Martin Grubinger gilt als einer der besten Schlagzeuger der Welt - jetzt begeisterte er in der Kölner Philharmonie.
Kölner PhilharmonieUnwiderstehlicher Grubinger-Gaudi
Was soll man machen, wenn man nur eine einzige Zugabe eingepackt hat, die Leute aber partout nicht aufhören wollen zu jubeln? Martin Grubinger hat da eine Lösung: Er spielt das Stück einfach zweimal, einmal unfassbar schnell, einmal noch schneller.
Für solche Aktionen braucht man neben Witz und artistischem Temperament aber eben auch die unanfechtbare Virtuosität, die dem österreichischen Star-Schlagzeuger zu Gebote steht. So atemberaubend schnell Grubinger die Klöppel in Kurt Engels Xylophon-Klassiker „Look Out Little Ruth“ auch über das Instrument flitzen ließ - er hatte doch immer noch Muße, die charmante Nummer mit ein bisschen chaplinesker Beinarbeit zu unterstreichen.
Im Zeichen federleichter Unterhaltung
Vorangegangen war ein Stück, das gleichfalls im Zeichen federleichter Unterhaltung stand, obwohl es aus der Feder eines angesehenen Mentors der Avantgarde stammt: In Peter Eötvös’ „Speaking Drums“ sprechen nicht nur die Trommeln, sondern auch der, der sie bedient.
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Während Grubinger zwischen seinen weitläufig aufgestellten Schlaginstrumenten (samt Töpfen und Pfannen) übers Podium tigerte, brüllte, grunzte und stammelte er zur allseitigen Erheiterung allerhand lustigen Nonsens, den die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen mit illustrativen Klangpatterns zwischen Jazz, Filmmusik und Strawinskys „Sacre“ unterlegte.
Neben der unwiderstehlichen Grubinger-Gaudi - der Veranstalter hätte es ahnen müssen - ging das zweite mit Spannung erwartete Ereignis des Abends fast unter: Es war das Philharmonie-Debüt des jungen Finnen Tarmo Peltokoski, der zu den höchstgehandelten Neuzugängen in der internationalen Dirigenten-Szene zählt. Der 23-jährige vereint enormes Talent mit gesundem Selbstbewusstsein; auch einer so erfahrenen Truppe wie den Bremern gegenüber scheint er keinerlei Autoritätsprobleme zu kennen.
Das Eröffnungsstück, Ralph Vaughan Williams’ Fantasie über ein Thema von Thomas Tallis, litt (auch aufgrund einer überambitionierten Raumklang-Konzeption) noch unter erheblichen Koordinationsmängeln. Besser standen die Dinge in Felix Mendelssohn Bartholdys „Schottischer“ Sinfonie, die hier erst zwei Wochen zuvor unter Leitung des 96-jährigen Herbert Blomstedt erklungen war. Die beiden Maestri trennen unglaubliche 73 Lebensjahre, was auch deutlich hörbar wurde: Während der Senior die Farb- und Strukturwunder der Partitur ohne jeden Aufwand lebendig werden ließ, setzte der Jungspund das Werk und sich selbst mit imperialer Gestik in Szene, überraschte mit eruptiven Akzenten und starken Kontrasten in Tempo und Lautstärke.
Das gewohnt spielfreudige Orchester setzte Peltokoskis Wünsche mit schlackenloser Wucht und griffigem Klangprofil um - eine effektvolle Lesart, die dem Publikum offenkundig sehr gefiel. Und am Ende gab es sogar noch Freibier für alle.