Die Pianistin Mélodie Zhao gab unter dem Dirigenten Jörg-Peter Weigle ein beeindruckendes Debüt in der Kölner Philharmonie.
Kölner PhilharmonieEin Debüt mit hohen Erwartungen

Die schweizer Pianistin Melodie Zhao
Copyright: Karla Newton
Mit 13 Jahren spielte Mélodie Zhao Chopins Etüden op. 10 und 25 ein, mit 19 sämtliche 32 Beethoven-Sonaten. In einem Alter, in dem sich andere gerade mal an der Musikhochschule einschreiben, hatte die Schweizerin bereits die ersten Achttausender der Klavierliteratur erklommen.
Auf dem Programm der Philharmonie steht Schumanns Klavierkonzert in a-Moll
Dem Philharmonie-Debüt dieser außergewöhnlichen Pianistin (auf Einladung der Kontrapunkt-Konzerte) sah man mit hohen Erwartungen entgegen, die auch keineswegs enttäuscht wurden. Robert Schumanns Klavierkonzert a-Moll entwickelte sie ganz aus einem lyrischen Klangkern heraus, mit weich fließender Oberstimme, atmender Phrasierung und durchsichtiger Textur.
Mélodie Zhao behielt lieber die Kontrolle im Detail als sich dem großen romantischen Schwung ganz auszuliefern - und war darin völlig einig mit dem Dirigenten Jörg-Peter Weigle, der ihre sanften agogischen Freiheiten souverän abfederte. Die metrischen Schikanen im Finale wurden elegant umschifft; der Mittelsatz lebte vor allem aus den artigen Komplimentiergesten, mit denen Solistin und Orchester einander umschmeichelten. Zum Dank für den großen Beifall spielte Mélodie Zhao noch eine wenig substanzreiche, dafür aber vital vorantreibende Rhythmusstudie chinesischer Provenienz.
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Brandenburgisches Staatsorchester zeigt Schwächen
Das ganz der Leipziger Romantik verpflichtete Programm hatte mit Felix Mendelssohn Bartholdys „Melusine“-Ouvertüre naturbeseelt und märcheninnig begonnen, auch wenn das anmutig plätschernde Wassermotiv in den Holzbläsern vielleicht nicht mit letzter Geschmeidigkeit herauskam. Auch in Schumanns Sinfonie Nr. 4 punktete das Brandenburgische Staatsorchester Frankfurt (Oder) mehr mit Erdung und Stabilität als mit Feinschliff und Oberflächenglanz.
Die Kopplung von Oboe und Celli in der Romanze geriet ein bisschen hakelig, das Blech war vor allem im Finale nicht frei von Schärfen. Rundum positiv zu verbuchen war dagegen die natürliche Schwere des Klangs, die insistierende Festigkeit in den rhythmischen Patterns, die Schumanns Orchestersprache prägen. Der Maestro, seit 2018 Chefdirigent des Orchesters, waltete überall mit ebenso ruhiger wie sicherer Hand; beste Kapellmeister-Schule zeigte der wirkungsvolle Aufbau der Beschleunigungsstufen in der Final-Coda.