Das Tanz-Ensemble von „Ballet Revolución“ wird vom 04.07. bis zum 09.07. in der Kölner Philharmonie auftreten. Die Kostüme der Tänzer designte der „Let's Dance“-Juror Jorge González.
„Ballet Revolución“ kommt nach KölnDieses Ensemble tanzt mit Kostümen von Jorge González
„Als ich drei Jahre alt war, habe ich entschieden, Tänzerin zu werden“, erzählt Barbara Lisandra Patterson Sánchez. „Ich kann nicht genau sagen, warum. Dieser Wunsch ist einfach mit mir geboren. Es ist, was ich sein muss.“ Ihren Kindheitstraum machte sie wahr, nach ihrer Ausbildung ging sie zum Ballet Nacional de Cuba. Und seit 2011 ist sie Teil von Ballet Revolución.
Die kubanische Tanzshow feierte Ende 2022 ihr 10-jähriges Bestehen. Bei ihrer Tournee machen Barbara Sánchez und die anderen Tänzerinnen und Tänzer in verschiedenen Städten in Deutschland und der Schweiz Halt, so auch in Köln. Vom 4. bis 9. Juli werden sie in der Kölner Philharmonie auftreten.
Ballet Revolución: klassisches Ballett mit zeitgenössischem Tanz
Die Show folgt dabei einem klaren Rezept. Die Choreografien vereinen klassisches Ballett, kubanische Stile wie Rumba oder Salsa und zeitgenössischen Tanz. Das zeigt sich auch in der Songliste, die von kubanischen Liedern und Eigenkompositionen bis hin zu Coldplays „Viva La Vida“ und „Chandelier“ von Sia reicht. Ebenso mit dabei sind Lieder von Camila Cabello, Shakira, Ed Sheeran, Sting und vielen weiteren.
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„Wir haben Popmusik ausgewählt, die jeder schon mal Zuhause gehört hat“, erklärt Roclan González Chávez, Choreograf der Show. „Beim Kochen, beim Duschen, beim Sex natürlich. Und dann sieht man die klassische Technik des Balletts und den zeitgenössischen Tanz, also zwei völlig unterschiedliche Techniken, und wie die Tänzer beide in einen Song einfügen, der einem vertraut ist.“
Die Kostüme stammen von „Let's Dance“-Juror Jorge González
Einem deutschen Publikum dürfte auch der Designer der Kostüme vertraut sein: Jorge González, bekannt aus „Let’s Dance“ und „Germany’s Next Topmodel“. Er habe die Tanzkompanie in Deutschland kennengelernt, berichtet Roclan González Chávez, danach seien sie zusammen nach Kuba gefahren.
Der Produzent von Ballet Revolución habe den „Let’s Dance“-Juror schließlich mit an Bord geholt, was Chávez noch heute ins Schwärmen bringt. „Man kennt ihn ja. Er lächelt immer, hat eine tolle Energie. Es war eine kreative Zeit mit ihm. Es ist ein Segen, dass er an Bord gekommen ist. Er ist ein wundervoller Freund.“
Die Ansprüche an die Kostüme sind dabei sehr hoch und müssen auch praktischen Anforderungen standhalten. Sie dürfen den Tanz nicht behindern, die Tänzerinnen und Tänzer müssen sie schnell an- und wieder ausziehen können, da sie mehrfach innerhalb der Show gewechselt werden. Jorge González dürfte bei seinen Überlegungen seine langjährige Erfahrung in Tanz und Mode zugutegekommen sein. „Er ist sehr poppig, sehr modern, hat gute Augen und einen guten Geschmack. Für die moderne Show von Ballet Revolución ist er perfekt“, sagt Chávez.
Die Künstler tanzen zu Ed Sheeran, Adele, Prince, Sting, Camilla Cabello und vielen anderen
Mit den Kostümen, die zwischen knallbunten, bauschigen Tops, schwarz-weißen Overalls oder einem Hauch von Nichts wechseln, geleiten die Tanzstars das Publikum durch verschiedene Emotionen: Sie starten mit „Havanna“ leidenschaftlich kubanisch, werden mit Adeles „Hello“ verschmust und legen ihre gesamte Zärtlichkeit in ihre Bewegungen. Dann werden sie zu sphärischen Sounds rituell und brechen die Spannung wieder zu „Human“ von Rag’n’Bone Man. Die Tanzstile wechseln sie ebenso nahtlos wie den Beat, es folgt die Salsa auf Rumba, die Rumba auf Ballett.
Das verlangt auch großen Tanztalenten einiges ab. Viele von ihnen haben klassische Ausbildungen hinter sich, so wie Leandro Miguel Acosta Rivera, der nach Aufführungen von Schwanensee oder Ravels Bolero zum ersten Mal bei der Tournee von Ballet Revolución dabei ist. Der besondere Stil der Show erfordere eine besondere Lockerheit in der Schulter und der Hüfte. Er erinnert sich an die Proben: „Sie sagen immer: Leo, entspann dich. Ich fühle mich aber entspannt. Und sie wiederholen: Geschmeidiger, geschmeidiger! Aber ich fühle mich geschmeidig. Nein, sagen sie, du bist klassisch, nicht zeitgenössisch.“ Doch es sei gerade diese Herausforderung, die ihn erst zu Ballet Revolución gelockt habe. Er sehe darin eine Möglichkeit, als Tänzer den nächsten Schritt zu machen.
Das Publikum der Kölner Philharmonie muss nicht auf Live-Musik verzichten
In der Show selbst merkt man den Tänzerinnen und Tänzern die Herausforderungen auf ihrem Weg nicht an. Das klassische Ballett bleibt eine große Stärke des Ensembles, aber auch in den anderen Stilen vermitteln sie Leichtigkeit und schweben mit akrobatischen Salti und Sprüngen über die Bühne. Immer wieder wechseln sie (geschmeidig) von einem Stil in den anderen, wechseln von gemeinsamen Gruppenchoreografien hin zu synchronisierten Paartänzen und zu Soloeinlagen, während Lichtpegel die Bühne mal weiten, mal einengen.
Eine Band spielt die Musik der Show live und wird das auch in ihrem Auftritt in der Kölner Philharmonie tun. Gesang, Bass, Gitarre, Trompete und 4 Conga-Trommeln halten sich dabei größtenteils im Hintergrund auf, obwohl die Band mit den Sängern John Weston, Janine Johnson und Rachel Matthews hochqualitativ besetzt ist. Für kleinere Soli stehen sie auch im Scheinwerferlicht: Westons Version von „Purple Rain“ ist dabei ein Highlight, das schon an und für sich den Besuch lohnenswert macht.
In Kombination mit einer hohen Talentdichte beim Tanzensemble entsteht ein wahres Feuerwerk, das Musik auf einer materiellen Ebene spürbar macht. Der Tanz gibt bekannten Songs ein körperliches Zuhause. Und das gelingt, weil sie alle, wie Barbara Sánchez, einer Entscheidung treu geblieben sind, die sie schon in der frühesten Kindheit trafen: Zu tanzen.