Wellmer würde behaupten, Weidels Antworten seien „unseriös“, so Weidel. Diese bestritt das und antwortete ruhig. Weidel unterbrach mit dem Satz: „Ich kann sie nicht richtig verstehen. Ich weiß nicht, worüber wir diskutieren“, echauffierte sie sich.
Wellmer stellte fest, dass die AfD-Politikerin in letzter Zeit häufiger technische Probleme in Interviews anführen würde. „Ich arbeite sehr gerne an technischen Problemen, aber Sie verstehen sehr oft nicht“, sagte Wellmer. „Sie müssen unsere Sachen lesen, bevor Sie mich fragen und meine Zeit binden“, wurde Weidel unverschämt. Wellmer habe „keinen Sachstand“, behauptete sie und giftete weiter gegen die „Tagesthemen“-Moderatorin. Diese erwiderte, das einzige was sie tue als Journalistin, sei Fragen zu stellen.
Anschließend ging es noch um Atomenergie. Weidel sagte, Deutschland sei mit dem Ausstieg der einzige „Geisterfahrer“ unter den Industrieländern. Sie wiederholte mehrfach das Wort „Geisterfahrer“ und endete mit der dreisten Frage in Richtung ARD-Journalistin: „Haben Sie es jetzt verstanden? Gut!“