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Mehr als 3000 Kulturgüter in KölnDeutsche Museen wollen gemeinsam mit Kamerun Rückgaben organisieren

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Das Rautenstrauch-Joest-Museum in Köln.

Das Rautenstrauch-Joest-Museum in Köln.

Elf Museen haben sich zusammengetan, um Gespräche mit Kamerun über die Restitution von Raubkunst zu führen. Auch das Kölner Rautenstrauch-Joest-Museum beteiligt sich.

Mehr als 40.000 Kulturgüter, die aus Kamerun stammen, werden derzeit in deutschen Museen ausgestellt. Darunter Musikinstrumente, Textilien, Waffen, Schmuck, Architekturelemente, Gebrauchsgegenstände, rituelle Statuen und Masken. Ein Großteil wurde während der deutschen Kolonialherrschaft von 1884 bis 1919 aus dem zentralafrikanischen Staat geraubt und ins Deutsche Reich gebracht. Verschiedene traditionelle Gemeinschaften in Kamerun fordern die Rückgabe.

Elf deutsche Museen – unter der Leitung des Linden-Museums in Stuttgart, in dem sich die größte kamerunische Sammlung in Deutschland befindet – wollen nun mit Kamerun über eine mögliche Restitution ins Gespräch kommen.

Rautenstrauch-Joest-Museum beteiligt sich an Dialog mit Kamerun

Das Rautenstrauch-Joest-Museum ist ebenfalls Teil dieser Gruppe. Nach Angaben einer Sprecherin verfügt es über die fünftgrößte Sammlung der elf beteiligten Museen. 3159 Ausstellungsstücke in Köln stammen aus Kamerun, etwa 1000 Objekte aus der Kolonialzeit und 2000 aus der Zeit danach.

Direktorin Nanette Snoep und die Leiterin der Afrikasammlung, Clara Himmelheber, nahmen an einem Treffen im Stuttgarter Lindenmuseum am Montag (15. Januar) mit weiteren Vertreterinnen und Vertretern der beteiligten Museen teil. Damit solle ein transparenter Dialog eingeleitet werden, auf dessen Grundlage eine vertrauensvolle Zusammenarbeit möglich gemacht werden soll.

Teilnehmende des Dialogtreffens, darunter Vertretern aus Deutschland und Kamerun, bei einer Pressekonferenz im Stuttgarter Linden-Museum.

Teilnehmende des Dialogtreffens, darunter Vertretern aus Deutschland und Kamerun, bei einer Pressekonferenz im Stuttgarter Linden-Museum.

Auch Delegationen und Vertreter traditioneller Königshäuser aus Kamerun waren bei dem Dialogtreffen in Stuttgart. Delegationsleiterin Rékia Nnunfu Ngeh betonte, dass Kamerun in dem Rückgabeprozess der Kulturgüter eine zentrale Rolle einnehmen muss, auch was den Zeitplan anbelangt. Anna Bartels vom Auswärtigen Amt versprach, dass das Tempo von Kamerun gesetzt werde, nicht von Deutschland.

Kamerunische Delegation bald bei Austauschtreffen in Köln

Von deutscher Seite wird betont, dass mit den Regierungen verhandelt werde, aber auch traditionelle, indigene Gruppen reklamieren Besitzrechte für sich. Sie sollen darum auch in die Gespräche eingebunden werden. Für sie haben die Gegenstände eine kulturelle und religiöse Bedeutung. „Jedes einzelne dieser Objekte ist Teil der Seele unseres Volkes“, sagte Bruno Mvondo, Vertreter des Fang Bèti-Clans aus Kamerun.

An Bedingungen sei die Restitution nicht gebunden, betonte die Museumsleiterin Inés de Castro vom Linden-Museum: „Wir verlieren nicht nur, auch wenn es mal weh tut, etwas abzugeben. Wir profitieren auch. Wir gewinnen extrem viel durch den Austausch.“

Viele der Expertinnen und Experten äußerten bei dem Treffen jedoch die Hoffnung, dass viele kamerunische Kulturgüter in Deutschland bleiben können, etwa als Dauerleihgabe. Die finale Entscheidung über die Rückgaben treffen allerdings Bund und Länder.

Nach dem Dialogtreffen in Stuttgart wird die Delegation aus Kamerun einige Ausstellungen der beteiligten Museen besuchen, um vertiefende Gespräche vor Ort zu führen. Am Donnerstag (18. Januar) soll ein Austausch im Kölner Rautenstrauch-Joest-Museum stattfinden.

Seit einigen Jahren wird Raubkunst aus deutschen Sammlungen an ursprüngliche Besitzer zurückgegeben. Ende 2022 sorgte die Rückgabe der Benin-Bronzen und anderer Kulturgüter an Nigeria für Aufsehen. Auch aus dem Rautenstrauch-Joest-Museum wurden Kunstwerke restituiert. (mit dpa)