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Säure-Anschlag auf ManagerTatverdächtiger aus Köln soll „Hells Angels“-Mitglied sein

Lesezeit 3 Minuten
Bernhard Günter dpa

Bernhard Günther ist seit dem Anschlag schwer gezeichnet.

Haan/Köln – Eineinhalb Jahre nach dem Säureanschlag auf den Energie-Manager Bernhard Günther in Haan bei Düsseldorf haben die Ermittler einen Durchbruch erzielt und einen Verdächtigen festgenommen. Die im September 2018 eingestellten Ermittlungen seien aufgrund anonymer Hinweise wieder aufgenommen worden und hätten zu einem 32-jährigen Mann geführt.

Er sei am vergangenen Freitag bei einer Sportveranstaltung in Köln festgenommen worden, teilte die Staatsanwaltschaft am Donnerstag mit. Günther ist Finanzvorstand von innogy, einer RWE-Tochter mit Schwerpunkt auf erneuerbare Energien.

Festnahme in Köln

Ein Richter des Amtsgerichts Wuppertal habe Haftbefehl gegen den Verdächtigen erlassen, so die Ermittler. Er sitze somit in Untersuchungshaft. In mehreren Städten habe es zudem Durchsuchungen gegeben, die sich gegen weitere Verdächtige richteten. Die Auswertung der dabei sichergestellten Beweismittel dauere an, teilte die Behörde mit. Zuvor hatte die „Bild“-Zeitung über die Festnahme berichtet.

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Was hinter dem Säureanschlag steckt und wie viele Verdächtige es gibt, wollten die Ermittler aus taktischen Gründen nicht verraten. Es habe sich aber nicht um einen politisch motivierten Anschlag gehandelt, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Ermittelt werde wegen schwerer Körperverletzung.

Tatort Säure dpa

Blick auf den Fußweg, an dem Unbekannte am 4. März 2018 den Innogy-Finanzvorstand Bernhard Günther mit Säure übergossen hatte.

Mitglied der bekannten Rockergruppe „Hells Angels“?

Nach Informationen des Nachrichtenmagazins „Focus“ handelt es sich bei dem Verdächtigen um ein Mitglied der bekannten Rockergruppe „Hells Angels“. Er soll, wie aus den Ermittlungsunterlagen hervorgehe, laut Zeugenaussagen im Auftrag eines konkurrierenden Managers aus der Strombranche gehandelt haben, schreibt das Magazin. Die Staatsanwaltschaft wollte den Bericht weder bestätigen noch dementieren.

Nach dpa-Informationen wurde der Verdächtige bei einem Ringer-Turnier in Köln festgenommen. Das bestätigte der Vorsitzende des Vereins, in dem der Mann Sport treibt, der dpa.

Innogy-Finanzchef beim Joggen überwältigt

Der Innogy-Finanzchef war am 4. März 2018 - einem Sonntag - nach dem Joggen in der Nähe seines Wohnhauses in Haan bei Düsseldorf überfallen worden. Zwei Männer warfen ihn zu Boden und übergossen ihn mit Säure. Günther erlitt schwerste Verletzungen und schwebte zeitweise in Lebensgefahr.

Mit einem Hubschrauber war er in eine Spezialklinik gebracht worden. Der Fall schlug bundesweit hohe Wellen. Günther lag mehrere Wochen im Krankenhaus und nahm bald darauf die Arbeit wieder auf.

Die Staatsanwaltschaft Wuppertal hatte zunächst wegen versuchten Mordes ermittelt, die umfangreichen Ermittlungen nach einem halben Jahr aber erfolglos eingestellt. Innogy hatte bis zu 80 000 Euro Belohnung für Hinweise auf die Täter ausgesetzt. Das Unternehmen wollte sich am Donnerstag nicht zur Wendung in dem Fall äußern.

Erster öffentlicher Auftritt im März 2019

Der Manager war im März 2019 - rund ein Jahr nach dem Angriff - bei einer Bilanzpressekonferenz erstmals wieder öffentlich aufgetreten. Die Folgen des brutalen Angriffs waren ihm dabei noch anzusehen. Er trug eine getönte Sonnenbrille und ein schwarzes Band um die Stirn. „Ich freue mich hier zu sein“, hatte er gesagt. Das sei „vor einem Jahr alles andere als klar gewesen“.

Wenige Tage nach dem Überfall auf Günther war bekannt geworden, dass die RWE-Tochter Innogy zerschlagen und Teile vom Konkurrenten Eon übernommen werden sollten. Die Übernahmeofferte von Eon habe seine Rückkehr ins Arbeitsleben beschleunigt, hatte Günther gesagt.

Günther war nicht zum ersten Mal Opfer eines Überfalls geworden. Einige Jahre zuvor war er ebenfalls beim Joggen überfallen und zusammengeschlagen worden. Bislang gebe es keine Hinweise darauf, dass die Verdächtigen auch für den weiter zurückliegenden Überfall verantwortlich seien, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft.

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Günther hatte vier Monate nach dem Anschlag in einem Interview gesagt: Er habe zwar eine Theorie, „die will ich aber für mich behalten“. Der Angriff habe nur wenige Sekunden gedauert, die Täter hätten nichts gesagt. Er sei dann nach Hause gelaufen, habe möglichst viel von der Säure abgewaschen und selbst den Notruf gewählt.