Der Hamburger Skipper pfeift nach all den Rückschlägen aus dem letzten Loch. Aus seiner Enttäuschung macht er keinen Hehl.
„Bin froh, wenn es vorbei ist“Boris Herrmann steuert in stürmisches Finish mit riesigen Wellen
Fast eine ganze Woche hat Boris Herrmann nichts von sich hören lassen. Nach einer beispiellosen Serie von Rückschlägen bei der Vendée Globe hatte sich der 43-Jährige zurückgezogen und konzentrierte sich darauf, seine schwer beschädigte Malizia-Seaexplorer über den Atlantik nach Europa zu steuern.
„Ich bin froh, wenn es vorbei ist“, sagte der völlig entkräftete Hamburger am Montag (27. Januar) in seinem Videoblog. Eine Spazierfahrt wird der Endspurt aber nicht. Stattdessen wird Boris Herrmann bei seiner wohl letzten „großen Prüfung“ seiner Solofahrt von einem heftigen Unwetter heimgesucht.
Boris Herrmann mit seinen Kräften am Ende – Unwetter erschwert Zielankunft
Problematisch sind vor allem die hohen Wellen. Bis zu acht Meter hohe Wellen und Windgeschwindigkeiten von bis zu 120 km/h sind vorhergesagt. Gefährliche Bedingungen für alle Teilnehmer.
Während der gefeierte Sieger Charlie Dalin und seine ersten Verfolger schon zwei Wochen an Land sind und sich von den mächtigen Strapazen der Hochseeregatta erholen, kämpft der Familienvater noch immer. Mit dem Sturm „Herminia“, der die beschädigte Rennjacht und ihren erschöpften Segler ein weiteres Mal testete. Und sicher auch ein Stück weit mit der Enttäuschung über den Verlauf des Rennens.
Spätestens Mitte Januar, nach der heftigen Kollision mit einem „unbekannten Objekt oder Tier“ vor der Nordostküste Brasiliens, hatte Herrmann seine sportlichen Ambitionen aufgeben müssen. Danach tauchte er erstmal ab.
Beschädigtes Foil gab Boris Herrmann bei der Vendée Globe den Rest
Mit einem kaputten Backbordfoil war an eine Aufholjagd nicht mehr zu denken und ein Platz in den Top Ten dahin. Es gehe für ihn nur noch darum, sein Boot „sicher und gesund nach Hause zu bringen“, sagte er ernüchtert. Am Mittwochabend oder am Donnerstagmorgen könnte es soweit sein.
Boris Herrmann, der die vergangene Ausgabe der Vendée nach einer Kollision mit einem Fischerboot 2021 als Fünfter abgeschlossen hatte, war am 10. November mit 39 Mitstreitern und großen Zielen in See gestochen. Doch er hatte von Beginn an mit einer Vielzahl von Problemen zu kämpfen.
Pechsträhne von Boris Herrmann setzte dem Hamburger extrem zu
Seine Pechsträhne begann mit einer Kenterung kurz vor Weihnachten im „schlimmsten Seegang aller Zeiten“, bekam sein Hightechboot aber wieder auf Kurs. Ein naher Blitzeinschlag legte kurzzeitig die Instrumente seiner Malizia lahm, Herrmann musste wiederholt auf den 29 Meter hohen Mast klettern, obwohl er an Höhenangst leide, und beklagte zwischenzeitlich den Verlust des wichtigsten Vorsegels, bevor dann auch noch das Foil durchbrach.
Nicht ohne Grund wird die Vendée Globe, die über 45.000 Kilometern an den drei legendären Kaps der Guten Hoffnung, Leeuwin und Hoorn vorbei führt, auch als „Mount Everest des Segelns“ bezeichnet, als größtmögliche Herausforderung für Mensch und Material.
Boris Herrmann trennten am Mittwochmorgen noch rund 200 Kilometer vom Ziel. Er hatte einen großen Wunsch: „Bitte bringt uns nicht noch mehr Wind und Wellen.“ (mbr/sid)