Dem Orchester gehören Studierende deutschsprachiger Musikhochschulen an. Solist Stefan Dohr von den Berliner Philharmonikern führte die Hörner an.
Kölner PhilharmonieJunge Deutsche Philharmonie begeistert
„Mit unserem Programm setzen wir das Signal, Tradition zu bewahren und gleichzeitig Neues zu entdecken.“ Die Ankündigung von vier Mitgliedern der Jungen Deutschen Philharmonie löste das von Studierenden deutschsprachiger Musikhochschulen im Alter von 18 bis 28 Jahren gebildete Orchester dann vollumfänglich ein.
Für eine instrumentale Klammer sorgte das Horn als Soloinstrument in Werken von György Ligeti und Robert Schumann. Letzterer katapultierte 1849 mit dem „Konzertstück für vier Hörner und Orchester“ das damals noch junge Ventilhorn in neue spieltechnische und klangliche Dimensionen. Gleich der fanfarenartige Beginn reißt mit. Die Hörner dürfen schmettern, strahlen, lyrisch singen. Mal hetzen sich alle gegenseitig durch wilde Jagd, mal zeigen sie sich weich und dunkel als romantisches Sehnsuchtsmotiv.
Hornisten werden vom Solo-Hornisten der Berliner Philharmoniker angeführt
Die Aufführung des anspruchsvollen Werks gelang den brillanten Hornisten ganz ausgezeichnet. Angeführt wurde die Sologruppe von Stefan Dohr, seit 1993 Solohornist der Berliner Philharmoniker, der am ersten Horn immer wieder in strahlenden Höchstlagen jubilierte. Bravissimo! Während Schumann den euphorisierenden Schlusspunkt des bejubelten Konzerts setzte, machte Ligetis „Hamburgisches Konzert“ den Anfang. Der 2006 verstorbene ungarische Komponist, der dieses Jahr hundert geworden wäre, nutzt hier Solo- und vier Tuttihörner ganz bewusst wieder als jene Naturtoninstrumente, die Schumann einst durch chromatische Ventilhörner ersetzte.
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Die ansteigende Obertonreihe weicht auf diesem Blasinstrument immer mehr vom temperierten Tonsystem ab, sodass es zu tonalen Reibungen und Schwebungen kommt. Ligeti spielt mit diesen Mikrointervallen melodisch und harmonisch in kleinteilig wechselnden Satztypen von Tanz, Choral, Aria und Capriccio. Im „Praeludium“ zerfließen liegende Töne der fünf Hörner zu schimmernden Klangflächen wie Ölflecken auf einer Pfütze.
Das Publikum der Kölner Philharmonie schenkt viel Applaus
Im anschließenden „Signale“ springen sie wie bunte Funken durch schräge Fanfaren. Dabei entstehen neuartige und höchst expressive Klangfarben. Wenn im finalen „Hymnus“ alle gestopft, fortissimo und mit Flatterzunge im höchsten Register spielen, meint man einen geknebelten Schrei zu hören. Solist war auch hier der fantastische Stefan Dohr, ebenbürtig flankiert von den vier Tutti-Hörnern und dem unter Leitung von Jonathan Nott hellhörig und punktgenau agierenden Orchester.
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Dynamisch, druck- und gestisch schwungvoll gelang auch die Wiedergabe von Antonín Dvořáks achter Symphonie. Der wiegenden Eleganz des Walzers folgte das durch unterschiedliche Charaktere furios wirbelnde Finale. Dem tschechischen Romantiker folgte das 2021 komponierte „Z Metamorphosis“ des 1974 geborenen Minas Borboudakis. Schwebende Klänge eines Synthesizers strömten hier ins Orchester mit anderen Farben, Dichten, Energien und Bewegungen. Hektische Läufe, kreischende Spitzenlagen, metallische Schläge und donnernde Pauken steigerten die düstere Atmosphäre zu einem Gewaltakt, der die Brutalität der griechischen Militärdiktatur der 1960er Jahre zum Ausdruck bringen sollte. Für alle Stücke gab es lebhaften Applaus.