Bei der Eröffnung der Leipziger Buchmesse durch den Kanzler ging es laut zu. Scholz konnte seine Rede zunächst nicht wie geplant halten.
Laute Rufe bei Scholz-Rede„Hör auf zu brüllen!“ – Kanzler kontert Störer aufgebracht
Wie aufgeheizt das gesellschaftliche Klima in Deutschland durch den Nahost-Krieg ist, davon konnte sich Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Mittwochabend persönlich überzeugen. Scholz hielt die Eröffnungsrede für die Leipziger Buchmesse und wurde dabei mehrfach von aufgebrachten Demonstranten im Saal unterbrochen.
Bereits zu Beginn der Ansprache des Kanzlers im Leipziger Gewandhaus setzten die Zwischenrufe ein. Es handelte sich um pro-palästinensische Aktivisten, die das Vorgehen Israels im Gazastreifen anprangerten. Eigentlich wollte Scholz bei der renommierten Veranstaltung über die Bedeutung des Lesens sprechen und sich selber als Leseratte outen. Minutenlang konnte er jedoch wegen der lauten Zwischenrufe nicht ungestört sprechen.
Pro-palästinensische Aktivisten unterbrechen Bundeskanzler Scholz
Die Aktivisten warfen der Bundesregierung Beteiligung am „Genozid“, also Völkermord, in Gaza vor. Besonders eine Frauenstimme war zu vernehmen. In Videos von einem pro-palästinensischen X-Account ist zu verstehen, was gerufen wurde. „Es ist keine humanitäre Katastrophe, es ist ein Genozid!“, hieß es ebenso wie „Das Blut der Kinder ist an Ihren Händen“. Das Publikum schritt ein und versuchte, mit „Ruhe“-Rufen die Aktivisten zu stoppen.
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„Mr Scholz, you cannot talk about democracy while your money and your weapons are killing thousands of palestinians!“, schrie eine Frau dagegen an. Eine ältere Dame versuchte, sie daraufhin zu beruhigen. Dann setzte immer wieder Applaus für Scholz ein, um die Zwischenrufer zu übertönen. Die Security versuchte, die Störer aus dem Saal zu bringen.
Olaf Scholz wendet sich an Zwischenrufer in Leipzig
Schließlich riss dem Bundeskanzler der Faden. „Hör auf zu brüllen! Schluss!“, wehrte er sich und wies auf die Zwischenrufer im Publikum. „Uns alle führt hier in Leipzig die Macht des Wortes zusammen - nicht des Geschreis“, sagte Scholz, begleitet von Applaus.
Scholz appellierte in seiner Rede: „Folgen wir denen nicht, die uns spalten wollen, die ganzen Gruppen in diesem Land die Zugehörigkeit zu unserer Gesellschaft absprechen wollen. Glauben wir niemals denen, deren Antworten am Ende auf Intoleranz, Ausgrenzung und Hass hinauslaufen.“ Dies würde das Land „nicht nur moralisch, sondern auch wirtschaftlich ruinieren“.
Für Besucher und Fachpublikum öffnet die Messe, die mit rund 300.000 Gästen der wichtigste Frühjahrstreff der Buch- und Medienbranche ist, offiziell am Donnerstag ihre Türen. Dann wird auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier auf der Buchmesse zu einem Rundgang erwartet. Am Donnerstag wird ebenfalls der Preis der Leipziger Buchmesse in den Kategorien Belletristik, Sachbuch und Übersetzung verliehen. Insgesamt gibt es 15 Nominierte. (mit dpa)