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Auftritt im Kölner TanzbrunnenHape Kerkeling will nie wieder eine Show moderieren

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Hape Kerkeling

Köln – Es gibt Dinge, die kann man nicht lernen. Die sehen ganz leicht aus und sind doch so schwer. Auf eine Bühne zu gehen – einfach so, ohne Skript, ohne Showeinlage, ohne Gesang und Tanz – und Menschen zu unterhalten etwa. Hape Kerkeling war schon immer ein Meister darin, die hohe Kunst der Unterhaltung spielerisch aussehen zu lassen.

Davon konnten sich am Mittwochabend die Besucher des Tanzbrunnens überzeugen. Der 56-Jährige war nach Köln gekommen, um im Rahmen eines lit.Cologne Spezial zum ersten Mal aus seinem neuen Buch „Pfoten vom Tisch! Meine Katzen, andere Katzen und ich“ (Piper, 304 Seiten, 22 Euro) zu lesen.

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Aber eigentlich war er wohl vor allem da, um endlich wieder vor Publikum zu stehen. „Sind Sie echt? Ich glaub es nicht. Und dann noch Kölner. Ich dreh durch. Was freu ich mich. Herrlich“, begrüßte er gut gelaunt die Zuschauer und auch noch die anwesenden Fotografen.

Nach 16 Monaten Isolationshaft in Bonn während der Pandemie sei die Zeit der Lethargie nun vorbei, befand Kerkeling. Und das galt auch fürs Publikum, das er immer wieder aufforderte, ihm Fragen zu stellen – zum neuen Buch, zu seinen vorherigen Bestsellern „Der Junge muss an die frische Luft“ und „Ich bin dann mal weg“ oder einfach zum Leben im Allgemeinen.

Gespür für perfektes Timing

Mit seinem Gespür für perfektes Timing und seiner Lust an der Improvisation hatte er das Publikum sofort auf seiner Seite. „Haben Sie Fragen? Sonst erzähle ich schweinische Witze!“ Dazu kam es dann allerdings nicht. Es gab ja auch wichtigere Dinge zu klären: Wer ruft – außer Kerkeling – seine Katze aus dem Urlaub an? Darf die Katze auch ins Bett? Und hatten seine Kater einen Jetlag, als er sie mit in sein Ferienhaus nach Italien nahm? Große Überraschung: Hatten sie nicht.

Kerkeling hat sich in den vergangenen Jahren auf Bühnen und vor allem im Fernsehen sehr rar gemacht. Das wird sich bald ändern. Nach achtjähriger Abstinenz kehrt er für die Mediengruppe RTL auf die Bildschirme zurück, zurzeit dreht er für Vox eine Doku, bald folgt eine Serienhauptrolle für RTL.

Aber warum überhaupt – nach Büchern übers Pilgern auf dem Jakobsweg und seine Kindheit – ein Buch über Katzen? Weil Katzen „alle einen an der Marmel haben“, das sei ihm sehr sympathisch. Und weil sie ihn begleiten, seit seine Mutter sich das Leben nahm.

"Was Weiches zum Kuscheln"

Damals war Kerkeling noch sehr jung und die Großeltern, bei denen er dann aufwuchs, hielten ein Haustier für eine gute Idee, um den Jungen, der anders als die anderen Jungs in Recklinghausen mit Raufen und Fußball nichts anfangen konnte, zu trösten und abzulenken: „Irgendetwas Weiches zum Kuscheln“.

Einen Hund wollte der kleine Hans-Peter allerdings nicht, die waren ihm suspekt, seit seine Familie mal Pudel Whiskey für ein paar Wochen betreut hatte und der nach allem schnappte, was nach Wurst aussah, roch oder schmeckte. Dann schon lieber eine Katze . Und so wurde Kater Peterle – „ein Sonnenkönig mit Herz“ – von Tante Elfriedes Bauernhof im Münsterland sein erstes Haustier. Ihm folgten bisher fünf weitere.

In „Pfoten vom Tisch!“ erzählt Kerkeling viele amüsante Episoden aus dem Alltag mit seinen Katzen. Etwa, wie er versuchte, seine beiden übergewichtigen Kater Spock und Samson beim Flug nach Italien irgendwie durch den Check-in ins Flugzeug zu bekommen. Was gar nicht so einfach war, denn die Gewichtsvorgaben fürs Handgepäck übertrafen die beiden deutlich.

Kerkeling will nie wieder eine Show moderieren

Die kurzweiligen Passagen aus dem Buch kommen gut an beim Publikum, was auch an Kerkelings Talent zur Stimmenimitation liegt. Doch es sind vor allem die Phasen, in denen er mit dem Publikum interagiert, die trotz Kälte und Regen an diesem Abend für gute Laune sorgen. Hier ist einer in seinem Element.

Enttäuscht reagieren die Zuschauer nur, als Kerkeling ankündigt, nie wieder eine Show moderieren zu wollen. Die müssten immer länger werden und immer weniger kosten. Darauf habe er keine Lust. Wer ihn im Tanzbrunnen erlebte, kann das nur bedauern.