Gil Ofarim meldet sich nach dem Prozess um einen erfundenen Davidstern-Skandal zurück. Was er plant, ist nur zu erahnen.
Kryptische Botschaft und MusikGil Ofarim zurück auf Instagram – Sänger optisch kaum wiederzuerkennen
Der Musiker Gil Ofarim hat sich erstmals seit dem Ende seines schlagzeilenträchtigen Prozesses um einen erfundenen Davidstern-Skandal wieder der Öffentlichkeit gezeigt. Auf seiner ansonsten verwaisten Instagram-Seite erschien ein Video in seiner Story, in dem er - mit Brille und neuer Kurzhaarfrisur Gitarre spielt. Neben ein paar Jazz-Harmonien zu Beginn schlägt Ofarim, der vor mehreren Verstärkern in einem Zimmer sitzt und während des Videos nicht spricht oder singt, vor allem rockige Töne an.
„Countdown läuft!.. Donnerstag 18 Uhr !.. video zum ‚Frühjahrsputz Gitarren Sale‘“ lautet der Schriftzug zu dem Video. Was genau das bedeutet, wurde zunächst nicht klar.
Gil Ofarim präsentiert sich Instagram-Followerschaft in neuem Look
Ofarim, der aus München stammt und dort lebt, zog sich aus der Öffentlichkeit zurück, nachdem er in seinem Prozess um Verleumdung und falsche Verdächtigung im November vergangenen Jahres überraschend ein Geständnis abgelegt hatte. Das Verfahren gegen den 41-Jährigen wurde daraufhin gegen eine Geldauflage von 10.000 Euro eingestellt. Seither hatte es keine öffentlichen Auftritte oder Konzerte mehr von Ofarim gegeben.
Der Musiker hatte im Oktober 2021 in einem Video Antisemitismus-Vorwürfe gegen ein Leipziger Hotel erhoben. Ofarim hatte darin geschildert, dass der Hotelmanager ihn aufgefordert habe, seine Kette mit Davidstern abzunehmen, damit er einchecken könne. Das Video verbreitete sich stark in den sozialen Netzwerken. Der Musiker erstattete später Anzeige, aber auch der Hotelmanager wehrte sich und zeigte seinerseits den Musiker wegen Verleumdung an.
Gil Ofarim entschuldigt sich im Prozess: „Es tut mir leid“
Große Zweifel an seiner Darstellung zeigten sich dann auch im Prozess gegen den Sohn des 60er-Jahre-Stars Abi Ofarim (1937-2018). Am zweiten Prozesstag gegen Gil Ofarim hatte ihn der wichtigste Zeuge der Anklage schwer belastet. Der Hotelmanager Markus W. gab vor dem Landgericht auf Nachfrage des Gerichts an, dass weder der Davidstern von Ofarim noch antisemitische Äußerungen bei dem Streit um das Einchecken in das Hotel eine Rolle gespielt hätten.
Eine als Zeugin geladene ehemalige Hotelangestellte bestätigte die Aussage des Hotelmanagers. Als Ofarim an der Rezeption an der Reihe war, habe er sich wild gestikulierend über eine angebliche Bevorzugung anderer Gäste beschwert. Auch ein Gutachter fand keine Belege für die Version des jüdischen Musikers.
Der Prozess nahm schließlich eine überraschende Wende, als Gil Ofarim ein Geständnis ablegte und sich bei dem Hotelmanager, der als Nebenkläger auftrat, entschuldigte: „Ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen. Es tut mir leid.“
Scharfe Kritik auch vom Zentralrat der Juden
Dafür, den antisemitischen Vorfall im Hotel erfunden zu haben, wurde Ofarim scharf kritisiert – unter anderem vom Zentralrat der Juden in Deutschland. Ofarim habe neben der Öffentlichkeit auch die jüdische Gemeinde belogen. „Damit hat Gil Ofarim all denen, die tatsächlich von Antisemitismus betroffen sind, großen Schaden zugefügt.“
Wie die Bild berichtet, soll Ofarim ihm auferlegte Strafen (je 5.000 Euro für die „Jüdische Gemeinde zu Leipzig“ sowie für die „Gedenk- und Bildungsstätte – Haus der Wannsee-Konferenz“ bislang nicht bezahlt haben. Entsprechende Fristen liefen in Kürze ab, berichtet die Bild mit Bezug auf eine Sprecherin des Landgerichts Leipzig. (pst mit dpa)