Parallel zum 33. Cologne Comedy Festival trat der Kölner Comedian Martin Zingsheim mit dem Gürzenich-Orchester in der Philharmonie auf.
33 Jahre Cologne Comedy FestivalComedy-Konzert in der Philharmonie
Nicht irgendeine Konzertmoderation war diesmal angesagt, sondern eine betont humorgesättigte. Denn es galt, mit dem (dramaturgisch von Thomas Höft betreuten) Sonderauftritt des Gürzenich-Orchesters in der Philharmonie eine passende Begleitung zum zeitgleich stattfindenden Cologne Comedy Festival zu liefern.
So etwas kann, man weiß es, peinlich in die Hose gehen, das Leichte ist halt stets das Schwerste. Aber der Kölner Comedian Martin Zingsheim – seinerseits übrigens promovierter Musikwissenschaftler – beherrscht das Metier nachwandlerisch sicher, er kann es einfach. Da rasselten in einer Non-stop-Kaskade die Pointen, gab es kaum flaue Strecken, wurde das Witzpotenzial scheinbar entlegener Gegenstandbereiche in einer Weise aktiviert, die immer wieder spontanen Szenenapplaus auslöste. Virtuos etwa Zingsheims atemloser Exkurs über Militär- und Kriegsmetaphern in der deutschen Sprache, der die militaristischen Ergüsse von Offenbachs „Großherzogin von Gerolstein“ einleitete.
Kölner Philharmonie mit Comedian Martin Zingsheim
Die Reichhaltigkeit dieser Metaphorik konnte sogar nachdenklich stimmen – ganz unabhängig davon, dass eine witzige Behandlung des Themas Krieg ausgerechnet in diesen Tagen auch irgendwie deplatziert wirken mag. Wenn man es puristisch genau nimmt. Gegen solche immerhin möglichen Einwände musste sich, um einmal dieses Beispiel zu nennen, Zingsheims Selbstbezichtigung als „Mental-Veganer“ nicht zur Wehr setzen. Saftige Schnitzel verzehren und dabei Krokodilstränen über die armen toten Tierchen vergießen – diese Vorstellung von lebensweltlicher Heuchelei stellte sich zwingend ein, weshalb die Begriffsprägung eigentlich keiner weiteren Erläuterung bedurfte. Sie ist schlicht genial.
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Der örtliche Musikheilige Offenbach, der neben dem österreichischen Operetten-Heros Franz Lehár die Agenda des Abends beherrschte, gab – das lag nun allerdings auf der Hand – Anlass zu wiederholtem Köln-Bashing, dem der Moderator einige aktualistische Glanzlichter (Verkehrschaos etc.) aufsetzte. Klar, da merkte man dann doch, dass es bis zum Elften im Elften nicht mehr weit hin ist. Das Gürzenich-Orchester wiederum steuerte am Schluss noch einige Arrangements bei, in denen Philipp Matthias Kaufmann Renner des klassischen Repertoires – unter anderem von Mozart, Beethoven und Richard Strauss – amüsant mit Evergreens des kölschen Liedrepertoires verschmolzen hatte.
Solistin Iris Vermillion überzeugte
Überhaupt repräsentierte sich der stadtkölnische Klangkörper unter der energischen, vielleicht etwas überengagierten Leitung von Enrico Delamboye (der weiland, noch im Repertoirebetrieb des Hauses am Offenbachplatz, als Kapellmeister an der Kölner Oper agierte) gut aufgelegt bei einem Programm, das zu exekutieren den Musikern sicht- und hörbar Freude machte. Stilvolle Rubati und ausgeprägter Geigenschmelz zeigten, dass man sich da das Pariser und Wiener Idiom der leichten Muse aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert schön anverwandelt hatte.
Als Solisten mit Faible für parodistische Zuspitzung glänzten die Mezzosopranistin Iris Vermillion und – mit einem leichten Mangel an Durchsetzungsfähigkeit – der Tenor Julian Habermann. Bonian Tian schließlich, Gürzenich-Solocellist, erfreute in hohem Maß mit Offenbachs Fantasie „Hommage à Rossini“.