Der Verlag fordert laut einem Medienbericht einen siebenstelligen Betrag von Julian Reichelt zurück. Er soll gegen Abfindungsvereinbarungen verstoßen haben.
Ex-„Bild“-ChefredakteurAxel-Springer-Verlag reicht Klage gegen Julian Reichelt ein
Der Axel-Springer-Verlag klagt gegen den ehemaligen „Bild“-Chefredakteur Julian Reichelt und fordert dabei offenbar unter anderem eine Abfindung in Millionenhöhe zurück. Das berichtet der „Spiegel“. Reichelt habe sich an mehrere Vereinbarungen, die im Rahmen seiner Vertragsauflösung bei Axel Springer vereinbart worden waren, nicht gehalten, heißt es in dem Bericht. Eine Sprecherin des Arbeitsgerichts in Berlin bestätigte den Eingang einer Klageschrift gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Details zur Klage bestätigte sie nicht.
Wie der „Spiegel“ berichtet, soll Axel Springer in einer Zivilklage nicht nur die Abfindung in Millionenhöhe zurückfordern, sondern will auch eine Vertragsstrafe in sechsstelliger Höhe gegen Julian Reichelt geltend machen. Der 42-Jährige soll Verpflichtungen, die im Rahmen der Vertragsauflösung vereinbart wurden, missachtet haben, schreibt das Magazin in einem Bericht weiter.
Springer-Verlag verklagt Julian Reichelt nach Abfindungsvereinbarung
Darunter falle beispielsweise eine Vereinbarung zur Vertraulichkeit, sowie zur Herausgabe und Löschung interner Daten. Auch hätte Reichelt sich nicht an ein Abwerbeverbot gehalten. Mehrere bei Axel Springer angestellte Redakteure und Mitarbeitende waren seit Reichelts Entlassung bei „Bild“ zu dessen Start-up „Rome Medien GmbH“ gewechselt.
Axel Springer teilte gegenüber dem „Spiegel“ mit, man äußere sich nicht zu laufenden Verfahren. Der Konzern bestätigte am Montagnachmittag allerdings eine Strafanzeige wegen Betrugs gegen den ehemaligen „Bild“-Chefredakteur. Von der Staatsanwaltschaft Berlin hieß es am frühen Nachmittag, dass noch kein Anzeigeeingang verzeichnet sei.
Klage gegen Julian Reichelt: Anwalt kritisiert Axel-Springer-Konzern
Reichelts Anwalt teilte auf Nachfrage zur Strafanzeige wie auch zu einer am selben Tag bekanntgewordenen Klage des Konzerns gegen Reichelt vor dem Arbeitsgericht mit, eine Klage liege weder seinem Mandanten noch ihm selbst vor. „Die offenbar gegenüber Medien erfolgte gezielte Verlautbarung einer solchen Klageeinreichung, noch bevor eine Zustellung dieser Klage an meinen Mandanten erfolgt ist, betrachten wir als entlarvenden und zugleich untauglichen Einschüchterungs- und Ablenkungsversuch“, erklärte der Anwalt der Deutschen Presse-Agentur.
Eine Sprecherin des Berliner Arbeitsgerichts erklärte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ weiter, dass die Klageschrift zunächst bearbeitet werden müsse, bevor der Fall gegebenenfalls verhandelt werde.
Julian Reichelt: Ex-„Bild“-Chefredakteur bestreitet Machtmissbrauch vehement
Reichelt wurde im Oktober 2021 vom Axel-Springer-Konzern in der Folge eines internen Compliance-Verfahrens als „Bild“-Chefredakteur entlassen. Zahlreiche Mitarbeiterinnen hatten gegen den 42-Jährigen ausgesagt, darunter unter anderem zum Thema Machtmissbrauch. Reichelt bestreitet die Vorwürfe bis heute.
Nach dem Abgang bei der „Bild“-Zeitung betreibt Reichelt einen eigenen Youtube-Kanal und die Website „pleiteticker.de“. Die Kontroverse um Reichelt und seine Entlassung bei Axel Springer werden in dem vor kurzen erschienenen Spotify-Podcast „Boys Club“ thematisiert. Der kürzlich erschienene Roman „Noch wach?“ von Benjamin von Stuckrad-Barre wird von Kritikern als Schlüsselroman in Bezug auf die Machtstrukturen im Axel-Springer-Konzern bezeichnet. (shh, mit dpa)