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Flutkatastrophe in ValenciaKritik an spanischen Behörden: Kamen die Warnungen zu spät?

Lesezeit 3 Minuten
Die Schäden nach dem heftigen Unwetter in der Gemeinde Alfafar sind verheerend. Dutzende Menschen gelten weiterhin als vermisst.

Die Schäden nach dem heftigen Unwetter in der Gemeinde Alfafar sind verheerend. Dutzende Menschen gelten weiterhin als vermisst.

Nach einem „historischen Unwetter“ befindet sich die Region Valencia im Ausnahmezustand. Die Kritik an den Behörden wächst.

Nach dem heftigen Unwetter mit mindestens 95 Toten in Spanien gehen die Rettungs- und Aufräumarbeiten weiter. Eine erste Phase sei bereits abgeschlossen worden, sagte der Regierungschef der am meisten betroffenen Region Valencia, Carlos Mazón, in der Nacht zum Donnerstag. Nach etwa 70 Einsätzen aus der Luft seien augenscheinlich alle Menschen gerettet worden, die sich auf Hausdächer geflüchtet hatten.

Die Einsatzkräfte hätten inzwischen auch alle betroffenen Ortschaften erreichen können. Auch die Suche nach Vermissten wird fortgesetzt. Im Laufe des Morgens wird Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez in Valencia erwartet.

Spanien: „Historisches Unwetter“ in Region um Valencia

Bei extrem starkem Niederschlag – mancherorts fiel innerhalb von einem Tag so viel Regen wie sonst in einem Jahr – waren am Dienstag immer mehr Flüsse über die Ufer getreten. Der Wetterdienst Aemet sprach von einem „historischen Unwetter“, dem schlimmsten solcher Art in diesem Jahrhundert in der bei Urlaubern beliebten Region Valencia.

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Mazón wies zugleich Kritik zurück, die Bevölkerung sei zu spät vor den Wassermassen gewarnt worden. Erste Warnungen seien bereits am Sonntag ausgesprochen worden. Die Verantwortlichen hätten sich strikt an die Protokolle des Zivilschutzes gehalten.

Heftige Überschwemmungen in Spanien: Handelten die Behörden korrekt?

Die Unwetter waren durch den Nationalen Katastrophenschutzsystem nicht mit der höchsten Warnstufe (Stufe 3) bewertet worden. Stattdessen wurde die Stufe 2 verfügt. In diesem Fall kann die spanische Regierung um Hilfe gebeten werden – die Leitung der Operation bleibt aber bei der Regionalregierung.

Menschen reinigen ihre von Überschwemmungen betroffenen Häuser.

Menschen reinigen ihre von Überschwemmungen betroffenen Häuser.

Wie die spanische Tageszeitung „El Pais“ unter Bezug auf Quellen aus dem Innenministerium berichtet, sei bei einer Sitzung des Krisenkabinetts am Dienstagabend in La Moncloa die Möglichkeit durchaus in Betracht gezogen worden, einen „Notstand von nationalem Interesse“ auszurufen.

In diesem Szenario wäre die Leitung des Gesamteinsatzes automatisch an das Innenministerium übergegangen. Das Kabinett sei allerdings der Meinung gewesen, dieser Schritt sei nicht notwendig. Somit riefen weder die spanische Regierung noch die lokale in Valencia die höchste Warnstufe aus – beide wären dazu in der Lage gewesen. Doch das ist rückblickend nicht der einzige Fehler.

Kritik an Krisen-Kommunikation nach Flutkatastrophe in Spanien

Die Kommunikation lief nicht reibungslos. Nach einer Warnung wegen heftiger Regenfälle an der Küste und im Landesinneren des nördlichen Teils der Provinz Valencia am Dienstagmorgen (7.30 Uhr) durch die staatliche Wetterbehörde Aemet rief die Regierung in Valencia erst am Nachmittag für einige Regionen den Notstand der Stufe 2 aus, schließlich am Abend für die ganze Provinz.

Rettungskräfte gehen an aufgestapelten Autos vorbei, die von den Überschwemmungen weggeschwemmt wurden.

Rettungskräfte gehen an aufgestapelten Autos vorbei, die von den Überschwemmungen weggeschwemmt wurden.

Für Irritation hatte derweil ein in der Zwischenzeit abgesetzter Post des valencianischen Präsidenten gesorgt. Carlos Mazón hatte laut „El Pais“ auf X informiert, dass die Unwetter am frühen Abend nachlassen und der Sturm weiterziehen würde. Der Beitrag ist inzwischen längst gelöscht worden.

Kurz nach 20 Uhr informierte die Regionalregierung die Bevölkerung dann über ein SMS-Warnsystem, rund eine halbe Stunde später sei die Hilfe des Militärs angefordert worden, berichtet „El Pais“. Für viele Betroffene kamen sowohl die Warnung als auch die Hilfe viel zu spät. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits viele Straßen und ganze Orte überschwemmt und von der Außenwelt abgeschnitten worden.

Laut „El Pais“ – die Zeitung bezieht sich hier erneut aus Quellen aus dem Innenministerium – sei die Entscheidung, die Bevölkerung erst um 20 Uhr zu warnen, als zahlreiche Sturzbäche bereits über die Ufer getreten waren und viele Städte bereits überflutet waren, falsch gewesen.

Die Einsatzkräfte in der Provinz Valencia rangen auch am Mittwochmittag noch darum, zu allen Betroffenen vordringen zu können. Vieles könne wegen überschwemmter oder anderweitig blockierter Straßen nur per Hubschrauber geleistet werden, sagte José Miguel Basset von der Feuerwehr der Provinz Valencia der Nachrichtenagentur Europapress. Der Rettungseinsatz läuft am Donnerstag weiter.