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„Nuhr im Zweiten“ZDF zeigt statt Böhmermann-Sendung Parodie auf Dieter Nuhr, Luke Mockridge und Co.

Lesezeit 3 Minuten
Der Satiriker Jan Böhmermann lacht bei einer Preisverleihung in die Kamera. Böhmermann moderiert das „ZDF Magazin Royale“ im ZDF.

Moderator Jan Böhmermann verzichtet am Freitagabend auf das klassische „ZDF Magazin Royale“ – und zeigt stattdessen eine Persiflage auf Dieter Nuhrs Sendung „Nuhr im Ersten“ – mit Parodien auf Nuhr, Luke Mockridge und Lisa Eckhart.

Statt des „ZDF Magazin Royale“ mit Jan Böhmermann läuft die Show „Nuhr im Zweiten“. Die Persiflage auf Dieter Nuhr und seinen Humor wird kontrovers diskutiert.

Moderator und Satiriker Jan Böhmermann hat am Freitagabend im ZDF für eine überraschende „Programmänderung“ gesorgt. Statt des üblicherweise ausgestrahlten „ZDF Magazin Royale“ wurde die Sendung „Nuhr im Zweiten“ gezeigt – eine Persiflage auf die Sendung von Kabarettist Dieter Nuhr in der ARD. Anstelle von Böhmermann stehen Parodien von Nuhr, Luke Mockridge oder Lisa Eckhart auf der Bühne – und lösen eine kontroverse Diskussion aus.

„Herzlich willkommen zu Nuhr im Zweiten, ihrer Sendung ganz ohne Denk- und Sprechverbote. Ungecancelt und unzensiert. Denn die vornehmste Aufgabe der Satire ist doch, den Menschen den Spiegel vorzuhalten“, sagt Sebastian Rüger, der Dieter Nuhr parodiert. Und genau das haben sich Böhmermann und sein Team offenbar als Ziel gesetzt: Nuhr und zahlreichen Comedians ihre Art von Comedy vorzusetzen.

„Nuhr im Zweiten“: Jan Böhmermann zeigt statt „ZDF Magazin Royale“ Parodie auf Dieter Nuhr und Luke Mockridge

Böhmermann nimmt dabei die Kritik auf, die Nuhrs Sendung „Nuhr im Ersten“ als „rechte“ Comedy einordnen. Neben dem 62-Jährigen wird auch der in der Vergangenheit in die Kritik geratene Luke Mockridge parodiert. Der Kölner Comedian wird von Philipp Lind gespielt, die Mockridge-Parodie macht unter dem Fantasie-Namen Falk MacAllister unter anderem Witze über sexuelle Gewalt.

Luke Mockridge hatte sich in der Vergangenheit mit Vorwürfen sexualisierter Gewalt seitens seiner Ex-Freundin Ines Anioli auseinandersetzen müssen und dafür harsche Kritik bekommen. Die Ermittlungen gegen Mockridge wurden in zwei Instanzen von der Staatsanwaltschaft Köln eingestellt. Die Ermittler begründeten die Einstellung mit dem Fehlen eines hinreichenden Tatverdachts gegen den Comedian. Mockridge ist mehrfach gerichtlich gegen die Berichterstattung über die Vorwürfe vorgegangen.

„ZDF Magazin Royale“: Publikum bei „Nuhr im Zweiten“ inszeniert – Jan Böhmermann im Publikum

Ebenfalls hat Millie Probst, gespielt von Sophie Berger, einen Auftritt als falsche Lisa Eckhart. Die österreichische Komikerin sieht sich zu Unrecht als Antisemitin dargestellt, ihre Parodie-Figur betont in der Böhmermann-Sendung, sie habe natürlich „nichts gegen Juden“. Millie Probst sorgt sich um das „Twitter-Gefängnis“ und beklagt Feminismus von Männern.

Ebenfalls inszeniert: Das Publikum, das bei Witzen über Minderheiten herzlich mitlacht, aber überraschend still ist, wenn es um den Holocaust und die deutsche Vergangenheit geht. Jan Böhmermann selbst mischt sich ebenfalls unter die Zuschauer, es ist sein einziger Auftritt in der Sendung am Freitagabend, in der er normalerweise der Hauptdarsteller ist.

„ZDF Magazin Royale“ mit Jan Böhmermann: „Noch nie wurde Dieter Nuhr so vorgeführt"

Die unkonventionelle Herangehensweise an die Sendung sorgt schnell für Reaktionen auf Twitter. Der Hashtag „#NuhrImZweiten“ trendet am gesamten Wochenende, die Reaktionen sind kontrovers. Moderator und Podcast-Host Nilz Bokelberg twittert dazu: „Fantastisch. [...] Die heutige Ausgabe war so präzise und schmerzhaft und absolut lustig. So geht richtig gutes Fernsehen.“

Der österreichische Journalist Markus Sulzbacher schreibt zur Böhmermann-Sendung: „Noch nie wurden Lisa Eckhart und Dieter Nuhr so vorgeführt. Sehenswert.“ In den YouTube-Kommentaren zur Sendung schreibt ein Nutzer: „Ich habe nicht einmal lachen müssen. Ich würde sagen, das habt ihr sehr gut hinbekommen. Jetzt möchte ich weinen.“ Bis zum Sonntagnachmittag wurde die Sendung alleine auf YouTube mehr als 400.000 Mal abgerufen.

„Nuhr im Zweiten“: Deutliche Kritik an Böhmermann-Parodie zu Dieter Nuhr und Co.

Neben viel Lob sammelt sich aber auch Kritik in den sozialen Medien. Ein Nutzer twittert etwa: „Unglaublich, wie der öffentlich-rechtliche Rundfunk unsere Zwangsgebühren aus dem Fenster schmeißt. Versteht eigentlich jemand die Idee hinter #nuhrimzweiten?“

„Welt“-Chefredakteur Ulf Poschardt ist ebenfalls nicht begeistert und erhebt Vorwürfe: „Böhmermann ist Kern und Wesen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks: Alles, was nicht grün-rot-rot ist, wird diffamiert, denunziert, entstellt und verhetzt. […]“, schreibt Poschardt auf Twitter.

„Nuhr im Ersten“: Antwortet Dieter Nuhr auf Jan Böhmermann?

Bei allen Reaktionen auf die untypische Sendung Böhmermanns, die in Köln produziert und gedreht wird, sind bisher die still, die der Satiriker mit seiner Sendung „Nuhr im Zweiten“ treffen wollte. Nuhr, Eckhart und auch Mockridge schweigen bisher zur Persiflage.

Die nächste Ausgabe „Nuhr im Ersten“ läuft am Donnerstagabend in der ARD. Mal schauen, ob Nuhr dann auf Böhmermann antwortet. (shh)