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„Hart aber fair“Wowereit erinnert an Merz' homophobe Sprüche

Lesezeit 4 Minuten
HAF_Wowereit Merkel-nachfolge

Klaus Wowereit

  1. „Erst die CDU, dann vielleicht Deutschland: Wer gewinnt das Rennen um Merkels Erbe?“ fragte Frank Plasberg.
  2. Zu Gast waren Christian Lindner (FDP-Chef), Klaus Wowereit (SPD), Michael Spreng (Politikberater), Christian von Stetten (CDU) und Kristina Dunz („Rheinische Post“).

18 Jahre Parteivorsitz. Eine Ära geht zu Ende. Als Angela Merkel 2000 die Führung der CDU übernahm, war Bill Clinton noch US-Präsident, Britney Spears stand auf Platz eins der Albumcharts, Rudi Völler war Bundestrainer. Wer wird der Nachfolger Merkels? Die Frage bewegt Deutschland, seit die Kanzlerin selbst ihren absehbaren Ausstieg aus der Politik verkündete. Die Frage bewegte auch Frank Plasberg in seiner neuesten Talkrunde: „Erst die CDU, dann vielleicht Deutschland: Wer gewinnt das Rennen um Merkels Erbe?”

Friedrich Merz, Annegret Kramp-Karrenbauer oder Jens Spahn?

Eigentlich hätte man Jens Spahn auch gleich aus der Sendung streichen können. Die meiste Zeit über wird über Polit-Rückkehrer Merz gesprochen, danach folgt AKK. Bezeichnend für die Wahl am Freitag? Abwarten. Dafür liefert die Sendung der AfD einen unbeabsichtigten Dienst, obwohl noch nicht einmal ein Parteivertreter anwesend ist. So wird vor allem in der ersten Hälfte der Sendezeit diskutiert, welcher der Kandidaten am besten geeignet sei, Wählerstimmen zurückzuholen.

Friedrich Merz Aussage, er wolle das Wahlergebnis der AfD halbieren, kontert Klaus Wowereit erstaunt: „Er halbiert die AfD, und deshalb ist er die Richtige?“ Wer von den anderen Kandidaten wolle andererseits denn nicht, dass die AfD ganz verschwinde?

Es ist wie ein Teufelskreis, man will nicht über die AfD sprechen, kommt aber jedes Mal, wenn es um Migrationsfragen geht, früher oder später auf sie zurück.

Merz machte früher Stimmung gegen Homosexuelle

Klaus Wowereit, ehemaliger Regierender Bürgermeister von Berlin, antwortet auf Frank Plasbergs Frage, ob er sich selber wie Merz aus dem Stand ein Politik-Comeback zutrauen würde: Nach all der Zeit jetzt zurückzukommen, in Merz' Alter, und zu verkünden, er sei der Neuanfang – das sei schwierig. In der Tat steht Friedrich Merz darüber hinaus noch für die stramm Konservativen in der Partei.

Haf Runde Merkel-Nachfolge

Die Runde bei Frank Plasberg diskutiert über die Merkel-Nachfolge.

Als er noch aktiver Politiker in Deutschland war, stimmte er gegen die Strafbarkeit von Vergewaltigung in der Ehe und klopfte auf das Outing von Klaus Wowereit Sprüche in der „Bunten“ wie: „Solange er sich mir nicht nähert, ist mir das egal!", wie Wowereit genüsslich erzählt. Auch auf einer Rede vor CDU-Fans in Oberhausen habe er diesen einmal zugerufen, er habe nichts gegen die Homo-Ehe, „solange ich da nicht mitmachen muss!".

Will das die CDU wirklich? Hat sich Friedrich Merz vielleicht doch auch weiterentwickelt und sieht er seine Aussagen von damals heute anders? Antworten auf diese Fragen wären mal erfrischend gewesen, aber dafür hätte es wohl Merz selbst gebraucht.

Merz' Vermögen wird diskutiert

Stattdessen wird erneut über Merz‘ Finanzen diskutiert, über seine Aussage, er zähle sich nicht zur wohlhabenden Oberschicht (trotz Einkommens in Millionenhöhe) – alles bereits seit Wochen bekannt. „Man muss nicht arm sein um gegen Armut zu sein“, wirft hier Christian Lindner ein. Stimmt. Aber man sollte vor allem heute als Politiker versuchen, näher an den Menschen zu sein und wieder ein Gefühl dafür entwickeln, was sie beschäftigt.

„Die Leute haben Angst um ihre Rente und sie wissen nicht, wie sie davon leben sollen! Das Rentenproblem löst man doch nicht, indem man sagt, die Leute sollen jetzt Aktien kaufen!“, ärgert sich Wowereit über einen Vorschlag von Merz zur Rente. Das ginge alles an der Lebenswirklichkeit vorbei, meint er.

Annegret Kramp-Karrenbauer als „Mini-Merkel“

Ein etwas besseres Gespür für die Belange der Bürger habe vielleicht AKK, so Wowereit. Sie habe einen kooperativen Führungsstil. Und sie sei bekannt dafür, dass sie „die Leute abklappert“ vor schwierigen Diskussionen. Sie gehe zu den Leuten hin, um zu hören, was sie bewegt und sei damit in der Lage, Dinge zu entschärfen. Dinge im Hintergrund bewegen, ohne groß Aufhebens zu machen, das klingt nach Merkel. Und in der Tat würde eine Kombination Merkel/AKK durchaus noch eine Weile funktionieren.

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Die Frage hier ist nur wieder einmal – was will die CDU-Basis selbst? Revolution oder „weiter so“? Jedoch wird man AKK mit einem „weiter so“ auch nicht gerecht, auch wenn sie längst in einer Schublade mit Merkel ist: als „Mini-Merkel“. „An mir ist gar nix mini“, ärgerte sich AKK bereits über ihren Spitznamen. Einem 56-jährigen Mann würde man nie das Prädikat mini zuschieben.

„Es ist kein Privileg von Frauen, verniedlicht zu werden!“ Plasbergs Einwurf an Kristina Dunz, die zu Recht die Verniedlichung von AKK kritisierte, geht allerdings gewaltig nach hinten los. Denn dies bloß an dem Beispiel von Christian Lindners Spitznamen „Bambi“ festzumachen, der sich lange in den Medien hielt, ist schon arg weit hergeholt. Kaum ein männlicher Politiker muss sich dafür verantworten, welche Kleidung er trägt oder ob er auch genug gelächelt hat. Männer werden nicht als zickig betitelt, wenn sie „mal auf den Tisch hauen“.

Ohne das Feminismus-Fass eigentlich aufmachen zu wollen, rutscht die Diskussion genau dort hinein, wenn auch nur kurz, weil die Sendezeit nicht reicht. Und wer war nochmal Jens Spahn?