Der Hamburger Segler musste bei der Vendée Globe viele Rückschläge hinnehmen. Trotzdem will er es noch einmal wissen.
„Nicht langweilig geworden“Boris Herrmann zieht Fazit nach Segel-Tortur – und plant sein nächstes Abenteuer
Mit den letzten Kraftreserven hatte Boris Herrmann am späten Mittwochabend nach 80 Tagen, zehn Stunden und 16 Minuten auf hoher See das Ziel bei der Vendée Globe erreicht. Auch wenn der Mitfavorit seine sportlichen Hoffnungen auf eine vordere Platzierung nicht erfüllen konnte, war der 43-Jährige froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.
„Ich bin total erleichtert und glücklich wieder zurück in der Welt zu sein“, sagte Boris Herrmann mit einem Augenzwinkern – und freute sich auf ganz alltägliche Dinge. „Er hat schon ein Lieblingsessen, wenn er wieder ankommt. Kartoffeln und Blumenkohl findet er super“, berichtete seine Frau Birte Lorenzen-Herrmann.
Vendée Globe: Boris Herrmann herzt nach Ankunft seine Tochter
Nach einer langen Nacht vor Les Sables-d'Olonne an der französischen Atlantikküste durfte der Hamburger aus Sicherheitsgründen erst am Freitagnachmittag mit seiner Malizia-Seaexplorer in den Zielhafen einlaufen. Gleich als Erstes herzte er seine Tochter Marie-Louise kräftig.
„Das ist ein schöner Moment, der einem wirklich ein bisschen die Leichtigkeit zurückgibt. Man ist nicht immer leicht während so eines intensiven Abenteuers“, sagte Boris Herrmann am Ende seiner zweiten Vendée-Globe-Teilnahme. Das teilweise chaotische Rennen beschrieb der Hamburger als „intensive Lebenserfahrung, die ich nicht missen wollen würde“.
Kaum Verschnaufpausen für Boris Herrmann bei Vendée Globe
Während der Solo-Weltumseglung hatte Boris Herrmann kaum eine Verschnaufpause. Zweimal musste er seine Angstaufgabe erfüllen und zu Reparaturen in den 29 Meter hohen Mast steigen. Ein naher Blitzeinschlag am 8. Januar zerstörte zwei Drittel der Elektronik an Bord und sorgte für Leistungseinbußen.
Die Pechsträhne erlebte ihren Höhepunkt, als seine Segeljacht am 16. Januar mit einem unbekannten Objekt oder Lebewesen im Atlantik kollidierte und das Backbord-Foil brach. Die letzten rund 2.800 Seemeilen musste Herrmann „flügellahm“ meistern. Am Ende der atemlosen Aufholjagd um die Welt hatte der geschlagene Mitfavorit noch schweren Stürmen zu trotzen. „Mir ist nicht langweilig geworden. Ein schöner Kampf bis ins Ziel“, lautete Herrmanns Fazit.
Boris Herrmann zieht trotz aller Rückschläge positives Fazit
Und auch eine erneute Teilnahme bei der nächsten Ausgabe 2028 scheint realistisch: „Aller guten Dinge sind drei“, verriet der Familienvater bereits kurz nach der Ankunft. Die Erfahrungen der diesjährigen Regatta könne er dann „hoffentlich in eine Podiumsplatzierung umsetzen“. Noch an Bord sagte er: „Meine Lust auf die Vendée Globe habe ich durch die Ereignisse der letzten Monate nicht eingebüßt. Ich habe Lust, weiterzumachen!“
Die dritte Teilnahme an der Solo-Regatta um die Welt hat er für 2028 fest eingeplant. Das nächste große Rennen startet für ihn aber schon mit dem Ocean Race Europe am 10. August vor Kiel. „Ich freue mich sehr auf die Team-Herausforderung“, sagte Herrmann, der dann nicht allein segelt. (mbr)