Der Spatenstich für die Hochwasserschutzmaßnahme am Vlattener Bach ist erfolgt, die Auswirkungen sollen bis Hürth zu spüren sein.
HochwasserschutzWasser kann künftig in den Zülpicher See abgeleitet werden
Leise vor sich hinplätschernd, bahnt sich der Rotbach mit seinen gewundenen Schleifen über rund 39 Kilometer seinen Weg. Dass sich dieses normalerweise so ruhige Gewässer jedoch in einen reißenden Strom verwandeln kann, hat die Hochwasserkatastrophe im Juli 2021 auf erschreckende Weise gezeigt.
Weit über 1000 Haushalte waren in der Nacht vom 14. zum 15. Juli von den über die Ufer tretenden Wassermassen allein im Zülpicher Gebiet betroffen. Bis heute sind die Geschehnisse und ihre Folgen unvergessen. Ein Projekt der nach der Flut gegründeten interkommunalen Schutzkooperation des Erftverband soll künftig die Gefahr von Hochwassern mindern.
800.000 Kubikmeter Wasser könnten in Wassersportsee umgeleitet werden
Ausgehend vom Vlattener Bach, soll eine sogenannte Überfallschwelle künftig die Ablaufmenge in den Rotbach bei starken Regenfällen verringern und das Wasser in den nahe gelegenen Zülpicher Wassersportsee ableiten. Eine Maßnahme, die zu den größten Hochwasser-Schutzprojekten der Region zähle, wie Professor Heinrich Schäfer, Vorstand des Erftverband, beim offiziellen Spatenstich berichtete. „Rein baulich gesehen ist die Maßnahme eher klein, spielt durch ihre große Wirkung aber in der obersten Liga.“
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Rund 800.000 Kubikmeter Wasser sollen in den 83 Hektar großen See umgeleitet werden können, ergänzte Projektleiterin Ronja Wenselau. „An der Eichenallee wird eine Überfallschwelle entstehen, die Wasser bis zum Auslaufbereich am See leiten soll. Der Wasserspiegel des Sees wird bei voller Auslastung um rund einen Meter erhöht.“
Ablauf in Zülpicher See soll große Entlastung bringen
Dieser eine Meter könne für ein paar Tausend Haushalte allein im Zülpicher Gebiet jedoch bereits eine große Entlastung bedeuten, betonte Bürgermeister Ulf Hürtgen. „Alle am Rotbach gelegene Haushalte sind von diesem Projekt betroffen: auch bis nach Mülheim-Wichterich und Lechenich.“ Und auch weit über die Stadtgrenzen hinaus sorge die Maßnahme am Wassersportsee für Erleichterung: „Selbst in Hürth habe ich schon Gespräche mit Menschen geführt, die froh über den Baubeginn sind. Jeder Liter Wasser, der schon hier abgeleitet wird, landet letztlich auch nicht in der Erft.“
Zwar erfordere der Bau eine Verlegung des Wirtschaftsweges, der Alltagsbetrieb werde dadurch dennoch nicht beeinflusst, berichtete Ronja Wenselau. „Die Eichenallee wird im Bereich der Überfallschwelle zu einer Furt abgesenkt, die für den landwirtschaftlichen Verkehr aber als Wegeverbindung aufrechterhalten bleibt.“
Im Januar 2025 soll der erste Abschnitt in Angriff genommen werden, für den etwa drei bis vier Monate Bauzeit geplant sind. „Das gesamte Projekt hat schon jetzt bewiesen, dass selbst mit einer so kurzen Planung, mit guter und enger Zusammenarbeit schnell Ergebnisse erzielt werden können“, sagte Heinrich Schäfer.
Lobende Worte, die Bürgermeister Ulf Hürtgen nicht nur an den Kreis Euskirchen, sondern auch an die umliegenden Vereine weitergab. „Auch die Wassersportvereine haben von Anfang an betont, dass Personenschutz immer vorgeht, und uns sofort ihre Unterstützung zugesagt“, so der Bürgermeister. „Im Zülpicher Gebiet stehen uns mit den beiden Tagebauseen die wahrscheinlich größten Rückhaltebecken als Puffer der Region zur Verfügung. Diese wollen wir mit Projekten wie diesem zum Ausbau des Hochwasserschutzes nutzen. Und mit dem heutigen Tag sind wir diesem Ziel wieder einen Schritt nähergekommen.“