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Leserbriefe zur Ost-West-AchseSPD-Vorschlag visionär, aber teuer

Lesezeit 5 Minuten
Eine Straßenbahn hält auf der Cäcilienstraße an einer Ampel, während vor ihr Fahrzeuge die Kreuzung zum Neumarkt passieren. Die Straßenbahn verfügt hier über kein eigenes Gleisbett.

Eine unterirdische Trassenführung der Straßenbahn könnte den Verkehr entzerren.

Die erweiterte Tunnel-Variante der SPD verspricht viele Vorteile, wird eine Entscheidung aber weiter hinauszögern.

Verhandeln über Alternativlösung – Zum Ausbau der Ost-West-Achse gibt es derzeit keine Mehrheit für eine der beiden Varianten (20.7.)

Köln: Erweiterte Tunnel-Variante der SPD überlegenswert

Die Variante, die die SPD jetzt (wieder) vorschlägt, halte ich für überlegenswert, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Eine unterirdische Streckenführung von der Universitätsstraße bis Deutz würde sicherlich eine erhebliche Zeitersparnis mit sich bringen. Die Fortführung der Linie 7 oberirdisch und die unterirdische Linienführung hätten zudem den Vorteil, dass nicht zwei Stadtteile durch Zufahrtsrampen zerschnitten würden.

Realistisch ist diese Planung allerdings erst, wenn die finanziellen und Planungskapazitäten gesichert sind. Dann könnten auch der Barbarossaplatz und die Ringe einbezogen werden. Die Rahmenbedingungen sind allerdings auch bei der vorliegenden Entwurfsplanung nicht gesichert. Die Zusage über die Förderung von Bund und Land bezieht sich nur auf die jetzt vorgelegten Planzahlen. Kostensteigerungen, neue bauliche und archäologische Veränderungen gingen zulasten der Stadt, die das bei der derzeitigen Kassenlage nicht stemmen kann.

Das Argument der vergeblichen Planung zieht nicht. Zum einen können die Pläne für die unterirdische Streckenführung weiter Verwendung finden; sie müssten nur erweitert werden. Zum anderen sind schon viele Pläne geschmiedet worden, die unrealisiert in Schubladen liegen. Erinnert sei hier an die Historische Mitte, die diversen Planungen für den Ebertplatz, die Verlängerung der Linie 13, die Bahnunterquerung des Militärrings, der Ausbau der Luxemburger Straße, der Masterplan Barbarossaplatz, der Masterplan Innenstadt etc.

Wie sich die Stadt Köln angesichts der Personalsituation im Planungsamt überhaupt in das Abenteuer „Ost-West-Tunnel“ wagen kann, erschließt sich für mich nicht. Die einfachste und billigste Variante ist daher für mich „oben bleiben“! Klaus Hartzheim Köln

Ost-West-Achse: „Unwürdiges Geschacher der Ratsfraktionen“

Das nun schon etliche Jahre währende und nun erneut in eine weitere Runde gezwungene, unwürdige Geschacher der Ratsfraktionen zum Thema Ost-West-Achse ist einfach nicht mehr zu ertragen. Es ist der zukunftsorientierten Verkehrsgestaltung der Stadt Köln gegenüber schlicht unverantwortlich. Darüber hinaus lassen die offensichtlich vordergründigen, immerwährenden – sachlich wahrlich nicht mehr nachvollziehbaren – Machtspielchen der Ratsfraktionen nur noch die Bewertung einer dort insgesamt fehlenden politischen Verantwortung für die ihnen anvertrauten Geschicke der Stadt Köln sowie eines Defizits der dafür erforderlichen Qualifikation und Professionalität zu.

Dieses Verhalten steht übrigens im krassen Widerspruch zu der jedem Ratsmitglied auferlegten Pflicht, sein Mandat gewissenhaft und zum Wohle der Stadt wahrzunehmen. Hinzu kommt, dass die Mitglieder des Rates mit dem hier kritisierten politischen Hickhack keinesfalls dazu beitragen, eine gerade heute so notwendige und vielfach geforderte Vertrauensbildung zugunsten unserer ohnehin von populistischen Strömungen angefeindeten demokratischen Institutionen zu unterstützen.Walter Müller Köln

U-Bahn unter dem Rhein: „Wer soll das bezahlen?“

Der SPD-Vorschlag eines Straßenbahntunnels von der Köln Arena bis zum Aachener Weiher ist nur mit einem Lied von Jupp Schmitz zu kommentieren: „Wer soll das bezahlen, wer hat das bestellt? Wer hat so viel Pinkepinke, wer hat so viel Geld?“ Über eine Milliarde Euro Baukosten – in Köln wird wahrscheinlich das Dreifache draus – können sinnvoller eingesetzt werden, etwa für Kindergarten- und Schulplätze. Michael Arntz Pulheim

Ost-West-Achse: Visionären SPD-Vorschlag umsetzen

Der nach 2018 nun erneut eingebrachte Vorschlag der SPD für eine erweiterte Tunnellösung scheint für mich die beste Variante von allen. Hierbei geht es um eine Jahrhundertchance, wie die verkehrspolitische Sprecherin der CDU, Teresa De Bellis-Olinger, richtig sagt. Es ist nicht nur eine Jahrhundertchance, sondern auch ein Jahrhundertprojekt. Es geht schließlich um die Zukunft Kölns. Ein solcher Bau muss mit einer sehr weiten Vision angegangen werden und braucht dafür auch seine gut überlegte Zeit.

Der Kölner Dom hat auch 600 Jahre Zeit gebraucht, bis er fertig erstellt wurde. Die Neugestaltung der Ost-West-Achse für die Verkehrsentzerrung auf dieser Strecke wartet dringend auf eine visionäre, gute Lösung. Die Politiker sollten in dieser Angelegenheit ihre Parteiinteressen hintenan stellen, an die Zukunft unserer Stadt denken und die beste Lösung, die nun die SPD vorstellt, annehmen. Guillermo León Köln

„Benutzerfreundliches U-Bahn-System in Köln unmöglich“

Die Entscheidung für die Ost-West-Achse ist doch bereits gefallen: Nachdem seit sechs Wochen die Rolltreppe an der Haltestelle Rudolfplatz zum Erreichen der Linien 1 und 7 nicht funktioniert, ist wohl klar, dass die Stadt Köln und ihr ausführendes Organ, die KVB, nicht in der Lage sind, ein halbwegs benutzerfreundliches U-Bahn-System zu garantieren. Die KVB-Fahrplan-Auskunft geht bei den Umsteigezeiten von einer funktionierenden Rolltreppe aus. Sämtliche Argumente der Tunnelgegner bewahrheiten sich im täglichen KVB-Betrieb! Herbert Spille Köln

Ober- plus unterirdische Lösung garantiert Kapazitätserweiterung

Den Kommentar „Die Politik der SPD kann Köln sich nicht leisten“ von Herrn Attenberger möchte ich nicht unkommentiert stehen lassen. Die SPD bleibt sich treu und fordert für den Ausbau der Ost-West-Achse mehr Infrastruktur, also Gleise im Tunnel und an der Oberfläche. Es soll – und es muss – eine Verkehrswende geben, mehr Bahnen müssen mehr Menschen befördern können. Und mehr Bahnen benötigen da, wo der Verkehr zusammenläuft, mehr Gleise.

Heute gibt es drei Rhein-querende Gleispaare – auf der Mülheimer und der Deutzer Brücke sowie auf der Severinsbrücke. Es ist keinesfalls unklug, darüber nachzudenken, wie neue zusätzliche Straßenbahngleise Rhein-querend gebaut werden können – eben mit einem Tunnel. Der Tunnel unter dem Rhein hat gleichfalls den Vorteil, dass der Trog zwischen Deutzer Brücke und Augustinerstraße entfallen kann.

Nur der Vorschlag der SPD sorgt für mehr Gleise und damit für Reserven. Wie sollen etwa, wenn nur die bisherige Planung umgesetzt wird, Bahnen in den neuen Tunnel kommen, wenn dessen einzige Zufahrt über die Deutzer Brücke ausfällt, weil die Deutzer Brücke, wie zurzeit die in Mülheim, renoviert werden muss? Ohne doppelte Gleise ist der Alptraum absehbar – der Innenstadttunnel würde fertig und dann hieße es: „Mehr Bahnen gibt es aber nicht, denn der Tunnel ist bereits voll.“

Keine Luft nach oben – sprichwörtlich und tatsächlich. Baulich wird nichts mehr zu machen sein, wenn nicht die Kapazitätserweiterung Projektziel ist. Einen im Kommentar unterstellten Zeitverzug sehe ich im Übrigen nicht, denn die ausgearbeitet vorliegende Oberflächenvariante kann von jetzt auf gleich weiter geplant und umgesetzt werden. Letztlich gäbe es dann den Tunnel und mehr Gleise. Heiner Schwarz Köln