Der Kreisparteitag der Grünen fällt einstimmige Entscheidungen für die Spitzenkandidatinnen Sabine Grützmacher und Bernadette Reinery-Hausmann. Auch die Parteijugend erklärt sich solidarisch.
KreisparteitagOberbergische Grüne zeigen Geschlossenheit
Bei ihrem Kreisparteitag im Gummersbacher Lindenforum haben sich die oberbergischen Grünen am Samstag mit großer Geschlossenheit präsentiert. Jeweils ohne konkurrierende Bewerber und einstimmig ohne Enthaltungen wählten 44 Mitglieder zwei Frauen als Kandidatinnen für das Superwahljahr 2025: Sabine Grützmacher soll für eine weitere Amtszeit im Bundestag antreten. Bernadette Reinery-Hausmann bewirbt sich um den Posten der Landrätin.
Reinery-Hausmann ist Kreissprecherin der Grünen und ging in ihrer Begrüßung auf die Umwälzungen in Berlin an. Vom Rücktritt der Bundesvorsitzenden habe sie sich „überrumpelt“ gefühlt, der Rückzug der Spitzen der Grünen Jugend mache sie „sprachlos“. Jetzt gelte es zusammenzuhalten und die Chance des Neustarts zu nutzen.
Oberberger erleben im Osten „Hass und Wut“
Während Reinery-Hausmann die schlechte Stimmung vor allem auf das „Gezeter in der Presse“ zurückführte, riet der Gummersbacher Ortsverbandssprecher Lothar Winkelhoch dazu, die „bösen Fehler“, die von der Partei selbst zu verantworten seien, in den Blick zu nehmen und die Krise der Grünen nicht schönzureden. Wenn Naturschutzinitiativen „kastriert“ werden, müsse man sich nicht darüber wundern, dass sich die Jugend abwendet. Kreistagsmitglied Ralph Krolewski möchte dagegen nicht die Partei dafür verantwortlich machen, dass ihre Vorhaben in der Ampel-Koalition „zerrieben“ wurden. Krolewski klagt über ein negatives „gesamtgesellschaftliches Klima“, das besonders im Osten zutage trete. Bei dem Besuch einer Kreisverbandsdelegation bei Parteifreunden in Sachsen-Anhalt habe man „eine Region voller Hass und Wut“ erlebt.
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Tammo Buchholz erklärte als Sprecher der Grünen Jugend in Oberberg seine Solidarität mit der Mutterpartei. Dass sich der Bundesvorstand und mehrere Landesspitzen des grünen Parteinachwuchses losgesagt hätten, sei keineswegs repräsentativ. „Die Position wird ausgenutzt, um die ganze Jugendorganisation in den Dreck zu ziehen“, kritisierte Buchholz. „Wir stehen zur Partei.“
In ihrer Bewerbungsrede warb Bernadette Reinery-Hausmann dafür, sich von der „Stimmungsmache gegen uns Grüne“ nicht entmutigen zu lassen, sondern „unser grünes Gen“ einzubringen. Ihre eigene „grüne DNA“ habe sich früh entwickelt, sagte die 50-jährige Unternehmerin und Mutter zweier Söhne. Baumsterben, Tschernobyl und Golfkriege hätten sie einst politisiert, mit dem Einzug in den Morsbacher Gemeinderat habe sie vor zehn Jahren begonnen, sich politisch zu engagieren.
„Klimaschutz ist Heimatschutz“ sei ihre Maxime. Die Auswirkungen des Klimawandels seien jetzt und vor Ort in Oberberg zu beobachten. Eine Maßnahme, die sie als Landrätin befördern wolle, sei die Verkehrswende und die damit verbundene Reaktivierung der Wiehltalbahn.
Sabine Grützmacher berichtete von ihrer Arbeit in Berlin, wo ihr erst kürzlich der Vorsitz eines Kontrollgremiums zur Bekämpfung der Geldwäsche übertragen wurde. „Ich bin noch nicht fertig, ich habe noch viel vor“, sagte die 38-jährige Sozialarbeiterin und Informatikerin und bat um Unterstützung bei ihrer Kandidatur für eine zweite Wahlperiode.
Grützmacher zitierte den Puppenfrosch Kermit mit der Klage: „Es ist nicht leicht, grün zu sein.“ Sie sei aber der Überzeugung, dass es die Grünen derzeit mehr denn je brauche. Die Arbeit in der Koalition sei mühsam, leider versuche FDP-Chef Lindner alles zu blockieren. „Wir brauchen Investitionen in die analoge und die digitale Infrastruktur.“ Finanziellen Spielraum sieht sie vor allem in einer gerechteren Erbschaftssteuer. Die Grünen seien in der Koalition „zu staatstragend“ aufgetreten . „Es wächst in der Fraktion die Überzeugung, dass es so nicht weitergehen kann.“