Lange Zeit galten E-Autos als Brandursache für das Feuer auf dem havarierten Nordsee-Frachter „Fremantle Highway“. Experten haben Zweifel.
Havarierter Nordsee-FrachterE-Auto bei Bergung von „Fremantle Highway“ in Brand geraten – Debatte um Brandursache
Bei der Bergung mehrerer Hundert Autos vom havarierten Frachter „Fremantle Highway“ ist offenbar erneut ein Feuer im Hafen von Eemshaven ausgebrochen. Laut Angaben der niederländischen Bergungsunternehmens Smit Salvage sei ein E-Auto bei der Bergung in Brand geraten. Zuvor hatten Experten bereits vor der „gefährlichen“ Bergungsaktion gewarnt.
Das Feuer an dem E-Auto sei schnell gelöscht werden. Experten des niederländischen Bergungsunternehmens Boskalis hatten zuvor bereits Zweifel daran geäußert, dass der Brand an Bord der „Fremantle Highway“ durch die 500 geladenen E-Autos verursacht wurde. Viele E-Autos an Bord waren noch intakt, während zahlreiche Fahrzeuge mit Verbrennermotor geschmolzen waren.
„Fremantle Highway“: Brandexperte erhebt schwere Vorwürfe gegen Reederei „K Line“
Derzeit untersuchen Experten von Boskalis das havarierte Schiff, außerdem versucht die Crew der „Fremantle Highway“ Hunderte Liter Schweröl aus dem Maschinenraum des Frachters abzupumpen. Sie untersuchen die Schäden ebenso wie Techniker zahlreicher Autohersteller, unter anderem von Mercedes und Renault, deren Fahrzeuge an Bord geladen waren.
Von den 3800 Autos an Bord sind rund 2700 durch den Brand zerstört worden. Ein Großteil der zerstörten Fahrzeuge auf der „Fremantle Highway“ wurde allerdings auf den oberen Decks sechs bis elf zerstört. Die Fahrzeuge auf den unteren Decks eins bis vier, überwiegend E-Autos, sind allerdings weitestgehend intakt geblieben. In den vergangenen Tagen hatte es bereits Zweifel an der Theorie gegeben, dass E-Autos den Großbrand ausgelöst haben.
„Fremantle Highway“: Zweifel an E-Autos als Brandursache – Fahrzeug fängt bei Bergungsaktion Feuer
Das Schiff der japanischen Reederei „K Line“ wird bereits seit mehreren Wochen in Eemshaven untersucht, wo es maximal bis Mitte Oktober bleiben kann. Die Brandursache ist nach wie vor unklar, allerdings gehen die Experten mittlerweile davon aus, dass brennende E-Autos den Brandherd zumindest vergrößert haben.
Ein Mitglied der Besatzung der „Fremantle Highway“ war bei dem Feuer gestorben. Experten hatten die Bauweise des Frachters, der unter panamischer Flagge unterwegs war, scharf kritisiert. „Wenn man als Reederei 50 oder 100 Schiffe hat und pro Schiff zwei bis drei Millionen Euro investieren muss, um eine weitere Löschanlage zu installieren, ist es oft günstiger, als höhere Versicherungsbeiträge zu zahlen“, sagte der niederländische Brandexperte Cor Meedendorp.
Peter Berdowski, Chef von Boskalis, hatte bereits vor einigen Tagen davor gewarnt, dass die Bergung der noch intakten Fahrzeuge sehr gefährlich werden könnte. Berdowski hatte befürchtet, dass einige Autos auf dem havarierten Frachter erneut Feuer fangen könnten. „Wir wollen nicht, dass alles Elend von vorne anfängt.“ Unklar ist, wann die Bergungsaktion nach dem Feuer an einem E-Auto fortgesetzt werden kann.
„Fremantle Highway“: Umweltschützer befürchteten Katastrophe im Wattenmeer
Die „Fremantle Highway“ war Ende Juli vor der Küste der Nordseeinsel Ameland in Brand geraten, Umweltschützer hatten eine Katastrophe im Wattenmeer befürchtet. Das Schiff wurde von Notschleppern in Position gehalten, die Löscharbeiten dauerten mehrere Tage. Kurzzeitig hatte sich der Frachter losgerissen und war in Richtung Deutschland getrieben.
Der Frachter soll in den kommenden Tagen weiter untersucht werden. Die „Fremantle Highway“ war von Bremerhaven über den Suezkanal auf dem Weg nach Singapur, als das Feuer an Bord ausgebrochen war. Je nach Zustand des Frachters soll entschieden werden, ob er abgewrackt oder saniert wird – möglicherweise auch in einem deutschen Hafen. (shh)