Die Kölner Tanz- und Theaterpreise 2024 gehen unter anderem an das Nippeser Studio trafique und die Choreografin Ursina Tossi.
Kölner Tanz- und TheaterpreiseIntensiv, nah dran und gelegentlich drastisch
Seit zwölf Jahren verknüpft das Studio Trafique technische Innovationen mit politischem Engagement, seit Januar 2022 in einer neuen Spielstätte in Nippes. Am Montagabend hat das Theaterkollektiv um Anna Marienfeld und Björn Gabriel für sein Stück „Hyperformance“ – eine Kooperation mit Tanzgenerator Bonn – den mit 10.000 Euro dotierten Kölner Theaterpreis gewonnen. Die Tanz- und Theaterpreise der SK Stiftung Kultur wurden bereits zum 35. Mal vergeben.
„Das Studio Trafique traut sich was“, laudatiert Jury-Mitglied Norbert Raffelsiefen. Mit unermüdlichem Forschungsdrang erkunde die Gruppe hybride Formate, in denen Schauspiel, Performance, Video-Art und Live-Film sich zu spannenden Spielformen zusammenfinden.
Ehrentheaterpeis für Gisela Deckart
Der Kölner Tanztheaterpreis (ebenfalls 10.000 Euro) geht 2024 an die Choreografin Ursina Tossi für „Hell“, eine Co-Produktion mit dem Hamburger Kampnagel und der Kölner Tanzfaktur. In der Choreografie, so Laudatorin Tessa Temme, werde das Publikum mit intensiven bis pompösen Sinneserfahrungen durch die Hölle geführt, ohne Rücksicht auf Verluste: „Die Performer*innen sind ziemlich nah dran an den Zuschauenden, die Bewegungssprache ist genauso direkt wie der Titel, mitunter auch drastisch.“
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Über den Kinder- und Jugendtheaterpreis (5000 Euro) kann sich die Kölner performing:group freuen. Ihr Tanzstück für Jugendliche „Synapsen“ – Regie und Choreografie: Julia Mota Cavalho und Marcela Ruiz Quintero – ist in Co-Produktion mit dem Comedia-Theater: „Synapsen“ verlange kein Vorwissen über Tanztheater, so die Jury-Begründung, zeige aber eindrücklich, wie nah man über Bewegung und Bilder der Erlebniswelt seines Zielpublikums kommen könne: „So funktioniert der Abend auch als niederschwelliger Einstieg in die Kunstform. Freilich auf höchstem Niveau!“
Es wurden noch mehr Preise im Komed im Mediapark vergeben, zuallererst der Ehrentheaterpreis (3000 Euro) an Gisela Deckart. Die langjährige Referentin für Theater- und Tanz im Kulturamt der Stadt ist dieses Jahr in den Ruhestand gegangen, zum großen Bedauern der Freien Szene. „Angelehnt an das mit ihrer Unterstützung entwickelte, erfolgreiche Förderkonzept des Theaters“, sagte Lobrednerin Heide Hagebölling-Eisenbeis, „setzte Deckart für die Überarbeitung und Erneuerung des Tanzförderkonzepts neue Maßstäbe: Tanzschaffenden eröffnete sich damit der Zugang zur institutionellen Förderung. Tanzräume wie zum Beispiel Barnes Crossing, die Ehrenfeldstudios und die Tanzfaktur können zudem in ihrem Bestand als Produktions- und Aufführungsräume gesichert und ausgebaut werden.“
Der von allen Jurys gemeinsam bestimmte Kölner Darsteller*innenpreis, dotiert mit 7000 Euro, geht an Daniel Breitfelder, einen Schauspieler, der noch gar nicht allzu lange in der Kölner Szene wirkt, aber mit seinen Rollen in „Queere Revolution“, „Monte Rosa“ und „König Ubu“ bereits den bestmöglichen Eindruck hinterlassen hat. „Wenn ein vergleichsweise junger Darsteller geehrt wird, dann ist das ein Zeichen für eine ganz besondere Qualifikation und eine hohe Wertschätzung“, so Winfried Gellner in seiner Laudatio. Breitfelder sehe sich selbst nicht nur als Performer, sondern auch als Aktivist und Visionär.
Auch der Schauspiel-Nachwuchs wird bei den Tanz- und Theaterpreisen ausgezeichnet. Der „Puck“ (2500 Euro) ging dieses Jahr an Rebecca Hirschler, für „ihr gutes Verständnis für menschliche Emotionen und die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen – auch in ganz spezifischen sozialen Kontexten“, lobte die Jury. Hirschler verstehe es, jede Facette ihrer Rollen mit Brillanz und Authentizität auszufüllen.
Bleibt noch der Kurt Hackenberg-Preis, der Preis des Vereins der Freien Volksbühne Köln e.V. für politisches Theater, dotiert mit 5000 Euro. Ihn erhält 2024 die Kölner Gruppe wehr51 – Andrea Bleikamp, Jens Standke, Rosi Ulrich – für ihre Freiluft-Produktion „Liquid“ auf dem Ebertplatz und am Rhein in der Höhe der Bastei: Regisseurin Andrea Bleikamp nehme das Publikum mit auf eine Entdeckungsreise durch den Theodor-Heuss-Park, schreibt Jury-Mitglied Sandra Nuy. Dem Wasser zuzuhören, sei hier ein politischer Akt. In „Liquid“ mache wehr51 die Stadt und ihren Fluss zur Bühne, „um über neue Perspektiven für die dringende politische Aufgabe des Schutzes und des Erhalts der natürlichen Ressourcen nachzudenken“.