Während der Pegelstand in Köln stagniert, führt das Hochwasser in vielen anderen Landesteilen weiterhin zu einer kritischen Lage.
Kritische Hochwasserlage in DeutschlandTalsperre „randvoll“ – Braunschweig rüstet sich für Flutwelle
Die Wetterlage in Deutschland hat sich am zweiten Weihnachtstag etwas entspannt, vielerorts besteht jedoch weiterhin Hochwassergefahr. Kritisch war die Lage am Dienstag unter anderem in Niedersachsen. Im Landkreis Leer gelang es, an zwei besonders gefährdeten Stellen Deichbrüche zu verhindern. In Thüringen und Sachsen-Anhalt wurden zwei Ortschaften evakuiert.
In Hamburg wurde unterdessen die Leiche von einem Mann vom Hochwasser angespült, wie lokale Medien übereinstimmend berichteten. Der leblose Körper ist demnach in einem Yachthafen im Stadtteil Nienstedten entdeckt worden. Hinweise auf die Identität des Toten gibt es bislang nicht, sagte ein Polizeisprecher. Auch die Todesursache ist noch völlig unklar, hieß es weiter.
Talsperre erreicht maximale Kapazität: Pegel in Braunschweig steigt
Die Okertalsperre im Harz hat derweil ihre maximale Kapazität erreicht. „Die Talsperre ist randvoll“, zitierte die ARD ihren Korrespondenten Kevin Poweska. Über den Überlauf der Staumauer werde nun mehr Wasser in die Oker abgegeben, teilte die Stadtverwaltung Braunschweig am Dienstag mit. Statt 16 Kubikmeter pro Sekunde fließen nun 30 Kubikmeter pro Sekunde in den Fluss. Dies werde Auswirkungen auf die Hochwasserlage in Braunschweig haben, so die Stadt. Mit dem steigenden Pegelstand wurde in den späten Abendstunden gerechnet.
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Der Pegel am Eisenbütteler Wehr, der aktuell bei 132 Zentimetern stehe, könnte sich nach derzeitiger Prognose um etwa zehn Prozent erhöhen, so die Stadt. Es sei möglich, dass der Überlauf an der Talsperre im Laufe des Tages weiter geöffnet werde und sich die Wassermenge dadurch weiter erhöhe. Man gehe aber weiter davon aus, dass sich die durch die Oker und deren Nebenflüsse verursachten Überschwemmungen auf die ausgewiesenen Überschwemmungsgebiete beschränken.
Hochwasser in Deutschland: Evakuierungen in Sachsen-Anhalt und Niedersachsen
Tagelanger Dauerregen hat Bewohner und Einsatzkräfte über Weihnachten in vielen Regionen Deutschlands vor Herausforderungen gestellt. In Sachsen-Anhalt wurden die etwa 180 Bewohner der Ortschaft Thürungen wegen drohender Überschwemmungen am vollgelaufenen Stausee Kelbra und an der Helme aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen.
„Alle Einwohnerinnen und Einwohner sind aufgerufen, bis spätestens 18.00 Uhr ihre Häuser zu verlassen“, teilte eine Sprecherin des Landkreises Mansfeld-Südharz mit. Auch in anderen Orten der Region sollten sich die Einwohner auf mögliche Evakuierungen vorbereiten. In der Nacht zu Mittwoch seien Tausende Sandsäcke befüllt und an mehrere Gemeinden verteilt worden, sagte eine Sprecherin des Landkreises Mansfeld-Südharz. Es gehe vor allem darum, kritische Infrastruktur zu schützen.
Hochwasser der Elbe: Wichtige Schutzanlage wird erstmals seit zehn Jahren wieder geöffnet
Um Magdeburg und umliegende Gemeinden vor Überflutungen zu schützen, wird das Pretziener Wehr gezogen. Mit der Öffnung wird am Donnerstag gegen 10.00 Uhr begonnen, wie der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft am Mittwoch in Magdeburg mitteilte. Damit kommt die wichtige Hochwasserschutzanlage erstmals seit zehn Jahren wieder zum Einsatz.
Zuletzt war das Pretziener Wehr im Juni 2013 geöffnet worden. Es sorgt dafür, dass etwa ein Drittel des Elbewassers in einen 21 Kilometer langen Kanal um Magdeburg und Schönebeck herumgeleitet wird, ehe es wieder in den Fluss fließt.
„Alle Einwohnerinnen und Einwohner sind aufgerufen, bis spätestens 18.00 Uhr ihre Häuser zu verlassen“
Im niedersächsischen Rinteln waren Bewohner schon am Morgen vor Hochwasser in Sicherheit gebracht worden. Im thüringischen Windehausen mussten Menschen am ersten Weihnachtsfeiertag ihre Häuser und Wohnungen verlassen. Der Ort wurde aufgrund der kritischen Hochwasserlage am Montag geräumt.
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hat sich am Dienstag ein Bild von der Hochwasserlage im Land gemacht. Beim Besuch in Northeim, wo ein Damm gebrochen war, dankte er den Zehntausenden Helfern für ihren Einsatz über die Weihnachtsfeiertage.
Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) rechnet für die kommenden Tage weiter mit einer angespannten Hochwassersituation. In vielen Teilen des Landes sei auch in den kommenden Tagen mit steigenden Pegelständen zu rechnen, betonte Direktorin Anne Rickmeyer.
Hochwasser führt zu Druck auf Deiche in Nordrhein-Westfalen
Auch die Hochwasserlage in Nordrhein-Westfalen bleibt angespannt. „Wir haben überwiegend steigende oder gleich bleibende Hochwasserpegel“, sagte ein Sprecher des Umweltministeriums in Düsseldorf. Dies führe zu Druck auf die Deiche.
Trotz örtlicher Regenpausen führten zahlreiche Bäche und Flüsse nach wie vor Hochwasser. Am stärksten betroffen war auch nach den Weihnachtstagen die Weser im Osten des Landes, wie das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (Lanuv) mitteilte. Dort dauerte das „große Hochwasser“ an, bei dem bebaute Gebiete in größerem Umfang überflutet werden können. An vier Pegeln war der Schwellenwert der höchsten Stufe 3 noch überschritten, Tendenz sinkend oder verharrend.
An 18 Pegeln in NRW lagen die Wasserstände über dem Schwellenwert der Stufe 2, bei der die einzelnen Grundstücke und Keller überflutet werden können. Ein Pegel an der Ems und drei an der Lippe verzeichneten dabei zunächst noch Anstiege, wie das Landesumweltamt berichtete.
Für Mittwoch und Donnerstag waren für NRW eher geringe Niederschlagsmengen vorhergesagt worden. Der begonnene Rückgang der Wasserstände an den Gewässerpegeln werde sich fortsetzen, prognostizierte der Ruhrverband. Um die Hochwasserschutzräume etwas zu leeren, sollten die Wasserabgabemengen am Mittwoch im Tagesverlauf erhöht werden.
Die Lanuv-Behörde sprach von einer Phase der leichten Entspannung. Doch ab Freitag seien wieder stärkere Regenfälle angekündigt. Entwarnung gab das Landesumweltamt nicht.
In Köln ist der Pegelstand des Rheins am Dienstag zunächst noch einmal auf 8,08 Meter angestiegen. Seit dem Mittag blieb der Pegelstand dann jedoch unverändert. Mit einem weiteren Anstieg wird in Köln derzeit nicht gerechnet.
Hochwasser: Pegelstand in Köln stagniert am Dienstag
Angesichts der starken Regenfälle und des Hochwassers in vielen Teilen von Nordrhein-Westfalen hatte Umweltminister Oliver Krischer bereits am Montag weiter große Vorsicht angemahnt. „Wir haben in Nordrhein-Westfalen eine angespannte Hochwassersituation“, so der Grünen-Politiker am ersten Weihnachtsfeiertag.
Für eine Entwarnung gebe es noch gar keinen Anlass – „ganz im Gegenteil“, führte Krischer aus. Angesichts weiterer Regenfälle sei damit zu rechnen, dass die Lage zunächst auch angespannt bleibe. (das/dpa/afp)