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Emotionaler Abschied von Schult aus Wolfsburg

Lesezeit 3 Minuten

Köln – Zum Start in den Party-Marathon gönnte sich Almuth Schult ein Kölsch und einen Melonenlikör - traditionell noch auf dem Rasen. Ihre Freude über den achten Pokal-Triumph mit dem VfL Wolfsburg in Serie war stärker als der Trennungsschmerz.

„Solch eine Konstanz ist herausragend. Daran wird man sich auch in Jahrzehnten noch erinnern”, schwärmte die Torfrau nach dem deutlichen 4:0 (3:0) im Endspiel gegen Turbine Potsdam. Vor ihrem Wechsel zum US-Club Angel City FC nahm die 31-Jährige nach neun Jahren bei den Niedersachsen in standesgemäßer Manier Abschied: „Es ist jedes Jahr etwas Besonderes, auch wenn es das achte Mal nacheinander war.”

Der VfL Wolfsburg bleibt im Frauenfußball das Maß aller Dinge. Dass Schult kurz vor dem Ende der längst entschiedenen Partie bei einem Ausflug in die gegnerische Hälfte sogar auf Torejagd ging, war Ausdruck großer Überlegenheit. In ihrer langen Zeit in Wolfsburg hat der VfL nur ein Pokalspiel im November 2013 gegen den 1. FFC Frankfurt verloren und die vergangenen 40 Partien allesamt gewonnen. Das war Anlass genug für eine krachende Sieges- und Abschiedsparty. „Man muss irgendwann heiser sein und erst im Hellen nach Hause gehen. Das ziehen wir auch heute so durch”, kündigte Schult an.

Demonstration der Stärke

Das jüngste Endspiel wurde zur Demonstration der Stärke. Vor 17.531 Zuschauern in Köln sorgten Ewa Pajor (11./33. Minute), Jill Roord (42.) und Dominique Janssen (69.) für den höchsten Final-Sieg seit dem 7:0 des FCR Duisburg im Jahr 2009 gegen Potsdam und für die Egalisierung der Bestmarke des 1. FFC Frankfurt mit insgesamt neun Pokalsiegen. Begleitet vom Jubel der Fans streiften die Siegerinnen nach dem Schlusspfiff T-Shirts mit der Aufschrift „Alle Neune!” über. „Das fühlt sich für mich besonders an”, kommentierte der von Schult mit einer Bierdusche überraschte Trainer Tommy Stroot, „ich habe nicht erwartet, dass wir in einem Jahr des Umbruchs so viel erreichen.”

Eine imposante Rückrunde mit nur einer Niederlage im Champions-League-Halbfinale gegen Barcelona (1:5) verhalf seinem Team zum insgesamt sechsten Double nach 2013, 2017, 2018, 2019 und 2020. „Man sieht, dass sie noch mehr Überzeugung entwickeln”, lobte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg wenige Tage vor der Nominierung ihres EM-Kaders.

Ende der Dominanz nicht in Sicht

Ein Ende der Wolfsburger Dominanz scheint vorerst nicht in Sicht. So könnte sich Einschätzung vieler Fachleute bei den Frauen in Zukunft eine ähnlich große Kluft auftun wie bei den Männern mit Alleinherrscher FC Bayern. „Das war David gegen Goliath”, kommentierte Turbine-Coach Sofian Chahed den Verlauf des über weite Strecken einseitigen Endspiels. Als Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier der VfL-Führungstroika Schult, Svenja Huth und Alexandra Popp den Pokal überreichte, blieb dem Bundesliga-Vierten aus Potsdam nur die Zuschauer-Rolle.

Alle Hoffnungen auf den ersten Titel seit der Meisterschaft 2012 erwiesen sich als Wunschdenken. „Wir sind alle sehr enttäuscht. So ein hohes Ergebnis habe ich nicht erwartet. Wolfsburg war einfach zu stark für uns”, klagte Kapitänin Sara Agrez, die zur kommenden Saison vom Final-Verlierer zum -Gewinner wechselt. Den Stolz über den Finaleinzug wollte sich Chahed trotz der deutlichen Niederlage aber nicht nehmen lassen: „Wir haben eine erfolgreiche Saison gespielt und aus unseren Möglichkeit das Optimale herausgeholt.”

© dpa-infocom, dpa:220528-99-466119/4 (dpa)