AboAbonnieren

Kommentar

Keine Elternzeit
Christian Lindner sendet ein völlig falsches Signal aus

Ein Kommentar von
Lesezeit 2 Minuten
Christian Lindner und seine Ehefrau Franca Lehfeldt.

Christian Lindner und seine Ehefrau Franca Lehfeldt.

Christian Lindner wird zum ersten Mal Vater. Familie sei das Wichtigste, aber in Elternzeit gehen will er nicht. Wie passt das zusammen?

Wahrscheinlich meint Christian Lindner es auch dieses Mal gar nicht so. Das war schon bei dem „Zeit“-Interview vor zwei Jahren so, als er davon sprach, wie es so sein würde als Vater. Dann sei er auch irgendwann dran mit der Care-Arbeit. Und habe für diese Zeit schon seine Vorstellungen: Bücher schreiben, vielleicht promovieren, jagen, fischen, imkern.

Das war quasi eine Bitte, medial über ihn herzufallen: Mal wieder ein Mann, der Care-Arbeit mit Freizeit verwechselt! Dabei war das alles nur ein Missverständnis, stellte Lindner später klar. Er habe von der Zeit nach seiner Politikerkarriere gesprochen. Und noch ist er ja Bundesvorsitzender der FDP, einer im Moment allerdings eher mäßig gefragten Partei.

Er ist gerade sehr gefragt in den Klatschspalten

Sehr gefragt ist Lindner dagegen gerade in den Klatschspalten der Nation. Denn jetzt ist es so weit: Er wird im Frühling Vater! Die „Bunte“ bat um ein Interview auf dem Weihnachtsmarkt und fragte dort unter anderem, ob Lindner plane, Elternzeit zu nehmen. Die Antwort: „Das ist in meinem Job nicht vorgesehen“. Außerdem sagte Linder noch: „Familie ist das Wichtigste und hat Priorität“. Ach - tatsächlich?!

Jetzt können also eigentlich alle ihre zwei Jahre alten Kommentare nochmal veröffentlichen, in denen es darum geht, dass Christian Lindner feministisch betrachtet komplett versagt. Es sei denn, es ist wieder mal ein Missverständnis. Zu viel Glühwein gab es allerdings auf dem Weihnachtsmarkt nicht für ihn, nach Angaben der „Bunte“ trank er Kaffee.

Christian Lindner geht also davon aus, in seinem Job unersetzbar zu sein – und sei es nur für ein paar Wochen. Na ja - die einen sagen so, die anderen so... Ob er persönlich Elternzeit nimmt oder nicht, ist natürlich ziemlich egal. Mal von dem Zeichen abgesehen, dass er damit setzen könnte.

Was viel schwerer wiegt, ist aber öffentlich zu verkünden, dass eine politische Spitzenposition wie die seine nicht Elternzeit zu vereinbaren ist. Denn das bedeutet, dass am Ende wieder dieselben Nasen mit denselben lückenlosen Lebensläufen in den Parlamenten und Parteizentralen sitzen. Während die anderen Windeln wechseln, Butterbrotdosen befüllen und Trotzphasen managen. Und wenn Politik und Familie in Deutschland ein Widerspruch sind, läuft irgendwas sehr schief.