Die Vorständin des deutschen Sprachvereins wurde als Teilnehmerin des rechten Geheimtreffens geoutet. Ihre rechten Positionen sind keine Überraschung.
Treffen mit RechtsextremenVorständin vom „Verein Deutsche Sprache“ tritt nach Correctiv-Recherchen zurück
Silke Schröder tritt aus dem „Verein Deutsche Sprache“ (VDS) aus und legt ihr Amt als Vorstand nieder. Das teilte sie in der Nacht zu Montag (15. Januar) in einer zweiseitigen Stellungnahme auf „X“ mit. Zuvor wurde durch Correctiv-Recherchen bekannt, dass Schröder an dem Geheimtreffen in Potsdam von AfD-Politikern, Neonazis und weiteren einflussreichen Personen im November 2023 teilnahm.
Dabei sollen Pläne zur „Remigration“ von Millionen von Menschen besprochen worden sein. Vor allem Geflüchtete, Migranten und Deutsche mit Migrationsgeschichte. Aber auch „nicht assimilierte Staatsbürger“, also solche, die nicht in das Konzept der Rechten passen.
Verein Deutsche Sprache distanzierte sich schnell von Vorständin Schröder
Der Österreicher Martin Sellner, Gesicht der rechtsextremen Identitären Bewegung, stellte diesen „Masterplan“ in einem Vortrag bei dem Treffen in Potsdam vor. Inhaltlich sei dieser nicht kritisiert worden, es habe nur Rückfragen gegeben, heißt es in der Recherche von Correctiv. Silke Schröder habe gefragt, wie man in der Praxis Menschen dazu zwingen könne, das Land zu verlassen. Dies sei ja „ein Ding der Unmöglichkeit“, sobald sie einen „entsprechenden“ Pass hätten. Sellner antwortete, dass man deshalb einen „hohen Anpassungsdruck“ auf die Menschen ausüben müsse, etwa durch „maßgeschneiderte Gesetze“.
Unmittelbar nach der Veröffentlichung der Correctiv-Recherchen am vergangenen Mittwoch (10. Januar) distanzierte sich der „Verein Deutsche Sprache“ von den „privaten Tätigkeiten“ Schröders. Ihre Teilnahme an dem Treffen in Potsdam sei „weder mit dem VDS abgesprochen, noch gar von diesem initiiert oder autorisiert“ worden. Diskriminierung jeder Form lehne der Verein ab, genauso wie Aktionen, die nicht mit dem Grundgesetz vereinbar seien. Zu der Zukunft von Schröder als Vorsitzende äußert sich der VDS, der seinen Sitz in Dortmund hat, zunächst nicht.
Silke Schröder nannte die Correctiv-Recherchen auf „X“ einen Tag nach Veröffentlichung „hirnlosen Quatsch“, den „linksextreme Schreiberlinge“ in staatlich geförderten Medien voneinander abschreiben würden. Dies offenbare für Schröder neue Untiefen des „ohnehin bescheidenen Niveaus“ im deutschen „Mainstreamjournalismus“.
Vereinsmitglieder forderten Konsequenzen für Schröder und klare Position gegen Rechts
In einem weiteren Post forderte sie die Remigration von Journalisten an Ausbildungsstätten, damit sie dort „ideologiebefreit“ das Handwerk lernen können. Für den Bundesvorsitzenden des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV) Mika Beuster könne das als „der Wunsch nach einer Deportation von unliebsamen Journalistinnen und Journalisten in Umerziehungslager“ verstanden werden, sagte er dem „Redaktions-Netzwerk Deutschland“. Ihn erinnere das an dunkelsten Zeiten in Deutschland. Der VDS müsse sich in aller Deutlichkeit abgrenzen und Konsequenzen ziehen.
Als Schröders Teilnahme an dem Potsdamer Treffen bekannt wurde, gab es auch kritische Stimmen aus dem VDS. Wie der „Deutschlandfunk“ berichtete, forderte Schauspieler Dieter Hallervorden den Ausschluss der Vorständin. Der Philosoph Peter Sloterdijk trat mit sofortiger Wirkung aus dem VDS aus. Andere Mitglieder forderten eine klare Position gegen Rechtsextremismus.
Der Verein wollte über den Verbleib von Silke Schröder im Laufe der Woche entscheiden, sagte der Vorsitzende Walter Krämer der Deutschen Presse-Agentur. Dem kam Schröder, die nach eigenen Angaben Chefin eines Luxus-Immobilienunternehmens ist, mit ihrer Stellungnahme vom Montag allerdings zuvor.
Silke Schröder: Correctiv-Recherchen sollen von politischer Bewegung ablenken
In dieser stellt sie sich als Opfer einer „Kriminalisierung einer durch Bespitzelung publik gemachten, privaten Veranstaltung“ dar. Diese habe nichts mit dem „ihr medial übergestülpten Framing eines konspirativen Treffens von Rechtsextremen über die Vertreibung von Millionen Menschen mit Migrationshintergrund gemein“. Die aus Schröders Sicht „tendenziöse bis falsche Berichterstattung“ über das rechte Treffen sei ein Versuch, „Opposition und politisch kritische Menschen zu diffamieren“.
Schröder vermutet, dass der „Verein Deutsche Sprache“ zu große Angst davor habe, als rechts zu gelten. Deshalb habe er sie mit der Distanzierung bloßgestellt und sich an der „medialen Hexenjagd“ beteiligt, statt Fakten zu überprüfen. Dies erinnere sie an „düsterste Zeiten der Geschichte“: Ihr werde jetzt eine „Kontaktschuld“ angekreidet, bloß weil sie an dem Treffen in Potsdam teilnahm und dabei zufällig auf die ihr unbekannten Teilnehmenden traf. Ihr Amt als Vorständin lege sie deshalb „mit sofortiger Wirkung“ nieder und trete aus dem VDS aus.
Silke Schröder ist in rechten Kreisen gut vernetzt
Schon vor dem Treffen war Silke Schröder in rechten Kreisen vernetzt. Unter anderem veröffentlicht sie für das AfD-nahe Online-Magazin „Deutschland-Kurier“ regelmäßig Video-Kolumnen, in denen sie gegen die Bundesregierung, Geflüchtete oder Menschen mit Migrationsgeschichte schießt. In Polit-Talk-Formaten bei dem rechtsextremen Internet-Fernsehsender „AUF1“ oder für TV Berlin („Politicum“) spricht sie mit Gästen wie Alice Weidel, Thilo Sarrazin oder Hans-Georg Maaßen.
Im Landhaus am Lehnitz-See in Potsdam, wo auch das rechte Geheimtreffen im November stattfand, soll sie laut „Deutschlandfunk Kultur“ und weiterer Medienberichte mindestens einmal einen Salon mit dem Titel „Der konservative Aperitif“ veranstaltet haben. Zudem gehört sie dem Vorstand der rechtslibertären „Atlas-Initiative“ an.
Auch der „Verein Deutsche Sprache“ ist in der Vergangenheit häufiger mit nationalistischen, rechtspopulistischen Tendenzen aufgefallen. Laut der eigenen Leitlinien seien Anglizismen und Gendern „lebensbedrohende Attacken“ auf die deutsche Sprache. Der Vereinsgründer und Vorsitzende Walter Krämer, ein emeritierter Statistikprofessor, schrieb für das rechte Onlinemagazin „Tichys Einblick“, der rechtsextremen Wochenzeitung „Junge Freiheit“ gab er Interviews.
Krämer teilte in einer offiziellen Stellungnahme des Vereins am Montagmittag mit, dass es nun notwendig sei, „den Schaden für den VDS zu begrenzen, der durch die privaten Tätigkeiten von Frau Schröder entstanden ist“. Das einzige Ziel des Vereins sei die „Förderung und Weiterentwicklung der deutschen Sprache“. Der VDS sei eine überparteiliche Interessenvertretung und stolz auf Mitglieder aus „sehr unterschiedlichen politischen Lagern“ in den Reihen. Radikale Positionen, rechts wie links, lehne man jedoch entschieden ab.