In Ost- und Zentraleuropa ist die Lage aufgrund anhaltender Unwetter weiter kritisch. Die Entwicklungen im Liveblog.
Flut in EuropaBeginnende Überflutungen in Brandenburg – Aufräumen im Osten
Sintflutartiger Regen, reißende Flüsse, ganze Landstriche unter Wasser: Extremer Dauerregen hat am Wochenende große Teile von Polen, Tschechien, Österreich und Rumänien unter Wasser gesetzt – und über zwanzig Menschen das Leben gekostet.
Die verheerendsten Überschwemmungen wurden aus dem Südwesten Polens, dem Nordosten Tschechiens sowie aus Niederösterreich und Rumänien gemeldet. In Österreich wurde das ganze Bundesland Niederösterreich um Wien herum zum Katastrophengebiet erklärt. Nun bereitet sich auch Ostdeutschland auf Überschwemmungen vor, insbesondere in Brandenburg und Sachsen herrscht Hochwassergefahr. In Bayern entspannt sich die Lage dagegen bereits teilweise.
Die aktuellen Entwicklungen im Liveblog.
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Donnerstag, 19. September
+++ Beginnende Überflutungen in Brandenburg +++
In Frankfurt (Oder) und weiteren Kommunen in Brandenburg wollen Hochwasser-Krisenstäbe zusammenkommen. Am Mittwoch wurde für Flussabschnitte Hochwasseralarm der Stufe 1 ausgerufen. Es sei mit einer beginnenden Überflutung von Auen und ufernahen Wiesen zu rechnen, teilte das Landesamt für Umwelt mit. Betroffen sind die Bereiche des Oder-Ortes Ratzdorf bis Eisenhüttenstadt.
Nach der Prognose des Landesamtes wird bei Ratzdorf, wo die Oder brandenburgisches Gebiet erreicht, in den nächsten Tagen die höchste Alarmstufe 4 mit einem Wasserstand von um die sechs Meter erreicht.
+++ Elbe in Dresden steigt weiter an +++
Die Elbe steigt in Sachsen weiter leicht. Die erwarteten Scheitelpunkte hat das Wasser laut Vorhersage des Landeshochwasserzentrums noch nicht erreicht. In Dresden ist die Elbe am Mittwoch über die Marke von sechs Metern gestiegen
+++ Aufräumarbeiten in Mittel- und Osteuropa haben begonnen +++
In den Hochwassergebieten von Polen über Tschechien bis nach Österreich haben mittlerweile die Aufräumarbeiten begonnen, doch die Lage entspannt sich nur langsam. Die Einsatzkräfte haben vielerorts noch mit den Wassermassen zu kämpfen. In Polen und Tschechien unterstützen auch Soldaten. Allerdings geben die Behörden noch keine Entwarnung. Bislang kamen in Mittel- und Osteuropa mehr als 20 Menschen ums Leben.
Im polnischen Breslau im Westen des Landes wurde die Flutwelle erst in der Nacht zum Donnerstag erwartet. Da in die Oder zwischen Olawa und Breslau noch mehrere Nebenflüsse münden, die ebenfalls viel Wasser führen, sei nicht ausgeschlossen, dass es in der niederschlesischen Metropole zu Hochwasser kommen werde, sagte ein Experte. Der Hochwasserschutz in Breslau wurde vorsorglich verstärkt. Beim Oderhochwasser 1997 wurde die Stadt mit 630.000 Einwohnern zu einem Drittel überschwemmt.
Mittwoch, 18. September
+++ Zahl der Toten in Tschechien steigt auf vier +++
Die Zahl der Toten nach der Hochwasser- und Überflutungskatastrophe in Tschechien ist auf vier gestiegen. In der Gemeinde Kobyle nad Vidnavkou wurde die Leiche einer 70 Jahre alten Frau entdeckt, die seit Tagen als vermisst galt, wie die Polizei mitteilte.
Der Ort liegt im Bezirk Jesenik im Nordosten des Landes. Die Gegend im Altvatergebirge an der Grenze zu Polen war von den Unwettern besonders stark betroffen. Mindestens sieben Menschen gelten in Tschechien weiter als vermisst.
+++ Von der Leyen reist ins Hochwassergebiet nach Polen +++
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen reist am Donnerstag in ein Hochwassergebiet in Polen. Der polnische Regierungschef Donald Tusk habe die CDU-Politikerin dazu eingeladen, teilte die EU-Kommission mit. Unter anderem soll von der Leyen ein Krisenzentrum besuchen. Polen ist wie andere EU-Länder derzeit von Extremwetter betroffen. Zu dem Treffen werden auch der tschechische Regierungschef Petr Fiala, sein slowakischer Kollege Robert Fico und der österreichische Bundeskanzler Karl Nehammer erwartet.
+++ Donau-Hochwasser in der Slowakei wandert flussabwärts +++
In der Slowakei wandert die Scheitelwelle der Donau nur sehr langsam aus Bratislava flussabwärts. Die Hauptstadt ist dennoch glimpflich davongekommen. Am Dienstag hatte die Stadtverwaltung mitgeteilt, dass der Wasserstand der Donau im Zentrum mit rund 9,70 Meter schon seinen Höchststand erreicht habe. Am Mittwoch meldete der staatliche Wetterdienst aber nochmals einen leichten Anstieg auf 9,80 Meter.
Dennoch beruhigten die Behörden: Die am innerstädtischen Flussufer aufgestellten mobilen Schutzwände seien für einen Pegelstand von bis zu 10,13 Meter ausgelegt und hätten das Hochwasser daher gut überstanden, sagte ein Sprecher zur Nachrichtenagentur TASR. Der normale Wasserstand liegt im Durchschnitt bei drei Metern.
+++ Forscher zum Hochwasser: Müssen bei Vorwarnung besser werden +++
Zum Schutz vor Hochwasser sollte aus Sicht eines Experten am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) die Vorhersage kurzfristiger Ereignisse noch besser werden. An kleinen Tälern sei die Vorwarnzeit viel geringer als an großen Flüssen, sagte der Forscher Fred Hattermann im Rbb Inforadio. „Auf einmal sind die Wassermassen da, da verkeilt sich etwas unter einer Brücke, staut sich auf, und sehr schnell ist es überflutet.“ Hattermann forderte: „In der Vorhersage der kurzfristigen Ereignisse müssen wir noch besser werden.“
Neben technischen Hochwasserschutz-Maßnahmen wie etwa verstärkte Deiche, mobile Schutzwände und eine entsprechende Geräte-Ausstattung von Technischem Hilfswerk (THW) und Feuerwehr müsse auch den Flüssen mehr Raum gegeben werden, so Hattermann. „Das ist aber begrenzt, weil Deutschland eben sehr stark besiedelt ist.“
+++ Knapp zwei Millionen Menschen von Hochwasser betroffen +++
Fast zwei Millionen Menschen sind nach Angaben von EU-Kommissar Janez Lenarcic in den vergangenen Tagen von den Überschwemmungen in Teilen Europas betroffen gewesen. „In nur wenigen Tagen fiel das Drei- bis Vierfache der durchschnittlichen monatlichen Niederschlagsmenge“, so der für Krisenprävention zuständige Spitzenpolitiker in einer Rede im Europaparlament in Straßburg. Dadurch seien Flüsse wie die Donau auf ein Niveau anstiegen, das seit einem Jahrhundert nicht mehr erreicht worden sei.
Diese Tragödie sei keine Anomalie. Sie werde schnell zur Norm für die Zukunft, sagte Lenarcic. Es brauche mehr Schutz. „Jeder Euro, der in Prävention und Vorsorge investiert wird, bringt in der Regel zwischen zwei und zehn Euro an vermiedenen Verlusten, Reaktionskosten und anderen Vorteilen zurück“, so der EU-Kommissar.
+++ Elbpegel erreicht in Dresden zweithöchste Meldestufe drei +++
Die Elbe hat in Dresden am Mittwoch die zweithöchste Warnstufe drei erreicht. Nach Angaben der sächsischen Hochwasserzentrale erreichte der Pegel in der sächsischen Landeshauptstadt am Mittwochvormittag 6,01 Meter. Auch in Schöna erreichte der Elbpegel Warnstufe drei, hier lag der Wasserstand bei 6,57 Metern. Bei der Warnstufe drei kann es zu Überschwemmungen bebauter Gebiete, von Straßen und Schienen kommen.
Die höchste Alarmstufe vier wird allerdings an keinem sächsischen Elbpegel erwartet. Ab Donnerstag wird wegen nachlassender Niederschläge auch mit sinkenden Wasserständen an der Elbe gerechnet. Die Pegel an Neiße, Spree und Schwarzer Elster sanken bereits wieder. In Bayern entspannte sich die Hochwasserlage bereits.
+++ Bahnfahrten Wien-München nach Hochwasser wieder möglich +++
Österreichs wichtigste Bahnstrecke von Wien Richtung Westen ist nach den schweren Unwettern der vergangenen Tage wieder befahrbar. Das teilte der staatliche Eisenbahnunternehmen ÖBB mit. Somit sind Zugfahrten zwischen der Hauptstadt und Zielen wie Salzburg und München wieder möglich. Die Weststrecke war am Wochenende unterbrochen worden.
Die staatlichen ÖBB und die private Westbahn können jedoch bis auf Weiteres die regulären Fahrpläne nur eingeschränkt bedienen. Denn Hochwasser und Erdrutsche haben auf der Weststrecke erhebliche Schäden angerichtet. „Die Schadenevaluierungen und Aufräumarbeiten laufen auf Hochtouren“, hieß es von der ÖBB.
+++ Pegelstand der Elbe in Dresden kurz vor nächster Alarmstufe +++
Die Pegelstände der Elbe in Dresden und Schöna (Sächsische Schweiz-Osterzgebirge) steigen weiter langsam an. Die Alarmstufe 3 ist in Dresden bislang nicht erreicht worden, wie aus Daten des Landeshochwasserzentrums hervorgeht. Am frühen Mittwochmorgen wurden dort 5,98 Meter gemessen.
Damit liegt der Wert knapp vor der Sechs-Meter-Marke, die die dritte Alarmstufe einleitet. Laut der aktuellen Vorhersage soll der Wasserstand aber noch am Morgen den Richtwert erreichen.
Alarmstufe 3 bedeutet für die Anwohner, dass bebaute Fläche, überörtliche Straßen und Schienenwege überschwemmt werden können. Bei Stufe 2 werden vor allem land- oder forstwirtschaftlicher Flächen, Gärten und andere Grünflächen geflutet, einzelne Gebäude können aber auch betroffen sein.
Am Pegel Schöna wurde der Richtwert für Stufe 3 bereits überschritten. Am frühen Morgen lag der Wasserstand bei 6,54 Metern. Nach aktuellen Vorhersagen soll der Pegelstand im Laufe des Tages weiter steigen, bevor er in der Nacht auf Donnerstag wieder leicht sinkt. Demnach wird nicht erwartet, dass die höchste Alarmstufe ab sieben Metern erreicht wird.
+++ Brandenburg stellt sich auf Hochwassergefahr ein +++
In den Hochwassergebieten von Polen über Tschechien bis nach Österreich kämpfen Einsatzkräfte gegen die Folgen der Flut – vor allem Brandenburg bereitet sich auf eine mögliche Wasserwalze in den nächsten Tage vor. In dem ostdeutschen Bundesland befinden sich Krisenstäbe in Alarmbereitschaft. Bürger sind im Einsatz, um ihre Häuser vor möglichen Schäden durch das drohende Hochwasser an der Oder zu bewahren.
In Brandenburg wird am Sonntag ein neuer Landtag gewählt. Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sagte am Dienstagabend in der Live-Sendung „rbb24 - Ihre Wahl: Der Kandidatencheck“ im RBB-Fernsehen: „Wir hoffen das Beste, aber bereiten uns auf das Schlimmste vor.“ In Ratzdorf, wo die Oder Deutschland erreicht, gebe es im Gegensatz zum Hochwasser 1997 inzwischen einen Deich, sagte Woidke. Es gebe Vorkehrungen für Spundwände. 1997 erlebte Ratzdorf eine Hochwasser-Katastrophe mit schweren Schäden.
+++ Zahl der Todesopfer in Polen nach Hochwasser steigt +++
In den polnischen Hochwassergebieten sind nach Polizeiangaben zwei weitere Tote gefunden worden. Es handele sich um zwei Männer, sagte eine Sprecherin der Polizei in Klodzko der Nachrichtenagentur PAP. Die Leiche des einen Mannes sei in einem Auto in dem Dorf Ladek-Zdroj entdeckt worden. Der zweite Tote wurde in Stronie Slaskie im Flussbett der Biala Ladecka gefunden. Damit steigt die Zahl der Toten auf sechs. Am Dienstag war laut PAP von zunächst vier Toten die Rede gewesen.
Nach anderen Berichten liegt die Zahl der Todesopfer höher. So berichtete das Portal Onet unter Berufung auf Angaben der Regionalverwaltung in Klodzko von insgesamt zehn Toten, darunter drei in Ladek-Zdroj und sieben in Stronie Slaskie.
+++ Donau in Österreich für Schifffahrt gesperrt +++
Nach den heftigen Niederschlägen der vergangenen Tage dürfen auf dem österreichischen Abschnitt der Donau bis auf Weiteres keine Schiffe fahren. Das gab das Ministerium für Klimaschutz und Mobilität bekannt.
Seit dem vergangenen Hochwasser-Wochenende waren Teilstrecken des Flusses nach und nach gesperrt worden. Am Dienstag wurde schließlich auch die Schifffahrt im Grenzgebiet zu Bayern untersagt.
+++ Regentief verlässt Polen +++
Nach starken Regenfällen und verheerenden Überschwemmungen ist in Polen besseres Wetter in Sicht. Das sogenannte Genuatief – ein im Raum Genua entstandenes Tief, das mit heftigem Regen so viel Schaden verursacht habe – bewege sich von Polen weg in Richtung Südwesten, sagte eine Mitarbeiterin des Meteorologischen Instituts der Nachrichtenagentur PAP. Die Regenfronten würden sich noch in der Slowakei und Tschechien halten.
Polen gerate zunehmend unter den Einfluss eines ausgedehnten Hochdruckgebiets, das sich über Nordeuropa erstreckt. Dieses ziehe trockene, kontinentale Luft aus dem Osten besonders in den Norden des Landes.
Bereits am Dienstag war es in großen Teilen Polens warm und sonnig, die Temperaturen betrugen bis zu 27 Grad. Für die Nacht von Dienstag auf Mittwoch werden keine Regenfälle vorhergesagt. Dafür soll es besonders im Norden und Süden des Landes dichten Nebel geben, der stellenweise auch am Mittwoch noch für mehrere Stunden anhält. Im Süden und Osten werden vorübergehende Regenfälle vorhergesagt.
Dienstag, 17. September
+++ Mindestens 18 Tote durch Hochwasser in Europa +++
In Mittel- und Osteuropa haben am Montag zahlreiche Orte weiter unter den Folgen von Überschwemmungen gelitten. In Österreich, Tschechien, Polen und Rumänien kamen bis Montag mindestens 18 Menschen in den Fluten ums Leben.
In Österreich, wo vor allem im Bundesland Niederösterreich ganze Landstriche unter Wasser stehen, kamen drei weitere Menschen ums Leben. Zwei Männer im Alter von 70 und 80 Jahren wurden in der Nacht zum Montag in Niederösterreich tot aufgefunden, wie die Polizei mitteilte. Sie waren demnach in zwei verschiedenen Dörfern Höbersdorf (Bezirk Korneuburg) und Untergrafendorf (Bezirk St. Pölten) von den steigenden Wassermassen in ihren Häusern im Bezirk Tulln eingeschlossen worden und ertrunken. Später entdeckten die Rettungskräfte in Klosterneuburg die Leiche eines weiteren Mannes im Wasser. Am Sonntag war in Niederösterreich bereits ein Feuerwehrmann bei Auspumparbeiten ums Leben gekommen.
+++ Banges Warten in Deutschland +++
In Sachsen richtet sich der bange Blick auf Tschechien und die Elbe. Wassermassen aus dem Nachbarland erreichen mit Verzögerung Deutschland. In Dresden ist der Wasserspiegel der Elbe schon mehr als viermal so hoch wie der dortige Normalstand von 1,42 Metern, im Tagesverlauf wurde mit einem Überschreiten der Sechs-Meter-Marke gerechnet. Bei der Jahrhundertflut 2002 waren es 9,40 Meter.
Der ergiebige Regen im Süden und Osten von Bayern soll laut Prognose des Deutschen Wetterdienstes (DWD) bis zum Mittag nachlassen. Vorher müssen sich die Menschen aber auf erneut steigendes Wasser einstellen. In Passau überschritt der Pegelstand der Donau am frühen Morgen den Richtwert der Warnstufe 3, wie der Hochwassernachrichtendienst Bayern meldete. Mehrere Straßen, Fußwege und Parkplätze wurden gesperrt. Auch der Fluss Sempt in Oberbayern schwillt nach einem ersten Rückgang des Wassers wieder an. Am Pegel Berg nahe der Gemeinde Wörth (Landkreis Erding) wurde ebenfalls die Warnstufe 3 erreicht.