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TV-Kritik zu „Kaputt“Kölner „Tatort“ enttäuscht auf ganzer Linie

Lesezeit 3 Minuten
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Freddy Schenk (Dietmar Bär, l) und Max Ballauf (Klaus J. Behrendt, r) stehen an dem Ort, wo Kollegen in ihrer Dienststelle an den getöteten Beamten erinnern

Köln – Die Streifenpolizisten Frank Schneider und Melanie Sommer (Anna Brüggemann) wurden wegen nächtlicher Ruhestörung zu einem leerstehenden Haus gerufen. Doch was nach Routineeinsatz klang, endete in einer Tragödie. Schneider wurde tot geprügelt, die Kollegin überlebte verletzt und traumatisiert, konnte sich aber an nichts erinnern.

Die Auflösung

Rasch wurden Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) auf den drogenabhängigen Ben Theissen (Hauke Diekamp, der mit seinen fast 30 eindeutig eine Fehlbesetzung als Jugendlicher war) aufmerksam, da sich die Tat in dessen Elternhaus ereignet hatte und er Spuren am Tatort hinterlassen hatte. Doch dann wurde er erschossen. Und kurze Zeit später auch sein Freund, der die Tat mit ihm begangen hatte.

Es war dann keine große Überraschung, dass Melanie Sommer auf einen Rachefeldzug gegangen war. Sie hatte Theissen zufällig am Tatort getroffen und ihn erschossen. Durch ein Video, das die Jugendlichen gedreht hatten, war sie auch auf die Mittäter aufmerksam geworden. Am Ende musste Ballauf sie erschießen, weil sie auch die dritte Tatbeteiligte töten wollte.

Das Thema

Homophobie, Drogensucht, Gewalt, fehlende Gleichberechtigung am Arbeitsplatz, Mobbing, Selbstjustiz. Rainer Butt und Christine Hartmann, die auch Regie führte, hatten viel in den neuen „Tatort“ gepackt. Und man muss leider festhalten, dass sie gescheitert sind. Das lag an den hölzernen und unglaubwürdigen Figuren, zu denen man keine Nähe aufbaute. Auch gingen sie seltsam lieblos mit ihnen um. Dass Ben Theissen Hass auf den Polizisten verspürte, der an dem Unfall beteiligt gewesen war, bei dem sein Vater gestorben und seine Mutter schwer verletzt worden war, mag noch nachvollziehbar sein.

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Aber warum zwei Jugendliche, die zwar Drogen genommen haben, aber ansonsten offensichtlich gut drauf waren und in keinerlei Beziehung zu dem Polizisten standen, derart brutal auf den Mann einprügelten und sogar noch die Kollegin zwangen zuzuschauen, erschloss sich nicht mal im Ansatz.

Die Dialoge

Das noch größere Problem waren aber die wirklich schrecklichen Dialoge. Da sagten junge Leute Sachen wie „Ist alles easy. Mach keinen Scheiß“ und „Fuck, Alter. Das ist nicht gut, wenn die uns zusammen sehen.“ Von der traumatisierten Polizistin hörte man: „Ich drücke mich nicht vor meinen Pflichten“ und „Ich will keinen Stempel aufgedrückt bekommen.“

Für „Tatort“-Fans

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Und Ballauf und Schenk klangen ebenfalls wie aus der Klischeekiste: „Das bringt doch jetzt nichts“, „Wir stehen noch ganz am Anfang“. Die Liste könnte man problemlos fortsetzen. Etwas mehr Lebensnähe und Sorgfalt bei der Gestaltung der Dialoge hätte den Fall schon sehr viel besser gemacht.

Fazit

Gewalt gegen Polizisten zu thematisieren ist ein interessanter Ansatz. Aber dieser „Tatort“ wurde seinem Anliegen nicht gerecht. Als Zuschauer fühlte man sich nicht ernstgenommen, wenn etwa die Szene mit der Polizeikontrolle offensichtlich nur deshalb gedreht wurde, um auch dem Letzten zu erklären, wie wenig Wertschätzung die Beamten häufig erfahren – und dass Frauen besonders kämpfen müssen. Und dieses Muster zog sich durch den ganzen Film. Dieser Kölner „Tatort“ war nach vielen guten Folgen der vergangenen Wochen und Monate leider eine Enttäuschung.