Der „Polizeiruf 110“ trug den Titel „Cottbus Kopflos“ – doch wer war in dieser Folge kopflos? Die Ermittler? Der Täter? Die Karnevalsjecken?
So war der „Polizeiruf“ aus BrandenburgEin farbloser Versuch, Karneval und Mord zu verbinden
Tänzerinnen in metallic-silbernen Outfits und weißer Bob-Perücke. Kostümierte, ausgelassen feiernde Menschen. Ein nächtlicher Feuerwehreinsatz. Und schließlich: Inmitten einer brennenden Werkstatt fängt der Körper eines bewusstlosen Mannes Feuer.
So beginnt der Polizeiruf „Cottbus Kopflos“, der am 12.11. ausgestrahlt wurde. Eine toter Motivwagenbauer und mehrere Verdächtige. Wer hat Jurek Bukol mit einem Schlag auf den Hinterkopf getötet und anschließend verbrannt? War es eines seiner Kinder, die ihm nicht gerecht werden konnten? Der Vorsitzende des Elferrats? Die Getränkehändlerin?
Polizeiruf 110 aus Brandenburg: Die Auflösung in „Cottbus Kopflos“
Am Ende entpuppt sich der vom Vater verachtete und als Hochstapler entlarvte Sohn Bukols als Täter. Dawid Bukol, dessen ausgewertete Handydaten zu Beginn ein Alibi zur Tatzeit bestätigten. Man fragt sich also, wie er die Ortung manipulieren konnte – die Frage bleibt unbeantwortet.
Da die Zuschauer zunächst von einem Alibi des Sohnes ausgehen, müssen andere Verdächtige her. Der Krimi liefert sie, nachdem der Rechtsmediziner Marian Kaminski (Tomek Nowicki) den verbrannten Motivwagen Bukols mit einer Rekonstruktions-Software digital wiederherstellt. Der Wagen persifliert Dienststellenleiter Markus Oelßner (Andreas Döhler), dessen Frau Monika (Johanna Falckner), den Elferrats-Vorsitzenden Nikolaus Behrend (Christoph Bach) sowie die Getränkehändlerin Janine Küppers (Julia-Maria Köhler), wie sie sich einander Geld in die Tasche stecken – Klüngel im Cottbuser Karneval.
Der große Kreis aus Verdächtigen führt den Zuschauer lange auf eine falsche Fährte – eine klassische „Wer hat es getan“-Fährte, die nur mäßig spannend einen Verdächtigen nach dem anderen ausschließt.
Das Fazit zum „Polizeiruf 110“ aus Brandenburg
Der Polizeiruf aus Brandenburg bleibt blass, beim Humor, den Ermittlungen, der Spannung – und das, obwohl man mit den bunten, euphorischen Karnevalssequenzen versucht hat, etwas Stimmung und Farbe in die Folge zu bringen. Dass das nicht gelingt, liegt auch daran, wie die Karnevalsszenen in die Filmhandlung integriert sind. In „Cottbus kopflos“ werden sie mit enervierend wackeligen und verwischten Handkamerabildern eingefangen – Schwindel vorprogrammiert. Kopflos, wie der Titel lautet, handelt nur der Täter, der unüberlegt und hinterrücks seinen Vater umbringt.
Polizeiruf 110 „Cottbus Kopflos“: Die Besetzung
Die erste Begegnung des nach Cottbus entsandten Vincent Ross (André Kaczmarczyk) und seiner Cottbuser Kollegin Alexandra Luschke (Gisa Flake) kann nur als unangenehm beschrieben werden. Ross gibt sein Karnevalswissen zum Besten, sie korrigiert ihn und zwischen ihnen hängt ein schwebender Zustand aus Fremdscham und Peinlichkeit. Unangenehm soll es weiter gehen: „Ich habe schon viel von Ihnen gehört“, sagt Ross. „Ich habe noch nie was von Ihnen gehört“, entgegnet Luscke – peinliche Stille. Im Verlauf der Folge finden die beiden Ermittler aber allmählich zusammen.
Unterhaltsamer wird es, wenn der exzentrische Kommissar Ross die Verdächtigen mit seinem süffisanten Auftreten befragt. Auch der etwas kauzige Rechtsmediziner Kaminski liefert amüsante Szenen. Andreas Döhler brilliert als heimlicher Star in „Cottbus Kopflos“ mit seiner Darstellung des Dienststellenleiters Oelßner. Seine uneinsichtige Aggression macht die Figur interessant und scheint die Ermittlungen eher zu behindern als voranzutreiben.