Köln – „Das war ein Angebot, das man nicht ablehnen kann – eine super Herausforderung.“ Sichtlich erfreut über seine Berufung zum neuen Kölner Opernintendanten und auch über den ihm zuteil gewordenen „herzlichen Empfang“ stellte sich Hein Mulders am Dienstag, eingeführt durch Oberbürgermeisterin Henriette Reker, in einer Online-Pressekonferenz der Öffentlichkeit vor. Der Niederländer hat eine schwere Bürde zu schultern, die viele andere abschrecken dürfte – das für ihn ungewohnte Interimsprovisorium im Staatenhaus und den Umzug in den (wann?) neu zu eröffnenden Riphahn-Bau am Offenbachplatz. Eine Lastempfindung war ihm indes nicht anzumerken, mit gelassen-freundlicher Professionalität und in ausgezeichnetem Deutsch stellte er sich selbst und seine Agenda vor.
Agenda? Diesbezüglich kam freilich nicht viel – was angesichts der kurzen Vorlaufzeit billigerweise auch nicht zu erwarten war. Immerhin kam die Ankündigung, eine „eigene Farbe für Köln zu entwickeln.“ Er sei „breit aufgestellt“, habe Zugang zu „klassischen wie zu Regietheater-Konzepten“, neige bei der Auswahl von Regisseuren zu einem „Mix aus Newcomern und Altmeistern“.
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„Diversität“ scheint überhaupt einer von Mulders’ Leitbegriffen zu sein – das Wort fiel mehrfach und bezog sich auch auf die Stückauswahl wie auf Gastdirigenten und -ensembles: „Warum soll es nicht mal, wenn das Gürzenich-Orchester auf Reisen geht, einen Monteverdi-Zyklus mit Concerto Köln geben?“ Das vergleichsweise souveräne Standing des 58-Jährigen zeigte sich auch in der offenen Antwort auf die Frage: Operette, Musical, überhaupt die leichte Muse? „Da bin ich nicht so der Crack.“
„Mein Ding ist die Oper“
Ausführlicher ging Mulders auf die Gründe ein, die ihm Köln gegenüber Essen besonders attraktiv erscheinen lassen: „In Essen muss ich zwischen drei Sparten – Theater, Philharmonie, Orchester – hin- und herrennen. In Köln kann ich tief in eine einzige Sparte eintauchen.“ Denn: „Mein Ding ist die Oper.“ Und hier besonders die Arbeit mit menschlichen Stimmen: „Das Casting ist meine Leidenschaft, das Beurteilen, wie ein Sänger sich entwickelt.“
Naheliegend kam auf der Pressekonferenz auch Mulders’ prospektives Verhältnis zum Kölner Generalmusikdirektor François-Xavier Roth zur Sprache der sich schließlich anlässlich seiner Vertragsverlängerung deutlich erweiterte Mitspracherechte an der Oper gesichert hatte. Ein Keim für künftige Konflikte? „Keineswegs“, wiegelte Mulders ab: „Ich kenne ihn schließlich von den Essener Auftritten mit seinem Orchester Les Siècles schon gut genug, wir werden hervorragend zusammenarbeiten.“ Im übrigen sei er ein guter Teamarbeiter, und die Zeit der „Intendantenautokraten“ vorbei. Er werde ja auch nicht „die Hälfte der Belegschaft“ der Oper in die Wüste schicken.
Großes Lob vom GMD
Und wenn Roth zum Beispiel stärker das französische Repertoire bringen wolle, habe er überhaupt nichts dagegen. Der GMD seinerseits überreichte Mulders einer Mitteilung der Stadt zufolge ebenfalls eine Praline: „Ich bin mir sicher, dass er mit großer Energie und seiner fantastischen Kreativität das Haus in die Zukunft führen und weiterentwickeln wird. Ich freue mich auf unsere Zusammenarbeit.“
OB Reker wiederum hatte Mulders zu Beginn seiner Vorstellung als „klugen Kulturmanager mit viel Führungserfahrung“ gepriesen, der es sicher schaffen werde, Köln als Opernstadt „noch wirksamer im europäischen Raum zu positionieren“ und „noch mehr Gäste, Künstler wie Besucher, anzulocken“. Dieses Statement war unübersehbar auch ein – sogar noch halbwegs eleganter – Tritt in Richtung der amtierenden Intendantin Birgit Meyer, der all dies (der Umkehrschluss liegt nahe) in Rekers Augen eben nicht gelungen ist.
„Kreativ in die Zukunft“
Auch im Umfeld der Pressekonferenz setzte es aus der Kulturszene einiges Lob für den Neuen. Laut Pamela Rosenberg, Ex-Intendantin der Berliner Philharmoniker und Mitglied der Findungskommission, bringt Mulders „alle Voraussetzungen mit, um die Oper Köln mit seinen profunden Opern- und Musikkenntnissen, seinem international geprägten Profil sowie seinem umfangreichen professionellen Netzwerk kreativ in die Zukunft zu steuern“.
Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach hob die „exzellente fachliche Expertise sowie Teamorientierung und persönliche Integrationskraft“ hervor. Auch Mulders’ „Kompatriot“, Philharmonie-Intendant Louwrens Langevoort, sagte dem „Stadt-Anzeiger“, die Kulturstadt Köln habe eine „ausgezeichnete und Erfolg versprechende Wahl“ getroffen.
Hein Mulders, 1962 im niederländischen Bussum geboren, studierte u. a. Kunstgeschichte und Musikwissenschaft in Paris und Amsterdam und ist derzeit, nach Stationen an der Flämischen Oper in Antwerpen und der Amsterdamer Oper, Intendant in Essen für die Sparten Aalto-Musiktheater, Essener Philharmoniker und Philharmonie Essen.Vertragsbeginn an der Kölner Oper ist der 1. September 2022. Der Vertrag läuft über fünf Spielzeiten. Zusätzlich wurde ein Vorbereitungsvertrag ab Mai 2021 zur Planung der Spielzeit 2022/23 ff. abgeschlossen. (ksta)