Die Slowakische Philharmonie Bratislava spielte mit Jan Vogler Dvořáks Cellokonzert und Tschaikowskys 5. Sinfonie.
Philharmonie KölnZentralwerke der slawischen Romantik
Auch als die Tschechen und Slowaken noch einen gemeinsamen Staat bildeten, gingen sie orchestral getrennte Wege: Schon damals gab es eine Tschechische und eine Slowakische Philharmonie, wobei letztere auf dem internationalen Parkett aber nie so prominent mitmischte wie die Prager Elite-Truppe. Auf Einladung der Kontrapunkt-Konzerte waren die Musiker aus Bratislava nun wieder einmal in der Kölner Philharmonie zu Gast - und konnten mit zwei Zentralwerken der slawischen Romantik ihre Qualitäten durchaus unter Beweis stellen.
In Antonín Dvořáks Cellokonzert h-Moll op. 104 war die Freude noch leicht gedämpft: Das Stück kam schon in der Orchester-Exposition nicht so recht vom Fleck und fand auch nach dem Einsatz des Solisten Jan Vogler nur wenig inneren Zug. Der Berliner Cellist, zugleich langjähriger Intendant der Dresdner Musikfestspiele, agierte in den technisch fordernden Passagen (etwa den hohen Daumenlagen) eher druck- als schwungvoll, was der Entfaltung von Klang und Geste gewisse Grenzen setzte. Mehr Überzeugungskraft hatten die lyrisch-reflexiven Passagen des Werkes, die Vogler mit flexiblem Vibrato und lebendigem Erzählton sehr gewinnend gestaltete. Eine ausgesprochen trennfreudige, beredte Phrasierung prägte auch die Bach-Zugabe (Sarabande aus der C-Dur-Suite), mit der sich der Cellist für den reichen Beifall bedankte.
Vom großen Vorbild Johannes Brahms inspiriert
Die Orchesterfarben in Dvořáks Cellokonzert sind unverkennbar vom großen Vorbild Johannes Brahms inspiriert; im eher gewichtigen, klanggesättigten Zugriff der slowakischen Musiker rückte das Stück dagegen auf interessante Weise Richtung Osten - näher zu Peter Tschaikowsky, dessen fünfte Sinfonie e-Moll den zweiten Teil des gut besuchten Abends füllte. Im Dvořák-Konzert mochte man (gerade bei den Holzbläsern) zuweilen Politur und feineres Finish vermissen; bei Tschaikowsky dagegen schuf der offene, aufgeraute, manchmal geradezu derbe Ton der tiefen Klarinetten und Fagotte ein perfekt passendes Kolorit.
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Die langsame Kopfsatz-Einleitung kroch mit einer Nachtschwärze in den Saal, die unmittelbar gefangennahm. Das Hornthema im Andante cantabile konnte sich auf der weiten Klangbühne frei und gelöst entfalten. Der anmutigen Walzer-Melodie des Scherzos ließ Chefdirigent Daniel Raiskin bei ihrer Wanderung durch die orchestralen Register viel Raum zum Atmen. Überhaupt regulierte der russische Maestro den Fluss des Stücks mit einer idealen Mischung aus kapellmeisterlicher Strenge und gewährendem Musikantentum. Gutes Timing und eine effektive Klangsteigerung ließen Pathos und Lärm im Finale gar nicht erst aufkommen.
Ein gefälliges, folkloristisch inspiriertes Orchesterstück („An Bélas Fenster“) der slowakischen Komponistin Ľubica Čekovská hatte den Abend eingeleitet; am Ende fegten die Musiker mit Zugaben von Dvořák (Slawischer Tanz op. 46/8) und Ludovit Rajter (Csárdas aus der „Maifest“-Suite) temperamentvoll aus.