Antisemitische Positionen?Madhusree Dutta und Stefan Bachmann antworten auf Vorwürfe
- Der Kölner Schauspielintendant und die Künstlerische Leiterin der Akademie wehren sich in dieser Stellungnahme gegen den Vorwurf, antisemitische Positionen zu stützen.
- Lesen Sie hier die Hintergründe.
Wir, Madhusree Dutta, Künstlerische Leiterin der Akademie der Künste der Welt, und Stefan Bachmann, Intendant des Schauspiel Köln, fordern dazu auf, das „Plädoyer für Weltoffenheit“ und den offenen Brief „Wir können nur ändern, was wir konfrontieren“, für deren Unterzeichnung wir vereinzelt kritisiert werden, genauer zu lesen.
Eine Vielzahl von deutschen wie internationalen Institutionen und Einzelpersonen aus dem Bereich von Kunst und Wissenschaft haben das „Plädoyer für Weltoffenheit“ und den offenen Brief, die zum offenen Diskurs auffordern, im Dezember 2020 veröffentlicht.
Es wird neben vielen anderen Unterzeichnenden getragen von der Kulturstiftung des Bundes, dem Goethe-Institut, dem Haus der Kulturen der Welt, dem Humboldt-Forum, dem Wissenschaftskolleg zu Berlin, dem Einstein Forum Potsdam, den Präsidenten des Deutschen Bühnenvereins und des Deutschen Zentrums für Antisemitismusforschung an der TU Berlin und einer Vielzahl von Museen, Forschungsstätten und Theatern.
Im Zentrum der Initiative steht „der gemeinsame Kampf gegen Antisemitismus, Rassismus und Rechtsextremismus und jede Form von religiösem Fundamentalismus“. Das Plädoyer beschreibt aber auch die Auswirkungen der sogenannten BDS-Resolution des Deutschen Bundestages, die sich gegen Unterstützer des BDS wendet, und die Gefahr, dass kritische Stimmen und Positionen beiseitegedrängt oder verzerrt dargestellt werden. Diesen Stimmen soll faktisch in der demokratischen Öffentlichkeit keine Bühne mehr gegeben werden.
Das Plädoyer drückt aber in keiner Weise eine Solidarität mit dem BDS aus: „Da wir den kulturellen und wissenschaftlichen Austausch für grundlegend halten, lehnen wir den Boykott Israels durch den BDS ab“.
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Die Initiative fordert: „Weltoffenheit, wie wir sie verstehen, setzt eine politische Ästhetik der Differenz voraus, die Anderssein als demokratische Qualität versteht und Kunst und Bildung als Räume, in denen es darum geht, Ambivalenzen zu ertragen und abweichende Positionen zuzulassen.“ Deshalb sind wir der Meinung, dass es nicht das richtige Mittel sein kann, Boykott durch Boykott zu beantworten. Dementsprechend unterstützen auch etliche namhafte israelische und jüdische Künstler, Wissenschaftler und Institutionen unsere Initiative.
Wir wollen sicherstellen, dass die Räume von Kunst und Wissenschaft weiterhin mit kontroversen Positionen besetzt werden können, ohne dass wir beispielsweise gezwungen sind, künftig die Biografien der von uns eingeladenen Künstler dahingehend zu überprüfen, ob sie jemals Positionen, die die israelische Besatzung kritisieren, geäußert haben.
Das Plädoyer ist Ausdruck einer Sorge, nämlich der einer möglichen Ausgrenzung vieler internationaler Stimmen aus dem Dialog, der an den öffentlichen Orten der Kunst und Kultur geführt wird. Es ist ein Aufruf zur Weltoffenheit, der sich dafür einsetzt, dass die Diskursräume, in denen kontrovers und fair argumentiert werden soll, auch wirklich weltoffen bleiben!
Wir setzen uns mit unserer kulturellen Arbeit immer auch für die Internationalität Kölns ein. Viele Kooperationen mit Künstlern und Institutionen aus dem Ausland belegen das eindrücklich. Die Reflexion deutscher Geschichte, und damit auch deutscher Schuld und Verantwortung, macht dabei einen wichtigen Teil aus.
Wir sehen es als unseren Arbeitsauftrag an, den offenen Dialog zu fördern und für eine offene Gesellschaft der Toleranz und Meinungsfreiheit einzutreten und sehen dies auch als wichtigen Beitrag im Kampf gegen Antisemitismus.