Köln – Knapp 350 Kulturschaffende aus Köln, NRW und dem Rest der Republik haben die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker in einem Offenen Brief dazu aufgefordert, die Findungskommission für die Nachfolgerin oder den Nachfolger des Kölner Schauspielintendanten Stefan Bachmann divers zu besetzen.
„Die Repräsentation von nicht-weiß positionierten Menschen, von mixed-abled Menschen, von Frauen, trans, inter und queeren Akteuren und Akteurinnen of Color ist, sowohl in Auswahlgremien wie diesem, als auch in den städtischen Kulturinstitutionen, sehr wichtig“, heißt es in dem Brief.
Unterzeichnet haben ihn unter anderen Bassam Ghazi, Leiter des Import Export Kollektivs am Schauspiel Köln, die just mit dem Kölner Ehrentheaterpreis aufgezeichnete Choreografin Gerda König, die Leitungsteams der Comedia und des Sommerblut-Festivals, sowie die Regisseurinnen Charlotte Sprenger und Pınar Karabulut. Eine weltoffene Stadt wie Köln, argumentieren sie, „sollte seinem Stadttheater eine multiperspektivische Findungskommission mit Diversitätskompetenz bieten.“
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Im Januar 2019 hatte die Stadt Köln Carl Philip von Maldeghem, den Intendanten des Landestheater Salzburg, als Bachman-Nachfolger vorgestellt. Eine Wahl, die bei Kölner Kulturschaffenden teilweise heftige Ablehnungsreaktionen auslöste und deutschlandweit für Verwunderung sorgte. Verständlicherweise zog von Maldeghem seine Zusage nur wenige Tage nach seiner Vorstellung zurück und verlängerte in Salzburg, die Stadtspitze stand blamiert da.
Der vielleicht wichtigste Kritikpunkt an der Wahl hatte sich jedoch gegen die Intransparenz der städtischen Entscheidung gerichtet. Im März 2019 forderten deshalb prominente Unterzeichner eines Offenen Briefes wie Elfriede Jelinek, Maria Schrader, Sibylle Berg, Corinna Harfouch, Maria Schrader und Annette Frier von OB Reker, dass „mit größerer Transparenz als bisher die Kriterien offengelegt und öffentlich diskutiert werden, nach denen die neue Intendanz gewählt wird“. Im März 2019 wurde dann bekannt, dass eine Findungskommission unter der Leitung von Ulrich Khuon, dem Intendanten des Deutschen Theaters Berlin und damaligen Präsidenten des Deutschen Bühnenvereins, eingesetzt werden soll. Seitdem herrscht eisernes Stillschweigen, von Transparenz keine Spur.
Es sei den Unterzeichneten bewusst, heißt es im neuen Offenen Brief, dass es in solch einem Besetzungsprozess der absoluten Vertraulichkeit bedarf. Doch: „Da wir teils selbst Diskriminierungen und strukturelle Ausschlüsse erlebt haben und erleben, blicken wir aus sehr unterschiedlichen Perspektiven auf die größtenteils monokulturellen Stadt- und Staatstheaterstrukturen in Deutschland. Wir fordern mehr Transparenz und weniger Seilschaften an den deutschen Stadt- und Staatstheatern.“
Schauspiel-Intendant Stefan Bachmann hatte der Stadt nach dem 2019er-Debakel eine gewisse Bedenkzeit verschafft, in dem er seinen Vertrag bis zur Spielzeit 2022/23 verlängerte. Nun aber drängt die Entscheidung.