Tagelange hatten Hunderte vergeblich nach dem Mann gesucht. Am Sonntag ist der Vulkan erneut ausgebrochen, Lava strömt nach Grindavik.
Vulkangebiet in IslandMann in Erdspalte in Grindavik vermisst – Gefährliche Rettungs-Aktion eingestellt
Das isländische Städtchen Grindavik mit seinen nicht einmal 5000 Einwohnern hat in den vergangenen Wochen international für Schlagzeilen gesorgt. Der Ort in der Nähe des Flughafens Keflavik musste evakuiert werden, weil sich nach zahlreichen Erdbeben am 10. November plötzlich große Risse im Boden aufgetan hatten, Häuser beschädigt und Straßen teils unpassierbar wurden. Groß war die Sorge, dass Grindavik bei einem Ausbruch des direkt unter dem Ort verlaufenden Magmatunnels zerstört werden könnte.
Als dann im Dezember tatsächlich Lava aus dem kilometerlangen Magmatunnel floss, war der Ort zum Glück nicht betroffen – und der Ausbruch nach kurzer Zeit wieder beendet. Die Evakuierung Grindaviks wurde kurzfristig aufgehoben, allerdings mussten die Bewohner am Sonntag (14. Januar) wegen eines erneuten Vulkanausbruchs in der Nähe wieder evakuiert werden. Und diesmal strömt tatsächlich Lava nach Grindavik rein: am Sonntagnachmittag wurden nach Angaben der Zeitung Morgunbladid erste Häuser von der Lava erreicht.
Doch nicht nur der Vulkanausbruch selbst ist für die Bewohner Grindaviks gefährlich. Die isländische Polizei weist laut dem staatlichen Rundfunk RÙV darauf hin, dass die sich durch den Ort ziehenden Risse mit teils großer Tiefe ebenfalls sehr gefährlich für Menschen sein können.
Vulkanausbruch in Island: Vermisster Mann in Grindavik
Eine dieser Spalten ist einem Isländer zum Verhängnis geworden: Seit Mittwoch, 10. Januar, gilt er als vermisst. Laut dem Blog Vulkane.net war der Mann am Mittwoch dabei, die Füllung eines Risses in der Einfahrt eines Einfamilienhauses zu verdichten. Es gibt keinen Augenzeugen des Unfalls. Ein Arbeitskollege, der an der gleichen Stelle arbeitete und kurzfristig seinen Platz verließ, um Werkzeug zu holen, meldete den Mann als vermisst. Mehr als 200 Menschen beteiligen sich nach Angaben von RÙV tagelang an der Suche.
Laut dem Polizeichef von Südisland, Úlfar Lúðvíksson, war der Rettungseinsatz gefährlich, das Risiko hoch, dass sich die Retter selbst in Gefahr bringen. Unter anderem mit Hilfe einer Drohne versuchten die Retter zunächst, Informationen über die Beschaffenheit der Erdspalte zu erhalten und den sehr schmalen Spalt mit Werkzeugen zu verbreitern, damit sich Retter in die Spalte abseilen konnten. Zwischendurch mussten die Rettungsarbeiten pausieren, weil Steine vom oberen Teil der Spalte nach unten fielen, während sich zwei Retter auf Erkundung befanden.
Fest steht, dass der Riss rund 20 Meter tief ist und sich viel Wasser unten in der Spalte befindet. Die Chancen waren schon am Freitag auf praktisch auf null gesunken, den Mann angesichts der eisigen Temperaturen noch lebend bergen zu können. Die Suche wurde am Samstag offiziell eingestellt, die Retter seien wegen Steinschlags zu gefährdet gewesen. Es ist das erste Todesopfer im Zusammenhang mit den vulkanischen Aktivitäten in dem Gebiet seit November.
Isländische Touristen-Attraktion Blaue Lagune öffnet und schließt wieder
Unterdessen hatte eine der touristischen Haupt-Attraktionen Islands in der Nähe von Grindavik kurzzeitig wieder geöffnet: Die Blaue Lagune ließ seit dem 6. Januar wieder Besucher in ihren warmen Quellen baden. Das Geothermalbad wird von der Hälfte aller Touristen, die nach Island kommen, besucht. Am Sonntag musste die Blaue Lagune wieder schließen.
Im Dezember wurden Schutzwälle rund um Grindavik, aber auch um die Blaue Lagune und das nahegelegene Kraftwerk Svartsengi gebaut, die mögliche Lavaströme abhalten sollte.
Island könnte bald ein weiterer Vulkanausbruch drohen. Geologen und Vulkanologen haben nach einem ungewöhnlich starken Erdbeben in der Nähe des Vulkans Grímsvötn Anzeichen auf einen möglicherweise bald bevorstehenden Ausbruch entdeckt. Der Vulkan befindet sich weit entfernt von Grindavik im Süden der Insel, in der Nähe des Eyjafjallajökull, dessen Flugasche.
Ein Erdbeben der Stärke 4,3 erschütterte am frühen Donnerstagmorgen gegen 8 Uhr deutscher Zeit die Gletscherregion um den seit Jahren sehr aktiven Vulkan südlich des Zentrums der Insel. Der Grímsvötn ist bekannt für Ausbrüche mit kilometerhohen Aschewolken. Der letzte größere Ausbruch legte den Flugverkehr in weiten Teilen Europas lahm. (sbs/dpa)