Berlin/Paris – Wohl erstmals in Europa haben sich zwei Menschen mit Zika-Viren angesteckt. Im südfranzösischen Département Var habe es zwei Infizierte gegeben, die sich nicht bei Reisen angesteckt haben können, berichteten französische Medien am Mittwoch unter Berufung auf Behördenangaben. Beide seien inzwischen genesen. Nun werde untersucht, ob es noch weitere Fälle gegeben habe.
Zika kann unter anderem über Stiche von Aedes-Stechmücken - neben A. albopictus etwa auch A. aegypti - übertragen werden. In den meisten Fällen verläuft eine Infektion unauffällig. Fieber, Kopfschmerzen und Hautrötungen können Symptome sein. Schwere Folgen können aber unter anderem auftreten, wenn sich Frauen früh in der Schwangerschaft mit Zika infizieren. Bei den Säuglingen kann es dann zur sogenannten Mikrozephalie kommen, einer Hirn- und Schädelfehlbildung. Von 2015 an traten Tausende solcher Fehlbildungen in Brasilien auf, als es dort zu einer Zika-Epidemie kam.
Erste dokumentierte Fälle in Europa
Beide Infektionen in Frankreich seien im August in kurzem zeitlichen Abstand in Hyères aufgetreten, hieß es von der europäischen Gesundheitsbehörde ECDC. Nach Kenntnisstand der Behörde handelt es sich um die europaweit ersten dokumentierten Übertragungen des Zika-Virus durch hier lebende Asiatische Tigermücken (Aedes albopictus).
In Deutschland sieht das Robert Koch-Institut (RKI) weiterhin kaum Ansteckungsgefahr. „Eine Übertragung von Zika-Fieber in Deutschland ist sehr unwahrscheinlich, weil mehrere sehr unwahrscheinliche Bedingungen zusammentreffen müssten“, erläuterte Klaus Stark, Experte für tropische Infektionen am Mittwochabend. „Ein infizierter Reisender, der das Virus ohnehin nur wenige Tage im Blut hat, müsste nach seiner Heimkehr nach Deutschland auf eine Asiatische Tigermücke treffen.“ Diese Wahrscheinlichkeit sei gering, da diese Mückenart außer in einigen Regionen Süddeutschlands hier gar nicht vorkomme. „Andere Mückenarten in Deutschland können keine Überträger sein“, betonte Stark.
Für Tigermücke muss es heiß sein
Für eine Übertragung durch die Tigermücke müsse es darüber hinaus relativ heiß sein. „Meist geht es um Temperaturen, die bei uns selbst im Sommer eher selten erreicht werden, in Südfrankreich aber schon“, sagte Stark. „Die Asiatische Tigermücke müsste dann einen Heimkehrer stechen, das Virus aus seinem Blut aufnehmen und danach einen anderen Menschen stechen und infizieren.“
Alle Fälle von Zika-Fieber in Deutschland betrafen nach RKI-Angaben bisher Reisende, abgesehen von einem einzigen bekannten Fall einer sexuellen Übertragung im Jahr 2016. Sexuell kann die Infektion auch über einen längeren Zeitraum übertragen werden.
Auch Gelbfiebermücken können Zika übertragen. Sie gibt es in Europa mit Ausnahme von Madeira und östlich des Schwarzens Meeres aber bisher nicht.
Risiko für Bevölkerung wohl gering
In Frankreich verschlechtern sich die Bedingungen für Tigermücken mit den fallenden Temperaturen des beginnenden Herbstes. Weitere Übertragungen würden vorerst unwahrscheinlicher, hieß es. Das Risiko für die Bevölkerung, auch für Schwangere und deren ungeborene Kinder, werde als gering eingeschätzt.
Das Zika-Virus wurde erstmals vor etwa 70 Jahren in Rhesus-Affen im Zika-Wald in Uganda gefunden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rief im Februar 2016 eine „Gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite“ aus. Brasilien schickte Zehntausende Soldaten in den Kampf gegen Mücken. Auch andere Länder der Region waren betroffen.
Die französischen Behörden berichteten am Mittwoch zudem, dass es seit dem 1. August sieben Fälle von Dengue im südfranzösischen Département Alpes-Martimes gegeben habe. Im Verwaltungsbezirk Rhône habe es zudem zwei Fälle gegeben, die ebenfalls durch heimische Mücken übertragen wurden. Vereinzelt gab es solche Fälle auch schon in anderen europäischen Ländern. Die weltweite Verbreitung von Dengue-Fieber ist in den letzten Jahrzehnten dramatisch angestiegen. (dpa)