- Die Corona-Pandemie bestimmt den Alltag in Deutschland. Die immer weiter steigenden Zahlen haben auch Einfluss auf den Kultur-Sektor.
- Da die 7-Tag-Inzidenz in Köln den Wert von 50 längst überschritten hat, werden die Zuschauerzahlen für Konzerte stark gedrosselt.
- Wie die Kölner Philharmonie betroffen ist, was das Gürzenich-Orchester vorhat und warum es in der Oper anders aussieht.
Kölm – „Wir bedauern diese Entwicklung zutiefst, folgen aber dem Erlass des Landes NRW in dem Bewusstsein, dass wir damit einen wichtigen Beitrag zum Schutz aller leisten.“ Das ist der Schlusssatz in einem Schreiben, mit dem das Gürzenich-Orchester jüngst die Besucher seiner Konzerte – Abonnenten wie Ticketkäufer – auf die harten Zeiten einstimmte, die die steigenden Corona-Infektionszahlen in Köln auch und wieder für den Musikbetrieb anbrechen lassen.
In der aktuellen Fassung der Corona-Schutzverordnung des Landes NRW ist festgelegt, dass bei einer 7-Tage-Inzidenz von 50 für Veranstaltungen grundsätzlich eine Teilnehmergrenze von hundert Personen besteht, wie das Kulturministerium am Montag auf Anfrage mitteilte. Wenn der zuständigen Unteren Gesundheitsbehörde bis drei Tage vor der Veranstaltung ein Hygieneschutzkonzept vorgelegt wurde, sind in Innenräumen Veranstaltungen mit bis zu 250 Personen möglich.
Kölner Philharmonie stark betroffen
Die zwischenzeitig geltende Regelung, dass bei Überschreitung der 7-Tage-Inzidenz von 50 lediglich 20 Prozent der normalen Kapazität von Veranstaltungsorten mit Besuchern besetzt werden dürfen, war Teil der Corona-Schutzverordnung vom 14. Oktober und ist in der seit dem 17. Oktober geltenden Fassung nicht mehr enthalten.
Diese Bestimmungen betreffen unter anderem sämtliche Veranstaltungen in der Kölner Philharmonie. Beim Gürzenich-Orchester sind aktuell die bevorstehenden Abo-Konzerte (am 25., 26. und 27. Oktober) tangiert. „Den neuen Regeln entsprechend können sie nur von einem Bruchteil unseres Publikums besucht werden“, heißt es in besagter Mitteilung – weil die neue Obergrenze der Hörerzahl pro Konzert eben nicht mehr bei 920, sondern bei 250 liegt.
Gürzenich-Orchester reagiert drastisch
Das Gürzenich-Orchester handhabt die entstandene Problemsituation wie folgt: Die bevorstehenden Konzerte werden storniert – womit auch die Gültigkeit der erworbenen Tickets verfällt. Deren Wert wird erstattet. Nachdem die Konzerte zunächst „zurückgesetzt“ wurden, werden die Veranstaltungen wieder für den Verkauf geöffnet, wobei Abonnenten ein Vorkaufsrecht haben. Vom morgigen Mittwoch an ist der Vorverkauf wieder für alle geöffnet.
Das Gürzenich-Orchester ist indes nur einer von vielen Veranstaltern, die mit den neuen Belegungsbedingungen in der Philharmonie zurandekommen müssen. Betroffen sind zumal der Hausherr KölnMusik und die von ihm organisierten Konzerte, aber auch die Veranstaltungen von Partnern wie der Westdeutschen Konzertdirektion (WDK, Meisterkonzerte) und der Kontrapunkt-Konzerte.
Immer mehr Veranstaltungen fallen aus
Ein Blick auf die Homepage der Philharmonie belehrt darüber, dass immer mehr Veranstaltungen ausfallen. Das Königliche Philharmonische Orchester Stockholm, im Rahmen der Meisterkonzerte angesagt für den 25. Oktober, kommt genauso wenig wie die Staatliche Philharmonie Brünn (Kontrapunkt-Konzert am 28. Oktober).
Ein privater Veranstalter wie die WDK ist freilich noch ärger dran als die öffentlich subventionierte Philharmonie. Drei Konzerte aus dem Angebot müssen bislang ausfallen, teilt Claudia Stahnke vom Kölner WDK-Büro mit. Die Stockholmer übrigens haben ihr zufolge in erster Linie wegen der corona-bedingten Reisebeschränkungen abgesagt – dies ein Aspekt, der gerade bei den Meisterkonzerten mit ihrem internationalen Staraufgebot zur Geltung kommt.
Mehr als tausend Kunden gehen leer aus
Zwei Konzerte des London Symphony Orchestra unter Christoph Eschenbach am 29. Oktober „stehen“ einstweilen, aber selbst für den Fall, dass sie stattfinden, macht Stahnke eine deprimierende Bilanz auf: „Bei insgesamt 500 zugelassenen Besuchern müssen wir mehr als tausend Kunden absagen.“ Weil auch diesen die Ticketkosten erstattet werden, entstehen aufseiten des Veranstalters beträchtliche Einnahmeverluste.
Bei Komplettausfällen ist das erst recht der Fall, wenngleich dann weder Künstlergagen noch Saalmiete anfallen: „Aber unsere anderen Betriebskosten laufen ja weiter.“ Stahnke hofft daher, dass beim Hygienekonzept „das letzte Wort noch nicht gesprochen ist“: „ Ein klassisches Konzert ist doch keine Techno-Party, man kann doch nicht alles über einen Kamm scheren.“
Philharmonie will Spielbetrieb aufrecht erhalten
Philharmonie-Intendant Louwrens Langevoort will den Spielbetrieb in seinem Haus unbedingt aufrecht erhalten – „und wenn wir uns wohl verstärkt auf Kammermusik konzentrieren müssen“. Beim Kartenverkauf jenseits der Abonnements wurde bereits generell die Notbremse gezogen: „Im Moment sind keine Kartenverkäufe für die Konzerte bis zum 31. Dezember möglich“, heißt es auf der Homepage der Philharmonie.
Wir zu hören ist, beschwerten sich etliche Konzertbesucher darüber, erst anlässlich ihres Eintreffens vor der Philharmonie vom Veranstaltungsausfall erfahren zu haben. „Das können aber nur wenige gewesen sein“, merkt Silke Ufer, Pressesprecherin von KölnMusik, an: „Wenn ein Konzert ausfällt, machen wir das auf unserer Homepage kenntlich. Wir geben Pressemeldungen heraus und versuchen, die Ticketkäufer zu informieren – so wir die Kontaktdaten von ihnen haben.“ Dass vereinzelt Besucher selbst durch dieses engmaschige Infonetz fielen, sei wohl nicht zu vermeiden.
Oper hat keine Einschränkungen zu vermelden
Schauspiel Köln zufolge sind von den aktuellen Regelungen einige Veranstaltungen betroffen, in denen ohnehin schon seit Beginn der Spielzeit eine deutliche Einschränkung der Platzkapazitäten vorgenommen wurde. „Wir versuchen Besucher gegebenenfalls umzuplatzieren und arbeiten an Lösungen“, so die Pressestelle. Im Depot 1 stünden aktuell 150 Plätz zur Verfügung.
Keine Einschränkungen im laufenden Betrieb hat die Oper zu vermelden. „Wir haben“, so ist aus der Marketingabteilung zu hören, „eh schon mit verschärften Regeln gearbeitet, haben Luft nach oben – was uns jetzt in die Karten spielt.“ Zumal die laufende „Zauberflöte“-Aufführungsserie zeitigt weder für das Publikum noch für die Bühne Beeinträchtigungen, kein Kartenkäufer muss eine Ticketstornierung befürchten. Einstweilen, wie betont wird: „Die Situation kann sich täglich ändern.“ Für die Folgeproduktionen – „Written on Skin“ und die halbszenische „Traviata“ – wurde der Kartenverkauf „geringfügig eingeschränkt“.
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Auch die Oper darf nur 250 Besucher pro Aufführung zulassen. „Wir bleiben aber“, so ist zu hören, „sowieso schon unter dieser Zahl.“ Allenfalls abstandserweiternde Umplatzierungen wie im Schauspiel müssten Besucher über sich ergehen lassen. Ansonsten schafften die „gigantische Fläche“ und die „tolle Durchlüftung“ von Haus aus corona-feindliche Bedingungen.