Von Neil Young bis Joanna Newsom: Es gibt immer noch Künstler und Alben, die nicht auf Spotify zu finden sind. Wir haben uns einmal umgeschaut.
„Streaming, ohne mich“Diese 11 Stars haben Spotify einen Korb gegeben
Obwohl Spotify über eine beeindruckende Bibliothek verfügt, gibt es noch einige Lücken. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Manche Künstlerinnen und Künstler lehnen Streaming ab oder stehen Spotify kritisch gegenüber. Andere wollen nicht ihr gesamtes Werk oder nur ausgewählte Werke dem Streaming-Dienst anbieten, manchmal scheitert es an rechtlichen Unklarheiten oder vertraglichen Gründen. Hier einige Beispiele.
Joni Mitchell und Neil Young: Alle Alben wurden entfernt
Sie haben einige der größten Albumklassiker aller Zeiten aufgenommen, doch auf Spotify sucht man Joni Mitchell und Neil Young mit Werken wie „Blue“ oder „Harvest“ vergeblich. Young hatte Spotify Anfang 2022 vorgeworfen, etwa in Podcasts Fehlinformationen über Impfungen gegen Coronaviren zu verbreiten.
Auf einer Plattform, die solche Fehlinformationen enthalte und verbreite, wolle er nicht präsent sein – der Streamingdienst hatte die Musik des Kanadiers daraufhin vorerst aus dem Programm genommen. Auch nach dem Ende der Corona-Pandemie kehrte er nicht zurück. Mitchell hatte sich mit ihm solidarisch erklärt und ebenfalls seinen gesamten Katalog entfernen lassen.
Derzeit gibt es nur einzelne Songs wie „Heart of Gold“ von Neil Young oder „Both Sides Now“ von Mitchell, die im Rahmen von Compilations oder Soundtracks durch ein Hintertürchen doch noch den Weg auf die Streaming-Plattform gefunden haben. Hinzu kommen obskure Bootleg- oder Live-Aufnahmen der beiden Künstler.
Im März 2024 kündigte Neil Young seine Rückkehr zu Spotify an. Joni Mitchell hat sich noch nicht dazu geäußert.
Nils Lofgren: Solidarität mit Neil Young
Aus Solidartät rund um den Spotify-Boycott von Joni Mitchell und Neil Young entschloss sich der unter anderem als Gitarrist von Crazy Horse und der E Street Band bekannt gewordene Musiker seine Musik von dem Streaming-Riesen zu nehmen. Keine kleine Sache, denn immerhin hat Lofgren in seiner langen Karriere rund 20 Studioalben aufgenommen. Derzeit gibt es nur – wie bei Neil Young und Joni Mitchell – einige obskure Live-Alben. Klassiker wie „Nils“ (1979) sind weit und breit nicht in Sicht.
Garth Brooks: Exklusiver Deal, um Songwriter zu stärken
Mit über 150 Millionen verkauften Alben ist der Country-Star nach den Beatles der erfolgreichste Solokünstler der USA, noch vor Elvis Presley oder Michael Jackson. Auf Spotify hat Garth Brooks trotzdem keine Lust. Überhaupt hat er sich dem Thema Streaming lange Zeit komplett verweigert. 2016 schloss er dann einen Exklusivvertrag mit Amazon, um seine Musik dort zu streamen.
Im März 2023 erklärte er, warum er Amazon Music bevorzugt. Wie „Digital Music News“ berichtet, sagte Brooks beim Country Radio Seminar in Nashville, dass es mit Amazons Fähigkeit zu tun habe, physische Alben zu verkaufen, und wie dies Songwritern wie ihm zugutekomme: „Tatsache ist, dass Amazon auch ein Einzelhändler ist. Man kann also einen Streaming-Deal abschließen, aber Teil des Streaming-Deals ist es, physische Einheiten zu verkaufen, damit die Songwriter bezahlt werden.“
Es habe auch Verhandlungen mit Spotify und Apple gegeben, die aber an „unterschiedlichen Vorstellungen“ gescheitert seien, so Brooks. Spotify-Fans können derzeit nur Duette mit seiner Frau Trisha Yearwood oder der verstorbenen Country-Legende George Jones streamen. Dazu kommen Live-Aufnahmen wie bei Joni Mitchell oder Neil Young.
Joanna Newsom nennt Spotify „schurkische Kabale“
Joanna Newsom hat Spotify als „zynisches, musikerfeindliches System“ und „Banane der Musikindustrie“ scharf kritisiert. „Es verströmt einfach einen Dunst. Man kann einfach riechen, dass etwas nicht stimmt“, sagte sie in einem Interview mit der „Los Angeles Times“. Newsom, deren Musik ebenfalls lange Zeit nur bei wenigen Streamingdiensten erhältlich war, sagte außerdem, Spotify sei „wie eine böse Kabale der großen Labels. Das Unternehmen ist von Grund auf so aufgebaut, dass es die Idee, Künstler zu bezahlen, umgehen kann.“ Das sei auch der Grund, warum man kein einziges Album von Newsom auf Spotify finde.
Emmylou Harris: Erstes Solo-Alben nicht auf Spotify
Viele Fans glauben, dass die Karriere des Country-Superstars Emmylou Harris 1975 mit dem Album „Pieces of the Sky“ begann, obwohl ihr eigentliches Debüt bereits ein Jahr früher veröffentlicht wurde. 1970 nahm sie auf eigene Kosten ihr erstes Album „Gliding Bird“ auf, das sich kaum verkaufte. Kurz nach der Veröffentlichung ging die Plattenfirma pleite. Nach Harris' Durchbruch wurde das Album bis 1980 noch einige Male wiederveröffentlicht. Jegliche digitale Veröffentlichung, sei es auf Tonträgern oder über Streaming-Anbieter, wurde danach unterbunden. Harris selbst schweigt über das Album, und es gilt als unwahrscheinlich, dass es jemals bei Spotify auftauchen wird.
Frank Ocean: Sein letztes Studio-Album fehlt
Der zweifache Grammy-Preisträger, R&B-Musiker und Rapper veröffentlichte bis heute drei Alben, darunter das US-Nummer-eins-Album „Blonde“ (2016). Sein bislang letztes „Endless“ erschien 2016 als „visuelles Album“ exklusiv im Video-Format auf Apple Music. Zwei Jahre später folgte ein streng limitierter Release auf Tonträgern. Bislang wurde das Werk aber für kein anderes Streamingportal freigegeben.
Wendy Carlos: Scheue Elektro-Pionierin zeigt kein Interesse am Streaming
Die 83-jährige Synthi- und Elektro-Pionierin hat mit dem innovativen Album „Switched-on Bach“ (1968) und dem nicht minder innovativen Soundtrack zu „Clockwork Orange“ Musikgeschichte geschrieben. Laut dem britischen „Guardian“ ist sie die „wichtigste lebende Person der elektronischen Musik“. Dennoch scheint die medienscheue trans Musikerin, die sich seit Anfang der 2000er Jahre aus der Öffentlichkeit weitgehend zurückgezogen hat, kein Interesse daran zu haben, mit der Zeit zu gehen. Bis auf einzelne Lieder, wie dem Titelthema aus dem Horrorfilm „The Shining“, sind keine ihrer zahlreichen Alben erhältlich.
Wendy Carlos besitzt ihren gesamten Katalog und jeder, der ihre Musik auf YouTube stellt, soll eine Abmahnung nach dem „Digital Millennium Copyright Act“ erhalten. Wenn Sie ihre Musik hören möchten, ist es wahrscheinlich sicherer einen Second-Hand-Plattenladen aufzusuchen.
Cher: Exklusiver Deal mit YouTube für seltene Warner-Alben
Die Sängerin war von 1975 bis 1977 für vier Alben bei Warner unter Vertrag. Man hatte große Hoffnungen in diesen Deal gesetzt, schließlich hatte Cher in den Jahren zuvor Nummer-eins-Hits wie „Half-Breed“ oder „Dark Lady“ gefeiert.
Doch sämtliche Alben für Warner floppten, und jahrzehntelang konnte man „Stars“ (1975), „I’d Rather Believe in You“ (1976) und „Cherished“ sowie „Two the Hard Way“ (1977) nur auf Plattenbörsen erwerben, teilweise zu horrenden Preisen in bestem Zustand. Sie wurden bis heute nicht offiziell auf CD gepresst. Im Sommer 2021 hatte Cher endlich ein Einsehen, ließ die Werke remastern und stellte sie exklusiv auf YouTube zur Verfügung. Alle anderen Streaming-Dienste wurden ignoriert.
Pink Floyd: Wichtiges Live-Album fehlt
Die Prog-Rocker von Pink Floyd haben sich lange gegen die Verfügbarkeit ihrer Musik auf Streaming-Plattformen wie Spotify gewehrt. Einer der Hauptgründe war ihre Sorge um die künstlerische Integrität und Qualität ihrer Musik. Pink Floyd betrachteten ihre Alben als Gesamtkunstwerke, bei denen die Reihenfolge der Songs und die Erfahrung des gesamten Albums wichtig sind. Sie befürchteten, dass die fragmentierte Natur von Streaming-Diensten diesem künstlerischen Anspruch nicht gerecht werden würde.
2013 änderte die Band ihre Meinung, aber das Live-Album „Is There Anybody Out There? The Wall Live 1980-81“, laut der Website „rateyourmusic.com“ eines der 200 besten Live-Alben aller Zeiten, ist bis heute nicht bei Spotify erschienen.
Aretha Franklin: Fünf Atlantic-Alben warten auf Wiederveröffentlichung
Die Atlantic-Jahre ab 1967 gelten als künstlerischer und kommerzieller Höhepunkt der „Queen of Soul“. Ihre Alben für das legendäre Soul-Label von 1974 bis 1979 fristen dagegen ein Schattendasein und wurden nach ihrer Veröffentlichung nie ins digitale Zeitalter überführt. Auch nicht ins Streamingzeitalter.
Weder „With Everything I Feel in Me“ (1974), noch „You“ (1975), „Sweet Passion“ (1977), „Almighty Fire“ (1978) oder das Disco-Werk „La Diva“ (1979) sind erhältlich. Lediglich der Soundtrack zum Blaxplotitation-Film „Sparkle“ (1975) wird auf Spotify angeboten.
Im Jahr 2012 berichtete das Musikmagazin „The Second Disc“ über eine geplante Wiederveröffentlichung der von vielen Fans sehnsüchtig erwarteten Alben. Franklin selbst habe sich mit Universal auf eine aufwendige Wiederveröffentlichung geeinigt. Drei Jahre später folgte „The Atlantic Albums Collection“, die suggerierte, dass alle Alben vorhanden seien, doch wieder fehlten die besagten fünf Alben. Die Sängerin starb 2018 – und bis heute sind die Alben nicht erhältlich.