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Kit Armstrong & Friends in der Kölner PhilharmonieDieser Pianist vollendet das Prinzip Kammermusik

Lesezeit 3 Minuten
Das Bild zeigt den Pianisten Kit Armstrong, spielend über einen Flügel gebeugt. Kit Armstrong trägt einen schwarzen Anzug.

Kit Armstrong trat in der Kölner Philharmonie auf

Kit Armstrong trat mit dem Schumann-Quartett und dem Quatuor Hermè in der Kölner Philharmonie auf.

Da stoßen die Sachen einander hart im Raum: Was haben Adagio und Fuge für Streicher KV 546 und das Violinkonzert KV 207 gemeinsam? Nicht viel, um es einmal so zu sagen. Das Adagio vor der von Bach inspirierten Fuge ist derart mit bitterer chromatischer Harmonik gespickt, dass die Tonalität fast ins Wanken gerät, während das 15 Jahre früher entstandene Konzert auf weithin homophoner Grundlage das „singende Allegro“ kultiviert. Die Klammer für beide Werke liefert der Komponistenname: Mozart. Erstaunlich, welche fundamentalen Gegensätze diese Klammer im jüngsten Konzert der Kölner philharmonischen Kammermusik-Reihe zu umgreifen vermag.

Kit Armstrong tritt mit zwei Quartetten in der Kölner Philharmonie auf

„Kit Armstrong & Friends“ also traten zu einer ausschließlich dem Klassiker gewidmeten „Mozart-Expedition“ an – wobei der amerikanische Pianist und Brendel-Adept erst in der zweiten Hälfte in Erscheinung trat. Seine „Friends“ sind das Schumann-Quartett und das Quatuor Hermès, dem sich drei weitere Streicher – darunter Noah Bendix-Balgley als Konzertmeister – und einige Bläser hinzugesellen. Nahezu alle in doppelter Funktion als Kammer- und – in KV 207 – als Orchestermusiker auf, die flexiblen Kombi-Möglichkeiten der hochprofessionellen Künstler machen das möglich.

Das Ergebnis war dann auch entsprechend: Überzeugte bereits KV 546 – hier abgespeckt auf Quartettstärke (Quatuor Hermès) – durch zupackend-aggressive Impulse (vor allem vom Cello) in der Einleitung und eine äußerst plastische Darstellung der Polyphonie in der Fuge, so glänzte Bendix-Balgley in KV 207 mit einer klangvollen, redenden, tonschönen, aber keineswegs süßlichen Interpretation des Soloparts samt sehr stilgerechten, weil nicht virtuos auftrumpfenden Kadenzen. Im Begleitensemble waren allerdings die Hörner zu laut.

Die Aufführung trifft den Kern von Mozarts Musik

Nach der Pause dann tatsächlich Armstrong in zwei Kammermusikwerken, die angesichts ihres schwindelerregenden Ranges viel zu selten zu hören sind: dem Klavierquintett mit Bläsern KV 452 und dem Klavierquartett mit Streichern KV 478. Weil der Flügel hinter den anderen Beteiligten stand, trat er stärker ins Off, als das unbedingt nötig gewesen wäre. Auf der anderen Seite entspricht diese Positionierung Armstrongs Naturell: Er trumpft nicht auf, sondern realisiert in steter Interaktion mit seinen Partnern auf nahezu vollendete Weise das Prinzip Kammermusik – als ein intensives, dabei stets neue Züge annehmendes Dialogisieren.

Immer wieder andere Figuren in jeweils anderen Konstellationen erscheinen da auf einer imaginären Opernbühne. Jedes Detail – in KV 452 zum Beispiel das ausgefeilte Spiel mit dem Themenkopf im ersten Satz – wird da zu einem ereignishaften Hier und Jetzt. Es geht nie nur darum, die Noten exakt zu referieren, es geht vielmehr um das In- und Gegeneinander von Spannung und Lösung, Behauptung und Hinnahme, Ausweichung und Bekräftigung, um die ausgefeilte Dramaturgie der Phrasenschließungen.

Und um die Kunst der Übergänge. Die bewährte sich aufs Glücklichste auch in der Zugabe, dem Finale aus dem Klavierkonzert KV 271, dem berühmten Perpetuum mobile mit dem ernst-zeremoniellen Menuett im Zentrum. Großer Beifall für eine künstlerische Leistung, die tatsächlich den Weg ins Mozart-Innere fand.