Michelle Obama im AufwindJetzt macht sie auch noch einen Podcast
- Nach einem Buch produziert die ehemalige First Lady nun einen Podcast – und begrüßt als erstes ihren Mann.
- Warum sind die Obamas so erfolgreich? Und warum sind die Demokraten immer noch unfähig, einen wirklichen Nachfolger für Obama zu finden?
Vielleicht liegt es an der Depression, die ein Donald Trump bei allen auslöst, die ihn nicht gewählt haben, vielleicht wäre es aber auch wirklich mal an der Zeit, dass eine schwarze Frau Präsidentin der Vereinigten Staaten von Amerika würde – jedenfalls gelingt es derzeit Niemandem im politischen Establishment der USA, die Menschen derart in den Bann zu ziehen wie Michelle Obama.
Stellt ein Autor sein neues Werk auf einer Lesereise vor, so sind es in der Regel die städtischen Buchhandlungen, in denen nach der Lesung die Zuhörer Gelegenheit bekommen, Fragen zu stellen und vielleicht sogar eine Signatur im Buch zu erhaschen. Nicht so Michelle Obama. Als sie mit ihrer Autobiografie „Becoming“ auf Tour ging, füllte sie ganze Sportarenen mit erwartungsfreudigen Fans. Die ehemalige First Lady ist ein Popstar, sie war es bereits, als ihr Mann Barack Obama noch im Weißen Haus regierte, und aufs Regieren verstehen sie sich noch immer.
Zwar ist er kein Präsident mehr, und sie wird nicht müde zu betonen, dass sie niemals ins Weiße Haus zurückkehren will – aber Michelle und Barack regieren die Herzen ihrer Anhänger, und sie sorgen dafür, dass sie im Gespräch bleiben: Nachdem Michelle Obama bereits ein Buch geschrieben hat, nachdem ein Film über sie gedreht wurde, der in Deutschland auf der Berlinale Premiere feierte, will sie nun mit einem eigenen Podcast auf Sendung gehen . Und wen wird sie wohl am kommenden Mittwoch als ihren ersten Gast begrüßen? Ihren eigenen Mann.
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Zweifellos hängt die mediale Dauerpräsenz der Obamas und vor allem auch Michelles mit dem Bedürfnis nach Glanz und Glamour zusammen, das woanders durch Königshäuser befriedigt wird, aber offensichtlich auch in einer so eingefleischten Demokratie nicht verschwindet, wie die USA eine sind. Die alten weißen Männer wie Trump und auch sein aktueller Herausforderer Biden bieten sich dafür weniger an, zumal gerade auch der Amtsinhaber umso schlechter gelaunt wirkt, je näher der Wahltermin rückt.
Doch es wäre zu wenig, die außerordentliche Popularität des Paares allein mit Gründen der Attraktivität und der Fähigkeit zu erklären, charmant und gewinnend zu wirken. Vielmehr dürfte die grimmige Politkulisse, die Trump und seine Republikaner nicht erst seit vier Jahren um sich herum aufbauen, eine Art Gegenreaktion herausfordern – die Alt-Right-Finsterlinge, die rassistischen Ausfälle der vergangenen Zeit, die Polizeigewalt, die sozialen Missstände, die sich gerade auch in der Corona-Krise besonders bemerkbar machen, überhaupt die zähe Weigerung des Präsidenten, die Pandemie ernst zu nehmen und seine Neigung, überall die Schuld zu suchen, nur nicht bei sich selbst: Selbst großen Teilen seiner eigenen Partei dürfte es schwer fallen, all diese abschreckenden Seiten Amerikas nicht mit Trump in Verbindung zu bringen. Die positiven Seiten aber, das aufgeklärte, demokratische Amerika, das Land des Glücksversprechens, das wird mit den Obamas assoziiert.
Tatsächlich gibt Hoffnung, dass sich die Obamas im Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit sonnen, denn es ist das andere Amerika, das sich hier bemerkbar macht. Es schien in der vergangenen Jahren mitunter verschwunden, sprachlos angesichts der Tiraden des Präsidenten und seiner Rhetorik im Twitterformat. Die bedenkliche Unfähigkeit der Demokraten, eine überzeugende Antwort auf Trump zu präsentieren – auch dies hat dazu geführt, dass das Land sehnsuchtsvoll nach rückwärts schaut, in die Ära Obama. Vielleicht hilft es, in eine bessere Zukunft zu gehen.