Köln – Seit 25 Jahren fördert Anne-Sophie Mutter mit ihrer Stiftung junge Musikerinnen und Musiker, ebnet ihnen den Weg ins Konzertleben und zieht attraktive Gigs für sie an Land. So wie nun den Auftritt im Rahmen der philharmonischen Meisterkonzerte, wo sich die Stargeigerin gemeinsam mit ihren ehemaligen Stipendiaten Ye-Eun Choi (2. Violine), Vladimir Babeshko (Viola) und Pablo Ferrández (Cello) zum Streichquartett verband. Angesichts der Kartenpreise staunte man nicht schlecht: 168 Euro waren da in der Spitze zu berappen; und dennoch war der Saal weit besser gefüllt als beim Besuch „stehender“ Quartette von Weltruf, die hier für ein Fünftel des Preises zu hören sind.
Lohnte die Investition? Wenn man ein beherztes, ereignisreiches, von stilistischen Skrupeln nicht sonderlich angefochtenes Quartettspiel liebt, dann auf jeden Fall. In den Rahmensätzen zweier früher Mozart-Quartette (KV 155 und 157) zogen die vier das Tempo mächtig an - aber da wurde nicht einfach schnell gespielt, sondern mit einer stürmischen Verve, einem musikantischen Fahrtwind, den man sich nur zu gerne um die Ohren wehen ließ.
Quartett um Anne-Sophie Mutter erntet stürmischen Jubel
In den langsamen Mittelsätzen freilich gerieten schon mal die Grenzen des guten Geschmacks in Sicht. Da ließ Anne-Sophie Mutter jene im Tonlosen ersterbenden Seufzerfiguren, jene schlingernden Portamenti und fallsüchtig gleitenden Abstiege hören, die in ihren solistischen Konzert-Inszenierungen zweifellos ihren Reiz haben, bei den Werken des 16-jährigen Mozart aber doch Befremden auslösen. Was mochten Mutters junge, vermutlich allesamt auch mit den Grundprinzipien einer historisch informierten Spielweise vertrauten Protegés davon halten?
Bei Joseph Haydns etwa gleichzeitig entstandenem Es-Dur-Quartett op. 20/1 war diese kapriziöse, beständig dem Muster ausweichende Spielweise deutlich eher am Platz: Im eröffnenden Allegro moderato war zwar bis zum letzten Takt kein klares Tempo auszumachen, trotzdem spielten die vier mit unangefochtener Präzision zusammen, setzten effektvolle Pointen und flochten die vielfältig gebrochene Satzstruktur zu einem Netz von hoher innerer Spannkraft.
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Wie viel der junge Ludwig van Beethoven (auch wenn er es stets bestritt) da von seinem Lehrer Haydn gelernt hat, machten Mutter & Co in seinem G-Dur-Quartett op. 18/2 hörbar. Dabei scheuten sie in der Charakterzeichnung nicht vor extremen Wirkungen zurück. Sie setzten starke Lautstärkekontraste, servierten gespuckte Staccati und kratzige Akkordbrechungen, gaben im Adagio cantabile aber auch den Vorboten romantischer Empfindungstiefe Raum. Alles in allem war das schon ein Kammermusikabend von ungewöhnlich hoher Erlebnisqualität, der im Saal auch entsprechend stürmisch bejubelt wurde.