- Jan Böhmermann wurde für den Grimme Online Award nomiert.
- Die Entscheidung der Jury wurde unabhängig von der Debatte um sein Schmähgedicht gefällt.
Köln – Satiriker Jan Böhmermann (35) kann mitten in der Diskussion um sein Schmähgedicht über den türkischen Präsidenten auf einen Grimme Online Award hoffen. Der Komiker geht in der Kategorie „Spezial“ ins Rennen, wie die Grimme-Jury am Donnerstag in Köln mitteilte. Er sei für seine „persönliche Leistung“ bei seinen Online-Auftritten nominiert. Die Entscheidung darüber sei schon vor Böhmermanns Gedicht über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan gefallen, betonte das Grimme-Institut. Es hatte in den vergangenen Wochen für Wirbel gesorgt.
Die Nominierung des Satirikers angesichts der Debatte wieder zurückzuziehen, sei gleichwohl überhaupt kein Thema gewesen, sagte die Direktorin des Grimme-Instituts, Frauke Gerlach. Die Nominierungskommission sei vollkommen frei in ihrer Entscheidung. „Und sie haben sich dafür entschieden, dass Jan Böhmermann als Netzpersönlichkeit auszeichnungswürdig ist“, sagte sie. Er spiele mit den Mechanismen des Netzes und auch mit den Reaktionen.
Die Nominierungskommission sprach in ihrem Statement von einem Moderator, der erst durch seine „nahtlos verzahnte Online-Präsenz“, die man für nominierungswürdig halte, zum Thementreiber geworden sei - „und dann auch zum Thema und Getriebenen“. Jüngst hatte Böhmermann bereits den traditionellen Grimme-Preis für seine Satire über den Mittelfinger des griechischen Ex-Finanzministers Gianis Varoufakis gewonnen.
Preisverleihung im Sommer
Die Grimme Online Awards werden am 24. Juni in Köln vergeben, Böhmermann ist eingeladen. Insgesamt können in diesem Jahr 28 Webangebote in vier Kategorien auf die bis zu neun Preise hoffen - vom Twitter-Kanal über Podcast bis zur Multimedia-Reportage.
In einer Kategorie mit Böhmermann gehen zum Beispiel die Macher von „Hoaxmap“ ins Rennen, die im Netz herumschwirrende Gerüchte mit Fakten widerlegen. In der Kategorie „Wissen und Bildung“ ist etwa der Historiker Christian Mack nominiert, der Feldpostkarten seines Opas aus dem Ersten Weltkrieg 100 Jahre später online stellt („Opas Krieg“). Vorgeschlagen wurden auch aufwendige Multimedia-Reportagen, zum Beispiel „Draußen“ vom Weser-Kurier, bei der ein Obdachloser begleitet wird.
In der Kategorie „Kultur und Unterhaltung“ hat es ein Wanderschäfer auf die Vorschlagsliste geschafft. Sven de Vries twittert über seinen Alltag mit 1000 Schafen. Für die Vorstellung der Nominierten in Köln ließ er sich höflich entschuldigen - er sei mit seinen Tieren unterwegs. (dpa)
Das könnte Sie auch interessieren: