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BeethovenfestMinisterpräsident Laschet über Beethovens Bedeutung für die Umwelt

Lesezeit 3 Minuten

Die Bonner Beethovenhalle – als Dauerbaustelle

  1. Beethovens Pastorale hat am 6. September das Beethovenfest in Bonn eröffnet.
  2. Ministerpräsident Laschet erklärte in seiner Rede Beethoven zum kulturellen Leitbild der Bundesstadt.
  3. Das Beethovenfest steht in diesem Jahr unter dem Motto Mondschein. Warum?

Bonn – Anfangs begrüßte Oberbürgermeister Ashok Sridharan auch das Publikum im „schönsten Konzertsaal Bonns unter freiem Himmel“. Der liegt auf dem Bonner Marktplatz, wo man sich zum Public Viewing versammelte. Live übertragen wurde das Eröffnungskonzert des Beethovenfests Bonn auch dieses Jahr jedoch aus dem World Conference Center, dem wohl unschönsten und akustisch ungeeignetsten Saal der Stadt.

Denn die Renovierungsarbeiten an der Beethoven-Halle sind bis Mitte 2022 prognostiziert. Auch zur Feier des 250. Geburtstags des größten Sohnes der Stadt 2020 wird es daher keinen angemessenen Saal für Orchestermusik geben. Ein Trauerspiel!

Beethoven als Leitbild für die Bundesstadt

Doch Ministerpräsident Armin Laschet verhieß Hilfe. Das Land entwickle ein „Leitbild“ für die Bundesstadt, bei dem Kultur und Beethoven eine zentrale Rolle spielen. Wegen der Finanzierung sei man schon im Gespräch mit dem Bundesinnenminister und der Kulturstaatsministerin. Mit Nachdruck unterstrich Laschet die Wichtigkeit und Aktualität Beethovens, dessen „Pastorale“ er als „DIE Umweltsymphonie zur Bewahrung der Schöpfung“ pries. Beethovens Ökonomie der Mittel, aus einem einzigen Kernmotiv ganze Sätze zu entfalten, begegnet hier tatsächlich in einer Variante als Ökologie der Mittel.

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Anders als das dynamisch vorandrängende Klopfmotiv der fünften bilden in der sechsten Sinfonie derlei Motive vor allem leuchtende Farb- und rauschende Klangflächen: statt verschwenderischer Wachstums- und Fortschrittslogik nachhaltiger Umgang mit kostbaren Ressourcen.

Mit Frank Martins „Concerto“ für sieben Blasinstrumente, Streichorchester und Schlagzeug von 1949 bot die Philharmonia Zürich eine Rarität. Der Genfer Komponist greift darin auf neo-barocke Tendenzen der Roaring Twenties zurück. Charaktervolle Instrumentalsoli konzertieren mit schwungvollen Anleihen bei Modetänzen wie Ragtime, Foxtrott, Habanera. Die Leitung oblag Jukka-Pekka Saraste just am selben Abend, da in Köln sein Nachfolger Cristian Măcelaru als Chefdirigent des WDR-Symphonieorchesters debütierte. Das Publikum vermochten die Interpreten erst zum Schluss mit Béla Bartóks Konzertsuite „Der wunderbare Mandarin“ richtig zu begeistern. Der voranpeitschenden Motorik, rhythmischen Kraft und bis ins Ordinäre betonten Körperlichkeit kann sich kaum jemand entziehen.

Festivalmotto „Mondschein“

Anderntags gab Intendantin Nike Wagner werbende Ausblicke auf die weiteren rund 50 Konzerte bis zum 29. September. Ihre Festrede in der Aula der Bonner Universität beleuchtete das diesjährige Festivalmotto „Mondschein“ anhand zahlreicher Beispiele in Musik, Poesie, Malerei, Erotik, Schlager und Okkultismus: Eine kleine Kulturgeschichte des Mondes als zentralem Motiv unseres ebenso individuellen wie kollektiven Gefühlslebens. Der flapsige Satz „Schon Kleopatra hat denselben Mond angeschaut wie heute die Bundeskanzlerin“ betonte die Kontinuität des Somnambulismus durch die Jahrhunderte. Doch der romantische Trabant wurde durch die Moderne längst entzaubert und vor 50 Jahren sogar von Menschen betreten. In Lyrik von Durs Grünbein begegnet der Himmelskörper nur noch als „alter Pfannkuchen“ und „Geröll ohne Transzendenz“.

Das Festivalmotto verdankt sich natürlich Beethovens sogenannter „Mondscheinsonate“, deren berühmter Kopfsatz bekannte Elemente zu bis dato Ungehörtem verbindet: Serenadenhaft leichte Dreiklangsbrechungen, düsteres cis-Moll und scharfe Punktierungen wie von einem Trauermarsch. Den daraus fließenden Zauber kleidete Giselher Klebe 1986 in eine neue Bearbeitung für Horn und Klavier. Přemysl Vojta, Solohornist des WDR-Symphonieorchesters, streckte die vielen Vorhalte vor Tobias Kochs Klavierpart zu langen Dissonanzen und blies im Allegro-Finale zu wilder Hetzjagd.

Unter dem Sommermond des Liederzyklus „Les nuits dʼété“ nach Théophile Gautier vereinte Hector Berlioz 1841 gleich mehrere Motive von Tod, Trauer, Schauer und Sehnsucht, die Orchester und Mezzosopranistin Eva Vogels in silbermattes Chiaroscuro tauchten.