Olaf Scholz hat gegen eine Entsendung von Taurus-Marschflugkörpern in die Ukraine entschieden. Nicht alle Leser sind damit einverstanden.
LeserbriefeDiskussion um Taurus-Entscheidung
Taurus-Entscheidung: Übervorsichtig, ängstlich, unverantwortlich
Ich finde Eva Quadbecks Beschreibung des völlig unzureichenden Handelns der Verbündeten der Ukraine absolut zutreffend. Es ist im Grunde ein völlig unverantwortliches Handeln, da fast abzusehen ist, dass die Ukraine den Krieg verlieren wird, wenn nicht endlich die militärische Unterstützung massiv gesteigert wird. Es ist völlig inakzeptabel, wie der Bundeskanzler seine Übervorsichtigkeit und Ängstlichkeit verbrämt und als Verantwortlichkeit bezeichnet. Seit zwei Jahren muss er zu jeder Entscheidung für eine stärkere Unterstützung der Ukraine ohne Ende mobilisiert werden.
Wenn die Ukraine den Krieg verliert – und ich gehe inzwischen davon aus –, dann liegt es maßgeblich an dieser so zögerlichen und im Grunde verantwortungslosen Haltung von Olaf Scholz. Er unterliegt auch einer massiven Fehleinschätzung, wenn er glaubt, durch sein übervorsichtiges Verhalten Putin ausbremsen und weitergehende Attacken verhindern zu können. Das Gegenteil ist der Fall: Putin versteht nur eine Sprache, die der Gewalt. Er hat Russland konsequent auf Kriegswirtschaft umgestellt und hat ein klares Ziel: den Krieg gegen die Ukraine zu gewinnen.
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Ein Sieg über die Ukraine würde ihn seinem Traum von einem wieder auferstehenden Sowjetimperium näher bringen und seine Motivation, dies zu realisieren, kräftig steigern. Wenn man sein Handeln der letzten zwei Jahrzehnte aufmerksam verfolgt, dann wird dies ganz deutlich. Und Scholz und der ganze Westen tun definitiv zu wenig, um dies zu verhindern.Siegfried Schumacher Köln
Kanzler hält stand
Olaf Scholz zögert mit der Taurus-Lieferung! Ich bin begeistert, dass er standhält! Gegen General Marie-Agnes Strack-Zimmermann. Ilona Kaiser Köln
Anerkennung für Olaf Scholz‘ Taurus-Entscheidung
Ich bin eigentlich ein Fan der Artikel von Eva Quadbeck, aber Beiträge zum Ukraine-Krieg sollten immer das Bekenntnis enthalten „niemals deutsche Soldaten im Ukraine-Krieg“. Olaf Scholz sollte für seine Ablehnung einer Taurus-Entsendung Anerkennung finden. Ich hätte noch eine Frage: Was würde passieren, wenn auch das Taurus-System am Ende nicht ausreichen würde. Was käme dann?
Zur Taurus-Problematik hinzuzufügen ist, dass Scholz die Lieferung richtigerweise nicht nur der Technik und Reichweite wegen ablehnt, sondern dass er offenbar Kenntnisse darüber hat, dass die Hemmschwelle, gegen Russland Krieg zu führen, bei den Europäern abnimmt. Nicht nur CDU-Politiker wie Roderich Kiesewetter, auch Emmanuel Macron schließen Bodentruppen nicht mehr aus. Und dass wieder deutsche Soldaten gegen Russland kämpfen, wäre eine Katastrophe. Dr. Ulrich Holzhauer Köln
„Machtwort“ des Kanzlers akzeptieren
Seit Wochen wird von allen Seiten ein „Machtwort“ des Kanzlers zur Lieferung von Taurus-Raketen eingefordert. Der Kanzler hat dieses „Machtwort“ schon mehrfach geäußert: Keine Lieferung. Das ist doch deutlich. Mir ist unverständlich, dass man eine Entscheidung einfordert und dann, wenn sie da ist, diese nicht akzeptiert, weil sie einem nicht passt. Wer ein „Machtwort“ fordert, sollte dieses dann auch akzeptieren.
Grundsätzlich wundert mich, dass noch vor ein paar Monaten gepanzerte Fahrzeuge und dann Flugzeuge kriegsentscheidend gewesen sein sollen. Jetzt sind es die Taurus-Raketen. Was kommt als Nächstes? Der Kanzler wird sicher wissen, ob es richtig ist, diese zu liefern oder sie besser zur eigenen Verteidigungsfähigkeit zu behalten. Jürgen Kleefisch Kerpen
Scholz‘ Taurus-Entscheidung zeigt Führungsstärke
Bundeskanzler Scholz zeigt endlich Führungsstärke, indem er eindeutig erklärt: Taurus-Marschflugkörper werden nicht geliefert. Die Gefahr einer unbeherrschbaren militärischen Eskalation, die jedes Vorstellungsvermögen übersteigen würde, ist einfach zu groß. Diese Einsicht hätte auch früher kommen können. Viel zu viel Zeit ist damit verplempert worden, ausschließlich auf militärische Mittel zu setzen.
Dringender denn je sind Verhandlungen über einen Waffenstillstand, auch wenn sich dabei im Abwehrkampf der Ukraine gegen Russland nicht alle Kriegsziele als erreichbar erweisen dürften. Etwas mehr Realismus würde aber tausenden Menschen das Sterben auf dem Schlachtfeld ersparen. Uwe Hass Köln
Taurus-Zögerlichkeit des Kanzlers könnte für Ukraine fatal sein
Der Streit über Soldaten ist völlig unnötig, weil kein Nato-Land Bodentruppen in die Ukraine schicken wird. Insgesamt ist er aber nicht nur fatal, sondern beschämend, unwürdig und könnte für die Ukraine tödlich sein. Die Regierungen Europas erwecken den Eindruck, als hätten sie keinen blassen Schimmer davon, wie schlimm es für die Ukrainer und Ukrainerinnen inzwischen an der Front aussieht.
Die Überlegenheit des Aggressors an Waffen, Munition und Soldaten ist deutlich. Die Verbündeten liefern bei weitem nicht die zugesagte Artilleriemunition und Abwehrsysteme, um sich gegen die Luftüberlegenheit der Russen zu wehren. Mit den Taurus-Marschflugkörpern könnte der Nachschub der Russen gezielt und vielleicht kriegsentscheidend unterbrochen werden. Aber unser Kanzler ist wie bisher bei allen Lieferungen von schweren Waffen mehr als zögerlich.
Irgendwann gibt er dann doch sein Okay. Diesmal könnte es aber für die Verteidigung, geschweige denn die Rückeroberung der besetzten Gebiete zu spät sein. Er hat Angst, dass er eine rote Linie durchbrechen könnte. Der Ukraine steht nach dem Völkerrecht das Recht auf Selbstverteidigung zu. Wo steht, dass sie nicht die gleichen Waffensysteme wie der Aggressor einsetzen darf? Leider hat der Kanzler den Weckruf von 6000 Demonstranten am Samstag auf dem Roncalliplatz „Taurus, Taurus, Taurus“ nicht gehört. Albrecht Aurand Köln
Taurus-Entscheidung: „Putin wird’s freuen“
Nach langem Hickhack hat sich der Kanzler endlich erklärt und die Nicht-Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern, die hilfreich und sinnvoll, wenn auch nicht kriegsentscheidend wären, begründet. Die Begründung ist allerdings enttäuschend und sachlich-inhaltlich unzutreffend, weil vermutlich keine Bundeswehr-Soldaten für Programmierung und Zielerfassung in der Ukraine eingesetzt werden müssten.
Was das weiterhin genannte Risiko einer möglichen Kriegsbeteiligung Deutschlands anlangt, kann man nur von Kleinmut und Verzagtheit sprechen. Das geht dagegen Frankreich und dem Vereinigten Königreich, deren Lenkwaffen schon seit mehr als einem halben Jahr in der Ukraine eingesetzt werden, offensichtlich völlig ab. Bei uns gibt die neue alte deutsche Ängstlichkeit den Takt vor – Putin wird’s freuen.
Im Übrigen ist eine Kriegsbeteiligung des Westens de facto ohnehin längst gegeben. Die bislang massiven Lieferungen an Waffen und Munition, die Ausbildung ukrainischer Soldaten, die zur Verfügung gestellten militärischen Aufklärungs- und Zieldaten und anderes mehr sprechen eine deutliche Sprache. Wenngleich de jure, nach geltendem Völkerrecht, die westlichen Staaten gegenwärtig nicht Kriegspartei sind. Aber sie sind eben Partei in einem allgemeinen Sinne, sonst würden sie die Ukraine nicht so umfangreich unterstützen. Roland Schweizer Leverkusen
Bodentruppen: Unverantwortliches Spiel mit einem dritten Weltkrieg
Wenn der Einsatz von Taurus-Marschflugkörpern in der Ukraine nur mit der Unterstützung von deutschen Soldaten vor Ort möglich ist, dann ist die Weigerung von Bundeskanzler Scholz, Taurus an Kiew zu liefern, genau richtig. Wir würden unweigerlich als Nato-Mitglied in den Krieg mit Russland hinein gezogen, was fatale Folgen für Deutschland und ganz Westeuropa haben könnte.
Allein die französische Überlegung, Bodentruppen in die Ukraine zu entsenden, ist ein unverantwortliches Spiel mit einem dritten Weltkrieg. Eine Entscheidung zur Beendigung des Krieges in der Ukraine wird auf dem Schlachtfeld nicht zu erreichen sein. Selbst wenn der Westen noch so viele Waffen liefert, werden die ukrainischen Soldaten der Übermacht Russlands nicht standhalten können.
Alle Entscheidungsträger der westlichen Welt müssen an einer Verhandlungslösung arbeiten, auch auf die Gefahr hin, dass Teile der Ukraine verloren gehen. Sonst wird das Sterben auf beiden Seiten, was Russland offenbar völlig gleichgültig ist, auf unabsehbare Zeit unverändert weiter gehen. Karl-Heinz Welteroth Köln
Abschreckung Putins sollte Vorrang haben
Wie konnte Olaf Scholz solch einen fatalen Satz sagen, dass es auch in Zukunft keine Bodentruppen von europäischen Ländern oder Nato-Truppen in der Ukraine geben wird? Zum einen schadet das der wirkungsvollen Abschreckung Putins und zum anderen: Wenn Russland tatsächlich einmal Raketen auf Nato-Verbündete abfeuern sollte, dann tritt ganz automatisch der Bündnisfall ein und dann müssen Nato-Truppen aktiv werden, vielleicht auch in der Ukraine. Diese Sequenz aus dem Interview wird ihm und uns sicherlich in einigen Jahren in den Rücken fallen, falls das einmal nötig werden sollte – was wir alle nicht hoffen. Martin Sagel Kerpen
Taurus-Entscheidung: Scholz hat Ernst der Lage erkannt
Waren es 1914 meist Politiker und Militärs aus der zweiten Reihe, die in der Julikrise als Scharfmacher einen wichtigen Anteil an der Entstehung der Katastrophe hatten, sind es heute – nicht ganz überraschend – auch wieder die „wohlmeinenden“ Sprücheklopfer sowohl in der Ampel als auch in der CDU/CSU-Opposition, deren Wortwahl einen schaudern machen. Wer sogar von der Notwendigkeit spricht, den Krieg nach Russland – immerhin das Land mit den meisten Atomwaffen – zu tragen, oder Truppen in die Ukraine zu schicken, dem kann man nur anraten, bevor er oder sie sich öffentlich äußert, das Buch „Die Schlafwandler“ von Christopher Clark zu lesen und nicht länger schlafwandeln zu müssen.
Der Einzige, der in diesem Zusammenhang weitgehend den wahren Ernst der Lage erkannt hat, ist Bundeskanzler Olaf Scholz, wenn er diesmal mit klaren Worten der Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine eine Absage erteilt. Denn angesichts dieser schweren, Bunker knackenden Rakete, die, einmal geliefert, sogar Moskau erreichen kann, stellt sich danach die Frage nach Recht oder Unrecht nicht mehr; es ist dann nur noch eine des Überlebens.Dietmar Kinder Elsdorf