Violonistin Isabelle Faust betörte beim Abokonzert des WDR Sinfonieorchesters.
WDR Orchester in KölnMit lärmendem Frohsinn
Beim jüngsten Abokonzert des WDR Sinfonieorchesters in der Philharmonie warf der Fasteleer seine Schatten voraus: In Antonín Dvořáks „Karneval“-Ouvertüre stiegen Blechbläser und Schlagzeug mit so viel lärmendem Frohsinn ein, dass die Streicher komplett in die Knie gingen und der durchaus substanzielle Dur-Moll-Wechsel des Hauptthemas kaum noch zu hören war. Im Mittelteil gab Chefdirigent Cristian Măcelaru zwar auch der vorgezogenen Aschermittwochs-Melancholie einigen Raum, trotzdem blieb der Eindruck einer eher pauschalen Abwicklung.
Dass die Dinge in Béla Bartóks zweitem Violinkonzert besser standen, war vor allem der Solistin Isabelle Faust zu danken, die ihr Konzept einer sublimen und detailbewussten Darstellung mit zwingender Geradlinigkeit durchzog. Ihr Spiel war mehr Sprechen als Singen, mehr Geste als Klang; es gab kein expressives Röhren auf der tiefen G-Saite, kein Ausspielen romantischer Restsüße.
Diese strenge, emotional beherrschte Schönheit entwickelte eine hohe Suggestivkraft, die sich auch auf das Orchester übertrug. Dass Isabelle Fausts künstlerische Heimat letztlich in der Klangrede des Barock liegt, wurde bei der Zugabe hörbar, einem Stück des neapolitanischen Meisters Nicola Matteis, das sie rhythmisch flexibel formte und fesselnd erzählte.
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Mit Sergej Prokofjews Sinfonie Nr. 5 stand zum Schluss ein Zentralwerk der klassischen Moderne auf den Pulten. Was es an klanglicher Expansionskraft und instrumentaler Bravour fordert, kann das WDR Sinfonieorchester natürlich mühelos einlösen.
Aber Cristian Măcelarus bleierne Tempi ließen den musikalischen Fluss vor allem in Kopfsatz und Adagio immer wieder stocken; es gab Spannungslöcher, die auch das intensive Vibrato der Streicher nicht füllen konnte. Die insgesamt eher mäßige Präzision und ein kapitaler Schmiss der Hörner im Finale verstärkten den Eindruck, dass man es sich mit dem Stück ein bisschen zu leicht gemacht hatte.